Adewumi: Sein neues Leben in Schottland
Foto © ÖFB/Tugrul Karacam

Adewumi: Sein neues Leben in Schottland

Der 19-jährige Wiener hat 2024 einen rasanten Aufstieg hingelegt. Von Lignano über Rangnicks Lehrgang bis nach Dundee.

Oluwaseun Adewumi grinst. "2024 werde ich nicht so schnell vergessen", sagt er.

Das Leben des 19-Jährigen hat sich in den vergangenen Monaten grundlegend verändert.

Begonnen hat das Jahr in Lignano. Beim U19-Testspiel gegen Italien durfte der Youngster erstmals das rot-weiß-rote Teamtrikot tragen. Und danach ging alles ziemlich schnell.

Rasanter Aufstieg

Ein Assist für den FAC im ersten Frühjahrsspiel gegen die SV Ried, kurz darauf unumstrittener Stammspieler bei den Floridsdorfern. Im Sommer Teilnehmer am Perspektivspieler-Lehrgang von Ralf Rangnick, Wechsel nach England, Leihe nach Schottland, die ersten Einsätze im U21-Nationalteam, das erste Tor auf der Insel.

Wären seine letzten Wochen ein Meme, säße Will Ferrell mit einem Bier da – boy, that escalated quickly.

"An Selbstbewusstsein mangelt es mir gerade nicht. Ich bin in Topform", grinst der Wiener.

Rund eine halbe Million Euro hat der englische Zweitligist FC Burnley Ende August an Zweitligist FAC überwiesen, um sich die Rechte an dem Offensivspieler zu sichern. Unmittelbar danach wurde er an den Dundee FC in die schottische Premiership verliehen.

So viele Fans, man glaubt, man spielt vor einer Million Menschen.

Oluwaseun Adewumi

Keinen Monat später stand Adewumi vor fast 34.000 Zuschauern im Ibrox Stadium gegen die Glasgow Rangers in der Startelf. Das sind mehr als doppelt so viele wie der FAC in der Vorsaison in allen Heimspielen insgesamt hatte.

Adewumi schwärmt: "Es war ein unbeschreibliches Gefühl, das Stadion beim Aufwärmen zu betreten. So viele Fans, man glaubt, man spielt vor einer Million Menschen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. Sobald das Spiel angepfiffen war, hat das aber keinen Unterschied mehr gemacht, da fokussiere ich mich aufs Spiel."

Scorerpunkte sind das Ziel

Für "The Dee" läuft der quirlige Österreicher regelmäßig auf, zumeist aber noch als Joker. "Ich denke, nicht viele Spieler in der schottischen Liga sind so schnell wie ich. Ich kann einen frischen Wind reinbringen", sagt er.

Vor knapp zwei Wochen hat er gegen Kilmarnock seinen ersten Treffer erzielt, dumm nur, dass die Gäste ab der 86. Minute noch drei Mal trafen, letztlich 3:2 gewannen. Und so steht weiterhin nur ein Sieg aus sieben Spielen zu Buche.

Für Adewumi geht es in erster Linie um Entwicklung, nicht zuletzt seine eigene. "Mein Ziel ist es, bei Dundee so viele Scorerpunkte wie möglich zu sammeln. Ich will am Ende sagen können, dass ich meine Ziele erreicht habe", meint er.

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Aktuell ist der Youngster U21-Teamspieler

Die Leihe ist vorerst bis Winter vereinbart. Danach soll es zu Burnley gehen, wo er bis Sommer 2028 unterschrieben hat. "Ich stehe in ständigem Kontakt mit Burnley. Letzte Woche war auch der Scout, der mich entdeckt hat, in Dundee, hat mit mir gesprochen", berichtet Adewumi.

Kurioses Derby

Vermutlich verpasst der Youngster deshalb ein außergewöhnliches Spiel, das Derby gegen Dundee United. Die Stadien der beiden Stadtrivalen stehen unmittelbar nebeneinander.

Adewumi lacht: "Die sind nur ein paar Meter entfernt, es ist echt lustig. Mir wurde erzählt, dass wir uns bei einem Auswärtsspiel bei unserem Stadion treffen und dann zu Fuß zum anderen Stadion gehen. Ich habe mir ein paar Videos von den Derbys angesehen, da ist die Atmosphäre next level, jeder in der Stadt ist bei diesen Spielen." Allerdings stehen beide Duelle erst im neuen Jahr an, mal sehen, ob der U21-Internationale dann noch da ist.

Fürs Erste sei er in Schottland jedenfalls "gut angekommen". Der Dialekt macht ihm aber ein wenig zu schaffen: "Wenn sie wirklich schnell sprechen, sind die Schotten sehr, sehr schwer zu verstehen. Aber das ist ihnen ja auch bewusst, wenn sie mit mir sprechen, bemühen sie sich und sprechen langsamer."

Mit dem Bruderherz in Schottland

Damit ihm die Umstellung auf sein neues Leben im Ausland leichter fällt, hat ihn sein großer Bruder nach Schottland begleitet, lebt vorerst bei ihm.

"Mein Bruder macht eine Fern-Uni, deshalb kann er in der Anfangsphase bei mir sein. Ich komme aus einer größeren Familie. Ich konnte selbst einschätzen, dass das schwierig für mich sein würde, wenn ich komplett alleine im Ausland wäre", sagt Adewumi.

Und wie ist das nun, wenn man von der Millionen-Stadt Wien in das rund 150.000 Einwohner zählende Dundee zieht?

Der halbe Führerschein

"Dundee ist eine kleine, ruhige Stadt. Das ist von Vorteil für mich, weil ich mich komplett auf den Fußball fokussieren kann. Wien ist eine große Stadt mit vielen Ablenkungen, mir tut Dundee gut", findet der Wiener.

Er findet auch Zeit, um seinen Führerschein zu machen: "Ich habe meinen theoretischen Teil in Wien erledigt, den praktischen habe ich während der Transferzeit aber hinausgezögert, weil ich nicht wusste, was passieren wird. Jetzt mache ich eben in Schottland meinen Führerschein."

So schnell kann’s gehen.

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