Lange mussten Joachim Standfest und der SCR Altach zittern. Mitte Mai stand es am vorletzten Spieltag dank eines 1:0-Erfolgs bei der WSG Tirol dann fest: Die Vorarlberger spielen auch 2024/25 in der ADMIRAL Bundesliga.
Standfest wurde bereits im Vorfeld eine Jobgarantie eingeräumt, und so darf der Coach in sein zweites Jahr als Cheftrainer in der ADMIRAL Bundesliga.
Dort steht am Samstag (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker) gegen die WSG Tirol das erste Spiel der neuen Bundesliga-Saison an.
Lehrreiches Jahr für Standfest
"In erster Linie war es ein sehr aufregendes Jahr für mich persönlich. Es waren sehr viele Sachen, die neu waren. Es ist viel größer und umfangreicher, da muss man sich auch einmal hineinfinden", berichtet der 44-Jährige am Media Day der ADMIRAL Bundesliga.
Die Aufgabe sei viel verantwortungsvoller. Dabei gelte es für Standfest auch, aus seinem ersten Jahr zu lernen. "Ich habe sicher meine Inhalte gezogen, wie ich mich verbessern kann oder wie ich mich verbessern muss, damit es noch runder und besser läuft", so der Übungsleiter.
"Wir haben Spieler gesucht, die sich aufbäumen, wenn etwas nicht läuft, die sich vielleicht einmal mit dem Gegner anlegen oder gegnerische Zuschauer provozieren, damit ein bisschen eine Stimmung in die Mannschaft kommt."
Gerade die neue Perspektive aus Trainersicht sei eine Umstellung gewesen. "Es ist schon so, dass ich noch sehr viel als Spieler gedacht habe. Ich habe viele Entscheidungen getroffen, wo ich mir gedacht habe, die hätte ich als Spieler so gerne gehabt", gibt Standfest zu und fügt an: "Ich weiß jetzt, warum meine Trainer das damals anders entschieden haben, wo ich sauer war auf sie."
Altach soll weniger brav werden
Dass die Altacher bis zum Schluss zittern mussten, hat nicht zuletzt mit einer alles andere als guten Effizienz vor dem Tor zu tun. "Wir haben großteils sehr guten Fußball gespielt. Wir haben sehr viele Torchancen herausgearbeitet. Es geht darum, die Chancen zu verwerten", weiß Standfest.
Weiters kreidet Standfest seiner Mannschaft im Vorjahr an, in vielen Dingen zu brav gewesen zu sein. "Die letzte Killer-Mentalität hat uns letztes Jahr ein bisschen gefehlt, dass wir die Spiele auf unsere Seite ziehen", weiß auch Kapitän Lukas Jäger. Viele enge Spiele wurden schließlich negativ beendet.
"Wir haben Spieler gesucht, die sich aufbäumen, wenn etwas nicht läuft, die sich vielleicht einmal mit dem Gegner anlegen oder gegnerische Zuschauer provozieren, damit ein bisschen eine Stimmung in die Mannschaft kommt. Da waren wir zu brav", beschreibt Standfest die Suche nach neuen Akteuren.
Und man dürfte fündig geworden sein. Kapitän Jäger meint zu den Neuzugängen: "Da haben wir Jungs hinzubekommen, die hungrig auf Erfolg sind."
Dabei spielt er wohl auf Lukas Fridrikas an. "Er war ein absoluter Wunschspieler von uns. Noch dazu ist er vom Charakter her ein Spieler, der uns extrem gut tut, der einmal ein bisschen provoziert vielleicht und ein bisschen aneckt. Das hat uns gefehlt und deshalb sind wir froh, dass wir das verwirklichen konnten", so Standfest. Weiters soll Fridrikas die herausgespielten Chancen verwerten. "Luki hat schon in den letzten Jahren bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Er macht uns sicher variantenreicher in der Offensive", freut sich Standfest.
Neben Fridrikas konnten mit Lincoln, Anteo Fetahu und Rapid-Leihgabe Oliver Strunz weitere Offensivkräfte an Land gezogen werden.
Strunz im zweiten Anlauf in Altach
Strunz hätte schon im Frühjahr in Altach spielen sollen, wie Standfest bestätigt. Ein Knöchelbruch verhinderte schlussendlich die Leihe.
