Austria Salzburg: Jetzt oder nie?
Foto © GEPA

Austria Salzburg: Jetzt oder nie?

Austria Salzburg steht an der Schwelle zum österreichweiten Fußball. Das letzte Abenteuer in der 2. Liga 2015/16 hat den Klub weit nach hinten geworfen. Wie will man das vermeiden?

Der Senat 3 hat das Stadion als zweitligatauglich kommissioniert, das Budget steht, fehlt nur noch die endgültige Zulassung durch den Senat 5. Und natürlich der sportliche Aufstieg. Aktuell liegt man drei Punkte vor dem SC Imst.

"Wir trauen uns das alles zu", sagt ein selbstbewusster Obmann. Seit sieben Jahren ist David Rettenbacher beim Verein und bei Austria Salzburg ehrenamtlicher Obmann, der sich neben Sponsor-, Behörden- und Spielerverhandlungen - wie seine Vorstandskollegen - auch regelmäßig um die Reinigung der Kabinen vor und nach Heimspielen kümmert.

Die violetten Mozartstädter müssen nun eine Zulassung bekommen und den Konkurrenten aus Imst hinter sich lassen, insofern die Tiroler eine Spielbewilligung bekommen. Fehler wie früher will die Austria dabei nicht mehr machen, wie der Obmann im 90minuten-Interview klar und deutlich darlegt.

Schuldenberg abbauen

Das Intermezzo in der Zweitklassigkeit 2015/16 endete in der Insolvenz und somit dem Zwangsabstieg. Man musste in Maxglan und dem Ausweichstadion Schwanenstadt investieren; das Westderby am FAC-Platz in Wien austragen. Spieler wie die Ex-Bullen Somen Tchoyi, Ernst Öbster oder Routiniers wie Haris Bukva und Andreas Bammer waren zwar nicht der ausschlaggebende Grund für die Probleme, haben sie aber auch nicht verbessert.

Die Austria hatte sich schlicht übernommen. In Summe wurde ein Schuldenberg von einer knappen Million abgetragen. Mit dem 90. Geburtstag 2023 war der Verein dann schuldenfrei.

David Rettenbacher

1,8 Millionen Euro betrug der Schuldenberg, als Rettenbacher mit einem neuen Vorstandsteam Anfang 2018 antrat. Letztlich waren rund 800.000 Euro zu tilgen. Schwierig, so viel abzutragen, wenn man nach einem Jahr Regionalliga auch noch zwei in der Landesliga antritt.

"Die Austria hatte sich schlicht übernommen", bilanziert er die gerade illustrierten Umstände. "In Summe wurde mit Hilfe unserer Mitglieder innerhalb von sechs Jahren ein Schuldenberg von einer knappen Million abgetragen. Mit dem 90. Geburtstag 2023 war der Verein dann schuldenfrei."

Lizenz verweigert

2023/24 traten die Austrianer in der Regionalliga West an, die Zulassungsverweigerung wurde letztlich durch das Ständig Neutrale Schiedsgericht bestätigt. Der Grund: infrastrukturelle Gründe, den Standort in Maxglan betreffend. Eine "extreme Enttäuschung, dass wir die sportliche Meisterleistung unserer Mannschaft nicht mit dem Aufstieg belohnen konnten", nannte es Rettenbacher damals.

Das Thema Lärmschutzwände hat sich erledigt, nun ging es unter anderem auch um die Flutlichtanlage, die 2015 als eine der modernsten im Lande galt. Aber geänderte Umweltschutzvorschriften verhinderten zunächst einen einfachen Weg zurück in die 2. Liga.

Man glaubt es ja gar nicht: Ex-Red-Bull-Kicker Somen Tchoyi im Dress der Violetten
Foto © copyright todo
Man glaubt es ja gar nicht: Ex-Red-Bull-Kicker Somen Tchoyi im Dress der Violetten

Erst das Zusammenspiel mit der Behörde und Neo-Bürgermeister Bernhard Auinger, "der uns im Rahmen seiner Möglichkeiten beim Genehmigungsprozess toll unterstützt hat", führte schließlich zum gültigen Bescheid. Der Verein dankt's.

