Am 13. Juni 2023 wurde Peter Stöger als Sportdirektor der Admira präsentiert - ein positives Zeichen für ein ambitioniertes Projekt, das die Südstädter mittelfristig wieder in der Bundesliga etablieren soll. Bei dieser Gelegenheit ließ Präsident Christian Tschida zusätzlich mit einer Ankündigung aufhorchen: "Wir wollen eine Partnerschaft mit einem Top-Verein, der in der Champions League spielt, etablieren." Ebenso vielversprechend.
Wenig später war die Katze aus dem Sack: Die Admira kooperiert mit Celtic Glasgow, zuletzt dreimal in Folge schottischer Meister, bald folgt wohl der vierte Titel in Serie. Wie sieht man die Zusammenarbeit in Schottland? 90minuten hat bei Ryan McGinlay von 'The Celtic Way' nachgefragt.
Guter Austausch
Den größten Mehrwert als österreichischer Zweitligist bietet man einem Partner dieser Größenordnung wohl vor allem als Entwicklungsplattform. Auch wenn der Admira-Nachwuchs einen grundsätzlich guten Ruf hat, reicht es wohl nur in Ausnahmefällen für einen direkten Sprung auf die Insel. Umgekehrt macht es mehr Sinn, inzwischen haben auch schon drei Spieler den Weg nach Österreich gefunden:
Spieler (Alter) | Position | Spiele | Saison(en) |
---|---|---|---|
Tobi Oluwayemi (20) | Torwart | 9 | 2023/24 |
Matthew Anderson (20) | Linksverteidiger | 31 | 2023/24, 24/25 |
Ben Summers (20) | Mittelfeld | 7 | 2024/25 |
Dass die 2. Liga ein Sprungbrett in Richtung Champions League sein kann, haben viele Talente, massenhaft vor allem in Liefering, bewiesen. Deutlich attraktiver wäre die Bundesliga, ein Aufstieg würde auch beim Kooperationspartner Türen öffnen.
Eine frühe Erfolgsgeschichte der Zusammenarbeit ist die von Matthew Anderson: Der 20-jährige Linksverteidiger kam Ende August 2023 nach Österreich, zum Saisonende wurde er ins Zweitliga-Team der Saison gewählt. Übrigens genau wie Oluwaseun Adewumi, der als Burnley-Leihgabe aktuell Erfahrung in der schottischen Premiership sammelt. Möglich ist der Sprung also, wenn die Leistungen passen.
Spielpraxis alleine reicht nicht, die Leihspieler müssen große Sprünge machen, um einen Durchbruch bei Celtic zu schaffen.
Die Latte liegt natürlich hoch, wie McGinlay erklärt: "Realistisch gesehen müssten diese Spieler eine überragende Saison für die Admira spielen, um auch nur eine kleine Rolle bei Celtic zu übernehmen. Nicolas Kühn hat in der Bundesliga überzeugt und ist jetzt der beste Spieler des Vereins, aber auch er hat seine Zeit gebraucht. Spielpraxis alleine reicht nicht, die Leihspieler müssen große Sprünge machen, um einen Durchbruch zu schaffen."
Kandidat Anderson
Anderson spielt inzwischen seine zweite gute Saison in der Südstadt und ist schottischer Nationalspieler. Damit sollte er ein guter Maßstab für die Zukunft sein, Celtic muss sich demnächst entscheiden, ob sein auslaufender Vertrag verlängert wird. Bestmöglich präsentiert hat er sich jedenfalls.
Anderson spielt inzwischen seine zweite gute Saison in der Südstadt und ist schottischer U21-Nationalspieler. Damit sollte er ein guter Maßstab für die Zukunft sein, Celtic muss sich demnächst entscheiden, ob sein auslaufender Vertrag verlängert wird. Bestmöglich präsentiert hat er sich jedenfalls.
McGinlay hält eine Zukunft in grün-weiß nicht für ausgeschlossen: "Man hält hier sehr viel von ihm, es ist aber denkbar, dass Kieran Tierney - bester Außenverteidiger der jüngeren Vereinsgeschichte - bald zu Celtic zurückkehren könnte. Wenn andere Spieler wie Greg Taylor, Alex Valle und Alexandro Bernabei den Verein verlassen, wovon aktuell auszugehen ist, bleibt Anderson vielleicht. Die nächsten Monate sind wichtig."
Nächste Generation im Sommer?
Auch Ben Summers überzeugt in seiner ersten Saison, hat angesichts der großen Konkurrenz auf seiner Position im zentralen Mittelfeld aber keine realistische Perspektive.
Als mögliche Leih-Kandidaten für die kommende Saison nennt McGinlay den Außenverteidiger Josh Dede (19), der als großes Talent gilt, und die beiden Mittelfeldspieler Francis Turley (18), sowie Sean McArdle (17). Alle drei sind Stammspieler für das Youth-League-Team der Schotten und die zweite Mannschaft in der 5. Liga.
Augen und Ohren in Österreich
Ein weiterer Vorteil für die Schotten ist die Verbesserung ihrer Scouting-Möglichkeiten: "Celtic beobachtet die österreichische Bundesliga natürlich. Wenn eigene Spieler direkt vor Ort platziert sind, ist das eine gute Lösung. In Zukunft werden mit Sicherheit weitere Talente verliehen werden. Falls die Admira aufsteigt, kommt eine Leihe vielleicht auch für etabliertere Spieler aus der Kampfmannschaft infrage, die Spielpraxis brauchen."
Für Celtic ist es die erste offizielle Kooperation mit einem Partnerklub, geht es nach McGinlay soll es aber nicht die einzige bleiben. "Ich hoffe schon darauf, dass man in Zukunft mehr darauf setzt. Für große Vereine ist es inzwischen normal, ein Netzwerk aufzubauen. Auch wenn sich viele dagegen aussprechen, muss Celtic mit der Zeit gehen."
Der Verein ist nicht sehr bekannt, auch mit der Liga können viele nichts anfangen. Ich glaube nicht, dass sich die Fans besonders für die Admira interessieren.
Aus schottischer Sicht findet die Entwicklung der Kooperation derzeit noch zu großen Teilen im Verborgenen statt.
"Wir als Redaktion verfolgen die Admira, eigentlich aber nur, weil zwei Spieler dorthin verliehen sind. Der Verein ist nicht sehr bekannt, auch mit der Liga können viele nichts anfangen. Vielleicht wäre es anders, wenn beide Klubs die Vereinbarungen rund um die Kooperation offener kommunizieren würden. Ich glaube aber nicht, dass sich die Fans abseits der einen oder anderen Schlagzeile momentan besonders für den Verein interessieren."
Sollte die Admira ihren Aufstiegskurs halten können, würde sich diese Wahrnehmung wohl schon in wenigen Monaten ändern.