"Das ist natürlich nicht nichts. Das tut schon weh, wenn man fünf oder sechs Monate verletzt ist. Er hat in der Vorbereitung richtig gut gearbeitet. Es dauert sicher noch ein bisschen, dass er auf 100 Prozent ist", weiß der Altach-Coach. Dennoch ist der 24-Jähriger ein Spieler, der mit seinem starken linken Fuß und seiner "Super-Dynamik" den Altachern neue Möglichkeiten geben soll.
Altach setzt auf junge Österreicher
In ihren Transferplanungen setzen die Altacher vor allem auf junges, rot-weiß-rotes Personal, das hat nicht zuletzt mit dem Österreicher-Topf zu tun.
"Roli (Kirchler, Sportdirektor, Anm.) und ich sind letztes Jahr angetreten, dass wir ein Pool für junge österreichische Spieler werden wollen", macht Standfest klar.
Das habe man so auch in der abgelaufenen Saison umgesetzt. "Wir waren in der Statistik auch die Mannschaft mit den zweitmeisten Einsätzen von Österreichern. Wir haben mit Paul Koller, Pascal Estrada und Lukas Fadinger bewiesen, dass junge Spieler bei uns die Chance kriegen und dass sie auch ins kalte Wasser geschmissen werden. Sie haben alle ihre Leistung gebracht. Deswegen sind wir überzeugt davon, auf dem richtigen Weg zu sein", erklärt Standfest.
"Filip ist ein hervorragender Junge, ein Super-Charakter. Er ist extrem reif für sein Alter. (...) Man merkt an seinem professionellen Auftreten, dass er schon immer wieder beim Profikader dabei war."
Der Einsatz junger Spieler habe auch Auswirkungen auf Transfers. "Es ist ein Mitgrund, warum wir einen Milojevic oder Kronberger kriegen. Es spricht sich herum, dass die Spieler bei uns zu Einsatzzeiten kommen, dass wir den Spielern vertrauen schenken", so Standfest.
Rapid und Sevilla bei Youngster ausgestochen
Vor allem Innenverteidiger Milojevic darf als Transfercoup bezeichnet werden. Der Vorarlberger führte in der vergangenen Saison die U19 von Leverkusen regelmäßig auf den Platz und durfte dort auch schon unter Xabi Alonso bei den Profis trainieren. Medial wurde der Youngster unter anderem mit Rapid, Anderlecht und Sevilla in Verbindung gebracht.
Den Zuschlag erhielt Altach. "Es ist natürlich ein Vorteil, wenn das Elternhaus gleich um die Ecke ist", gesteht Standfest. Der Coach könnte schon heuer auf ihn setzen. "Filip ist ein hervorragender Junge, ein Super-Charakter. Er ist extrem reif für sein Alter. Er hat in den letzten beiden Jahren extrem viel gelernt bei Leverkusen. Man merkt an seinem professionellen Auftreten, dass er schon immer wieder beim Profikader dabei war", gibt es Lob für die Neuerwerbung.
Und auch Kronberger, den Standfest aus Admira-Zeiten kennt, soll den nächsten Schritt machen, nachdem er sich in Graz nicht durchsetzen konnte, vorige Saison als Leihspieler der WSG Tirol allerdings aufzeigte. "Wir setzen alles daran, dass er seinen Weg fortsetzen kann und dort hinkommt, wo er vor der Sturm-Zeit war", so der Altach-Coach.
Madritsch gleich verletzt
Etwas dauern wird es bei Mittelfeld-Mann Diego Madritsch. Der 18-jährige Neuzugang von der SV Ried verletzte sich gleich im ersten Testspiel. "Er wird jetzt bisschen mehr als vier Monate ausfallen. So sind die Prognosen. Solche Sachen gehören im Fußball dazu. Wir warten und geben ihm die Zeit, er wird sich sicher wohl fühlen bei uns und gut reinfinden", meint Standfest.
Noch jünger und provokanter sollen die Altacher also in der diesjährigen Bundesliga-Saison auftreten. Am Samstag steigt der Auftakt im Heimspiel gegen die WSG Tirol. Dort muss man da sein, der Pflichtspielauftakt ging auf jeden Fall massiv in die Hose. Beim Regionalligisten Donaufeld setzte es im UNIQA ÖFB-Cup eine 0:2-Pleite.