Zankapfel Stadion

Noch eine Rückblende, denn das Verhältnis zwischen Stadt und Verein war lange auch nicht gerade das beste. Eine Rolle spielen dabei vielleicht auch mittlerweile weit in der Vergangenheit liegende Probleme mit den Fans.

Wie schwer sich die Austria lange tat, illustriert die Episode rund um die Heimstätte hervorragend. In Wals-Siezenheim zu spielen, kommt emotional nicht infrage. Weil der ehemalige Spielort der Lieferinger in Grödig einen Kreisverkehr zu wenig hat, ginge das derzeit ohnehin nicht. In einem Bundesliga-Stadion dürfen eben nur zwei Teams spielen.

Max Aicher, der sein Geld als Immobilienentwickler macht, wollte der Austria ein Stadion bauen. Der Hauptsponsor träumte gemeinsam mit dem Verein von einer Spielstätte bei der Messe. Dort hätte man eine unterirdische Müllanlage, die die Stadt jährlich viel Geld kostet, unnötig gemacht, über 400 Wohnungen – davon die Hälfte als Sozialwohnungen – errichten wollen.

Mit denen können wir uns, aufgrund deren Verkauf des Vereins, finanziell unmöglich messen. Wir werden nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen.

Rettenbacher über Wacker, einen möglichen Konkurrenten 2025/26

Die Austria hatte aber trotz der in der Landeshauptstadt akuten Wohnungsnot durch politische Querelen das Nachsehen. "Das wäre eine Traumlösung gewesen", so Rettenbacher. "Wir hätten eine Spielstätte gehabt, der Stadt hätte die Errichtung nichts gekostet und wir hätten die Wohnungssituation verbessert. Verstanden haben all das die Wenigsten." Aber es musste weitergehen. Und mit vielen ehrenamtlichen Stunden und Investitionen durch den Verein gelang es nun. 

Investor? Nein, danke!

Wenn es dieses Jahr klappen sollte, wird der Verein "kein finanzielles Risiko" eingehen. Investoren würden – mal mehr, mal weniger seriös – halbjährlich anrufen. Doch die Austria ist "Allgemeingut, das machen wir nicht. Die Anfragen leite ich schon gar nicht mehr an den restlichen Vorstand weiter. Alle im Verein sind sich einig, dass die Austria unverkäuflich ist."

Er sagt weiter: "Wir haben gute Partner, sind breit aufgestellt, Stand jetzt würden wir realistischerweise mit Amateurspielbetrieb aufsteigen. Alles andere zeichnet sich bisher nicht ab." Wenn möglich, werde man den Kader aber um den einen oder anderen Profi ergänzen. 

Aktuell plant man mit einer guten Million Euro: 1,5 sind das Ziel. Danach richtet sich dann auch die tatsächliche Budgethöhe. Verpasst man den Aufstieg, wird es schwierig. 

Der Verein ist "Allgemeingut" und nicht verkäuflich
Foto © GEPA
Der Verein ist "Allgemeingut" und nicht verkäuflich

Nicht auf Biegen und Brechen

Die Austria hat nämlich aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Man weiß, dass man nichts erzwingen darf, auch wenn der Aufstieg, wenn er dieses Jahr nicht klappt, ungleich schwieriger wird. Nächstes Jahr wird Wacker Innsbruck ein finanziell übermächtiger Gegner sein: "Mit denen können wir uns, aufgrund deren Verkauf des Vereins, finanziell unmöglich messen."

Dann werden möglicherweise auch vermehrt hoffnungsvolle Talente aus der 1b hochgezogen. Denn: "Wir werden nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen, auch wenn es nach oben natürlich keine Grenzen gibt."

Und ab 2026/27 ist der Direktaufstieg – Stand heute – weg. Eine Sache, die die Violetten naturgemäß stört, pocht man doch auf das Recht des jeweiligen Meisters, direkt in die nächste Spielklasse aufsteigen zu können. Dass das bei den vier Regionalligen schwierig ist, erkennt er aber an.

Will die Austria also zurück in den österreichweiten Fußball, sollte es tunlichst dieses Jahr passieren. Dann wird es zwar nicht unmöglich, aber schwieriger.


Kommentare