In der vergangenen Woche kamen gleich zwei ÖFB-Spitzenfunktionäre zu Fall: Neben Klaus Mitterdorfer musste auch Georg Pangl, Landespräsident im Burgenland, seinen Hut nehmen. Erst im März 2024 hatte er sich in einer Kampfabstimmung um das Amt durchgesetzt, der Rücktritt erfolgte - so eine erste Aussendung am Donnerstag - aus freien Stücken und "persönlichen Gründen".
Noch am selben Abend wurde aus Medienberichten deutlich: Es ging um ein Compliance-Thema. Pangl selbst richtete aus, dass er einen Fehler gemacht habe, allerdings nicht vorsätzlich, sondern zum vermeintlichen Vorteil des BFV. Trotz seines Angebotes, den Fehler rückabzuwickeln, habe das Präsidium ihm das Vertrauen versagt, daraus müsse man dann die Konsequenzen ziehen.
Pangl in der Offensive
Offensichtlich war damit aber noch nicht alles gesagt, denn Pangl legte wenig später nach: "Ich bin voll ins offene Messer gelaufen". Er habe das Gefühl, dass die Präsidiumssitzung, die letztlich zu seinem Rücktritt führte, von Beginn weg darauf ausgelegt gewesen war.
Zentraler Streitpunkt war ein Leasing-Geschäft mit einem oberösterreichischen Autohändler. Pangl habe, so der Burgenländer, schon im Vorfeld eine Vereinbarung mit diesem Unternehmen geschlossen - er, beziehungsweise seine "Pangl Football Group GmbH", bekam ein Leihfahrzeug gratis zur Verfügung gestellt und sollte im Gegenzug "Türen öffnen".
Auf der Suche nach zwei neuen Autos für den BFV kam man erneut ins Gespräch, die oberösterreichische Firma legte ein Angebot vor. Pangl bot an, in Zukunft auf Kilometergeld in Höhe von rund 7.000 Euro im Jahr zu verzichten, da er ohnehin die meisten Wege mit dem besagten Leihauto seiner Firma erledigen würde. Mithilfe dieser Lösung hätte sich das oberösterreichische Unternehmen gegen einen Konkurrenten aus dem Burgenland durchgesetzt, so die Argumentation. Am Samstag legte Pangl dann nach und meinte unter anderem im 'Kurier' in Richtung Präsidium: "Schämt ihr euch nicht?"
Öffentlicher Abtausch
Das wollte wiederum der burgenländische Verband nicht unkommentiert auf sich sitzen lassen, in einer Aussendung wurden am Wochenende aus Sicht des Verbands die Fakten auf den Tisch gelegt - und das nicht zu knapp. Pangl habe die zuständigen Organe bei Investitionen und Beauftragungen nicht ausreichend eingebunden und versucht, die Geschäftsführer einzuschüchtern. Zum Thema Leasingautos argumentiert der BFV: Der neue Deal für Leasingautos sei keinesfalls günstig, sondern um rund 17.000 Euro teurer als der bisherige gewesen. Präsident Pangl habe erst auf Nachfrage Vergleichsangebote einholen lassen und das oberösterreichische Unternehmen in der Folge bevorzugt behandelt.
Das schaut nicht gut aus, ich habe mich aber nicht bereichert.
"Das schaut nicht gut aus, ich habe mich aber nicht bereichert", erklärte er in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag" dazu. Nach diesem Hin und Her bleibt der Öffentlichkeit ein undurchsichtiges Bild von dem, was sich über die letzten Monate im BFV zugetragen hat.
Anderes Compliance-Thema im Herbst
Dass sich Georg Pangls Tätigkeit in der Privatwirtschaft auch in anderen Fällen problematisch mit seinem Präsidentenamt gekreuzt hat, ist nicht auszuschließen. Schon vor einigen Wochen hatte 90minuten in einem anderen Fall Kontakt zum BFV.
Auslöser war eine Vereinbarung über die Durchführung von Techniktrainings im Rahmen der Nachwuchsförderung. Den Zuschlag erhielt per September 2024 das Unternehmen "Teco7", an dem die Pangl Football Group zu 30 Prozent beteiligt war.
Zwar hatte Pangl seinen Rückzug aus dem Unternehmen im September dieses Jahres bereits eingeleitet, die zeitliche Nähe sorgt aber auch in diesem Fall für eine ungünstige Optik: Die erste Trainingseinheit fand am 25. September statt, erst zwei Tage später wurde die Beteiligung gerichtlich aus dem Firmenbuch gelöscht. Allen verfügbaren Informationen zufolge hat Georg Pangl aber keinen wirtschaftlichen Vorteil aus dieser Konstellation gezogen.
Aber: Auf Anfrage von 90minuten bestätigte der BFV Mitte Oktober, dass auf eine Ausschreibung verzichtet wurde. Ein wirtschaftlicher Vergleich mit anderen Anbietern wurde zwar angestellt, diese entsprachen aber nicht den Vorstellungen. Es sei vielmehr naheliegend gewesen, einen burgenländischen Experten zu beauftragen. In diesem konkreten Fall eben einen Geschäftspartner von Pangl. Eine schlechte Optik bleibt auch hier.
Keine Zeit für Aufbruchstimmung
Fest steht: Georg Pangl ist im Burgenland als Reformer angetreten, er wollte frischen Wind in den Verband bringen. Als ehemaliger Bundesliga-Vorstand und Funktionär im europäischen Fußball zählte er von Beginn weg zu den bekannteren Landespräsidenten, der 59-Jährige gilt als umfassend vernetzt.
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Und tatsächlich ist es ihm gelungen, das ein oder andere lukrative Geschäft an Land zu ziehen: Für die neu geschaffene Frauen-Landesliga hat er die Donau Versicherung als Sponsor gewonnen, auch mit Unternehmen wie Billa und der Raiffeisen Bank wurden Kooperationen vereinbart.
Unterm Strich bleiben neben diesen Erfolge aber eben auch Fehltritte, die Pangl letztlich zu Fall gebracht haben.
Pangl will Frieden
90minuten hat Georg Pangl erreicht und um eine Stellungnahme zu den im Raum stehenden Vorwürfen gebeten. "Ich habe entschieden, mich zu diesen Themen nicht mehr zu äußern", gab er zu verstehen. Er wolle jetzt an einer Klärung mit dem BFV arbeiten und Frieden schließen.
Es bleibt abzuwarten, ob dieses Vorhaben gelingt, oder der Schlagabtausch bald eine Fortsetzung findet. Dem Vernehmen nach sehnt sich der burgenländische Verband jedoch auch nach Ruhe, um sich wieder seinen Mitgliedern widmen zu können.