Austria-Salzburg-Rivale SC Imst: Geplant eine Lücke schließen
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Austria-Salzburg-Rivale SC Imst: Geplant eine Lücke schließen

Wer ist der Klub aus der Tiroler Bezirkshauptstadt Imst, der möglicherweise ein Comeback von Austria Salzburg im österreichweiten Fußball verhindert? 90minuten hat nachgefragt.

Lange Jahre waren Fußball und Imst kein Thema auf der österreichweiten Landkarte. Nun steht der Klub aus der Bezirkshauptstadt im Tiroler Oberland punktgleich mit Austria Salzburg auf Rang eins der Regionalliga West. Die Violetten beanspruchen ganz entscheidende Momente des heimischen Fußballs für sich, die Rot-Weißen aus dem "Heiligen Land" spielten vor 2019 zuletzt 1987/88 in der dritthöchsten Spielklasse. Fußball-Traditionalisten könnte das unrund machen. 

Vor allem auch deshalb, weil die Imster gefühlt etwas anders an die Sache "österreichweiten Fußball" herangehen. "Vor fünf Jahren haben wir im Vorstand evaluiert, welche Möglichkeiten es gibt", erklärt Klubmanager Martin Schneebauer im Gespräch mit 90minuten. Zum Drüberstreuen sagt er auch: "Die erste Bundesliga ist absolut kein Thema. Wir wollen die Lücke in Tirol zwischen Bundesliga und Regionalliga schließen."

Dabei wäre die Stadt mit annähernd 12.000 Einwohnern in etwa so groß wie Ried, als die Innviertler sich in den 90er-Jahren aufgeschwungen hatten, den Begriff "Dorfklub" zum Thema zu machen. Keine Bundesliga-Ambitionen und Austria Salzburg vom Comeback in der 2. Liga abhalten? Diesen SC Imst muss man sich genauer anschauen.

Lange dahin gedümpelt

Die Geschichte der Stadt ist vielleicht etwas sinnbildlich für den Fußballverein. Schon in der Bronzezeit siedelten hier Menschen im Tiroler Oberland, urkundlich erwähnt wurde der Ort bereits im Jahr 763. Es hätte auch eine Stadt werden können, allerdings hätten die Bewohner dafür ab 1312 selber eine Stadtmauer errichten müssen, was zu teuer war. Hier schaut man aufs Geld, das zeigt sich auch bei der Geschichte des Fußballs.

Martin Schneebauer ist einer derer, die einen Fünfjahresplan Richtung 2. Liga verfolgen
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Martin Schneebauer ist einer derer, die einen Fünfjahresplan Richtung 2. Liga verfolgen

Als der Vorgängerverein "FC Imst" 1933 von Franz Schöpfer gegründet wurde, startete die Ortschaft durch. Seit 1898 tatsächlich eine Stadt, dümpelten die offiziellen Einwohnerzahlen unter 3.000 Menschen herum. Ab den 30ern stiegen die Bewohnerzahlen.

Der FC wurde 1955 aufgelöst und der SC aus der Taufe gehoben. Gekickt hat man im Unterhaus, die besten Spieler gingen ins nahe Innsbruck. In den 80ern spielte man dann ein paar Saisonen drittklassig, von 1988/89 bis 2018/19 in der Tiroler Liga. 1994 gab es auch noch eine Fusion des SC mit dem dazwischen wieder neu gegründeten FC Imst. Nun geht es mit Plan nach oben.

Wer zahlt den Spaß?

Um die Zulassung zur 2. Liga zu bekommen, braucht es nebst sportlichem Erfolg wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die passende Infrastruktur. Zuerst hat man demzufolge eine umfangreiche Analyse durchgeführt. In erster Linie, so Schneebauer, was wirtschaftlich möglich ist. Da kam man drauf, dass man das notwendige Geld möglichst regional lukrieren kann. Für einen Aufstieg veranschlagt man vor Ort rund 500.000 Euro pro Saison.

Grundsätzlich sagt Schneebauer folgendes: "Wir finanzieren uns über Zuschauer, Partner und Sponsoren. Dazu kommen noch öffentliche Förderungen, aber die sind im niedrigsten fünfstelligen Bereich." Fans hin oder her, braucht es Geldgeber und da gibt es logische lokale Unterstützer wie Namenssponsor Sparkasse Imst, die Silvretta Therme Ischgl oder Zillertaler Bier. Den Stadionnamen steuert Velly bei, eine österreichische Frisörkette aus dem Westen von Österreich (Anm.: Filialen in Vorarlberg und Tirol) mit deutschen Wurzeln.

In Wattens meinte man anfangs, die Diana zahlt alles. Das ist aber nicht so. Die WSG Tirol hat um sich ein Firmennetzwerk aufgebaut.

