Braunöders Auf und Ab in Como
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Braunöders Auf und Ab in Como

Nach Wochen der Genugtuung und Wochen in einer neuen Welt erlebt der U21-Teamkapitän nun schwierige Wochen bei seinem Klub.

Aus dem Motz wurde der Matti. So rufen sie Matthias Braunöder (22) in Como.

Doch sonst ist irgendwie alles wie immer. Eine junge Karriere als Berg- und Talfahrt. Bei der Wiener Austria folgten auf gute Zeiten immer wieder schwierige, in Italien hat sich das nicht geändert.

Als der Mittelfeldmotor im Winter von den Veilchen in die Serie B wechselte, sorgte er mitunter für Verwunderung.

Wochen der Genugtuung

Zweieinhalb Monate benötigte der Burgenländer, um sich im Mittelfeld der Italiener festzuspielen, ab seinem ersten Startelf-Einsatz verlor Como aber die finalen neun Saisonspiele nicht mehr, fixierte den Aufstieg in die Serie A.

Für Braunöder Wochen der Genugtuung: "Schon mit dem Aufstieg war mir klar, dass jetzt auch die letzten Kritiker verstummen werden. Mir persönlich war von Anfang an klar, dass dieser Schritt auf jeden Fall Sinn macht. Selbst in der Serie B war das Niveau höher als bei der Austria."

Wochen in einer neuen Welt

Dass die Serie A sowieso eine komplett andere Welt ist, versteht sich von selbst. Der U21-Teamkapitän kam gut darin an. Zum Saisonstart stand er in der Coppa Italia und zum Liga-Auftakt gegen Juventus 90 Minuten am Rasen.

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Braunöder gegen Bologna, sein bisher letzter Einsatz

Über 40.000 Fans in Turin, der neue Alltag des Matthias Braunöder. "Das Spiel gegen Juve war geil, dieses Erlebnis werde ich nicht vergessen", sagt er.

Wochen auf der Bank

Nach einem weiteren Startelf-Einsatz gegen Cagliari änderte sich die Lage aber schlagartig. In den vergangenen fünf Partien stand Braunöder nur einmal auf dem Rasen, zwei Minuten lang.

"Meine Situation ist anders als vor ein, zwei Monaten. Ich hatte eine super Vorbereitung, war in den ersten Spielen in der Startelf. Aber gegen Ende der Transferzeit sind auf meiner Position mit zwei neuen Spielern extreme Verstärkungen gekommen. Aktuell sind diese beiden vor mir. Der Konkurrenzkampf ist riesig. Ich muss es so hinnehmen", sagt er.

Am meisten freue ich mich auf das Spiel im San Siro.

Como lieh den 21-jährigen Argentinier Maximo Perrone von Man City aus. Und weil Sergi Roberto zu haben war, schlug der ambitionierte Aufsteiger noch einmal zu. Der 32-jährige Spanier holte mit Barca 22 Titel, spielte 373 Mal für die Katalanen und elf Mal im Nationalteam, ein übermächtiger Konkurrent.

Wochen des Kampfes

Doch die Saison ist lang, das Duo wird in der Mittelfeld-Zentrale nicht die gesamte Saison durchspielen. Nun gilt es für Braunöder, sich gegen die weiteren Konkurrenten in der zweiten Reihe durchzusetzen.

Er berichtet: "Ich bekomme vom Trainer gutes Feedback. Wir haben letztens erst länger miteinander gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er meine Entwicklung positiv sieht." Immerhin.

Kurz vor Weihnachten steht das Auswärtsspiel gegen Inter auf dem Programm. Irgendwie ein Fernziel. "Am meisten freue ich mich auf das Spiel im San Siro. Das hat etwas Magisches. Das ist das Stadion, das einem zuerst einfällt, wenn man an den italienischen Fußball denkt", sagt der 22-Jährige.

Wochen der Entwicklung

Dass ihn das Engagement am Comer See bislang weitergebracht hat, da ist sich Braunöder jedenfalls sicher.

"In den Zweikämpfen geht es körperlich anders zu, die Schiedsrichter lassen viel mehr durchgehen als in Österreich. Vom Laufumfang und der Intensität her ist es aber ähnlich wie in Österreich. Fußballerisch ist die Qualität jedoch viel höher", meint er.

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Braunöder beim Aufwärmen

"Das Taktik-Training ist intensiv, viel für den Kopf. Die Einheiten sind alle mit dem Ball, aber extrem lange und eben sehr intensiv. Das kannte ich aus Österreich so nicht. Der Trainer strebt nach Perfektion", berichtet der Youngster.

An der Seitenlinie steht mit Cesc Fabregas ja auch nicht irgendeiner. Der Katalane sei "fußballverrückt" betont sein Schützling immer wieder.

Wie sich das äußere? "Fabregas schaut die ganze Zeit nur Fußball, egal, wo wir hinfahren. Wir haben im Restaurant eine Couch mit einem riesigen Fernseher, da sitzt er die ganze Zeit und schaut Fußball. Er kennt jeden Spieler der gegnerischen Mannschaften, die Stärken und Schwächen. Er ist einfach verrückt nach Fußball."

Wochen des Studiums

Diese Leidenschaft teilt der Como-Coach praktisch mit ganz Italien. "In Italien hat der Fußball einen anderen Stellenwert als in Österreich. Egal, wo du bist, kennt sich gefühlt jeder aus, jeder kennt die Ergebnisse", sagt Braunöder.

Er selbst lebt mit seiner Freundin in Como. Einmal in der Woche kommt eine Italienisch-Lehrerin, den Rest erledigt der Kicker, der zu Akademiezeiten immer als Musterschüler galt, im Selbststudium.

"Mit der Sprache läuft es immer besser, ich verstehe schon recht viel. In der Kabine wird viel Italienisch gesprochen, mittlerweile auch viel Spanisch. Die Amtssprache vor der Gruppe ist aber Italienisch. Ich fühle mich privat extrem wohl", versichert er.

Jetzt muss es nur auf dem Rasen auch wieder bergauf gehen.

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