Martin Schneebauer

Ansonsten beschrieben Funktionäre vor allem von Wacker die Situation hinsichtlich Sponsoren in Tirol als eher dürftig. Stimmt nicht, meint der Klubmanager. Man müsse sie suchen, Big Player gebe es. So unterstützt nicht nur die Uniqa den Verein, sondern auch Multimillionen-Euro-Unternehmen aus Tirol. IDM, ein Wärmepumpen-Spezialist mit Sitz in Matrei in Osttirol, schreibt rund 200 Millionen Euro Umsatz. Die Pfeifer Holding aus Imst ist in Sachen Schalungsplatten und Palettenklötzen Europas Marktführer, bei Schnittholz und Pellets unter den Top3 des Kontinents. An 13 Standorten in vier Ländern erwirtschaften insgesamt 2.600 Mitarbeiter über eine Milliarde Euro Umsatz. Entgegen der landläufigen Meinung, es gebe keine Wirtschaft in Tirol, ist er überzeugt, dass es geht; wenn man sich erklärt.

Wer sieht sich das an?

Natürlich bewege der FC Wacker Innsbruck ganz andere Massen. Der Traditionsverein aus der Landeshauptstadt wird inzwischen aber von einem Geldgeber aus Amerika vollends finanziert. So eine Abhängigkeit wird es beim SC Imst nicht geben. Ein Fußballverein ist grundsätzlich aber ohne Sponsoren und Partner nicht zu betreiben. Das weiß er auch deshalb, weil er a) Tiroler ist und b) mehrere Jahre für die WSG Tirol tätig war: "In Wattens meinte man anfangs, die Diana (Anm. Langes, Präsidentin) zahlt alles. Das ist aber nicht so. Die WSG Tirol hat um sich ein Firmennetzwerk aufgebaut."

Für den vor fünf Jahren anvisierten 2.-Liga-Aufstieg brauchte es neben der Wirtschaftlichkeit natürlich Investitionen ins Stadion, die Stadt rüstet Flutlicht und Beschallung auf, in und um die VELLY Arena war der Verein selbst tätig. Das führt man auch zukunftsweisend durch. Hinsichtlich Zuschauerpotential ist man wohl noch nicht dort, wo man sein könnte. Inklusive Stehplätze passen über 4.000 Menschen hinein, 3.500 Fans sieht er aber als "ideal" an. 1.000 bis 1.500 könnten es im Schnitt in der 2. Liga werden. 

Gegen den Aufstiegsrivalen Austria Salzburg waren deutlich über 2.000 Fans in der VELLY Arena, gegen den LASK im Cup derer über 3.000. "Am Mittwoch um 18:30", betont er, "Die Leute kommen aus den benachbarten Tälern angereist, die Fahrstrecke ist keine geringe. Wir sind guter Dinge, dass das Potenzial da ist." Er spricht von aktuell rund 600 Fans im Schnitt, das die Basis für den geplanten Zuschauerschnitt ist.

In Sachen Panorama wäre der SC Imst auf jeden Fall eine Bereicherung für die 2. Liga
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In Sachen Panorama wäre der SC Imst auf jeden Fall eine Bereicherung für die 2. Liga

Wer kickt?

Am Ende muss man aber vor allem sportlich überzeugen können. Der Kader besteht einerseits aus Tiroler Ex-Bundesliga-Kickern wie Florian Jamnig (34, u.a. LASK, Altach), Armin Hamzic (31, u.a. Wacker, Rapid) oder Thomas Kofler (26, Hartberg). Sie haben inzwischen bereits den Einstieg ins Berufsleben gemacht und leiten die jungen Talente an. Der Großteil des Kaders besteht aus Spielern, die in und um Imst wohnhaft sind. Diese kommen aus dem Raum Innsbruck bis Kappl im Paznauntal.

Diese können andererseits auch Spieler sein, die in jungen Jahren ins Ausland gingen und es (noch) nicht geschafft haben, im Profifußball Fuß zu fassen, wie Mehmet Sahin (20, u.a. Stuttgart), Christian Steinlechner (20, u.a. Ravensburg) oder Sandro Waibl (19, Modena). "Die jungen Burschen müssen arbeiten gehen, das ist bei uns Voraussetzung."

Angeleitet werden die Spieler seit Sommer von Jens Scheuer, auch keine uninteressante Person. Scheuer betreute zwischen 2015 und 2023 die Frauen-Teams des SC Freiburg, von Bayern München sowie Brighton & Hove Albion. Aber diese durchaus besondere Personalie verdient beizeiten eine nähere Betrachtung. 

Das ist er also, der SC Imst, der Verein, der sich selbst einen Plan gegeben hat und bestenfalls bereits 2025/26 in der 2. Liga spielen wird. Statt Austria Salzburg. Dort zeigte die Historie halt auch, dass ein großer Name alleine auch nicht alle Rechnungen zahlt...


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