"Hernalser Heimkehr": Den Sportclub im Herzen und die 2. Liga im Visier
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"Hernalser Heimkehr": Den Sportclub im Herzen und die 2. Liga im Visier

Robert Weinstabl ist zurück beim Wiener Sportclub. Der Burgenländer setzte mit dem WSC schon einmal zum Höhenflug an, unter ihm soll mit der neuen Arena im Rücken endlich der Aufstieg in die 2. Liga gelingen. Die Geschichte einer Heimkehr.

Wien-Ottakring, Erdbrustgasse 4, Trainingszentrum Wiener Sportclub. Die temporäre Heimat des Traditionsvereins. Und die neue alte Heimat von Robert Weinstabl.

Der 41-Jährige ist seit Jahresbeginn zurück bei den Hernalsern. Früher, als er das gedacht hätte. Eine Rückkehr zum Sportclub war immer in seinem Kopf, dass es aber so schnell gehen würde, dachte er nicht.

Vor eineinhalb Jahren verließ er den Klub gen Lafnitz für ein Engagement, das früher endete als geplant. Eine Runde vor Ende der Saison 2023/24 musste er gehen. Zu diesem Zeitpunkt lag er mit den Steirern auf Rang neun. Aktuell ist Lafnitz nur Vorletzter, Schadenfreude empfindet er deswegen aber nicht. "Nein, überhaupt nicht. Ich finde die Idee, jungen talentierten Spielern eine Plattform in der 2. Liga zu bieten, sehr gut", so Weinstabl.


90minuten: Du hast mit 31.12. den Vertrag mit dem SV Lafnitz aufgelöst, um deinen Weg für den Wiener Sportclub freizumachen. Wie würdest du deine Zeit in der Steiermark reflektieren?

Weinstabl: Es war von Anfang an nicht einfach, da in Lafnitz im Sommer 2023 ein kompletter Umbruch mit Spielern aus den unterschiedlichsten Nationen und Kulturen vollzogen wurde. Schritt für Schritt haben wir dann eine gute Struktur in die Mannschaft und ins gesamte Umfeld eingebracht. Wir haben vor allem nach der Winterpause richtig gut performt, waren mit einer jungen Mannschaft auf einem einstelligen Tabellenplatz und haben einigen Spielern auch zu ihrem nächsten Karriereschritt verholfen. Die Arbeit mit dem Trainerteam und den Jungs auf dem Platz war richtig gut und hat mir extrem viel Spaß gemacht. Aber es gab eben auch andere Faktoren, welche die Trainerarbeit nicht immer einfach machten. Generell sehe ich meine Zeit in Lafnitz als einen lehrreichen Erfahrungswert.

Weinstabl sieht seine Zeit in Lafnitz als "lehrreichen Erfahrungswert"
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Weinstabl sieht seine Zeit in Lafnitz als "lehrreichen Erfahrungswert"

90minuten: Kommen wir zu deinem gegenwärtigen Verein. Was bedeutet das für dich, nach vier erfolgreichen Jahren, die du dort schon hattest, nun wieder zurück beim Sportclub zu sein?

Weinstabl: Ich hatte schon bei meinem Wechsel nach Lafnitz irgendwie das Gefühl, dass mein Kapitel beim Wiener Sportclub noch nicht zu Ende ist. Mit so einer schnellen Rückkehr habe ich allerdings nicht gerechnet. Die Bedeutung der Rückkehr ist schwer zu beschreiben, man muss den Sportclub einfach mit all seinen Facetten "leben" und "erleben", um das zu fühlen. Der Verein, die vielen Menschen und Fans dahinter sind in den letzten Jahren einfach meine sportliche Heimat geworden.


Der Sportclub ist ihm ans Herz gewachsen, das spürt man. Das ist das altehrwürdige Stadion, das alle aber gemeinhin als "Sportclub-Platz" kennen, auch. Altehrwürdig, aber auch baufällig. Ein Neubau war schon seit 2018 ein Thema, 2020 erfolgte der Spatenstich. Als Weinstabl den Klub im Herbst 2023 verließ, stand das Projekt aber still.

Die Gründe dafür schilderte Vizepräsident David Krapf-Günther im Sommer bei 90minuten>>>

Weinstabl ging, wenige Monate später rollten die Bagger an. Seither weicht der Sportclub ins Trainingszentrum aus. Unter seinem Nachfolger Jürgen Csandl - unter Weinstabl noch Abwehrbollwerk, danach und nun wieder sein Co-Trainer - lief es in dieser Saison nicht nach ganz Wunsch. Dem 36-Jährigen wirft Weinstabl aber nichts vor, im Gegenteil: "Auch wenn die Mannschaft aktuell nicht dort steht, wo sie hingehört, haben Jürgen und sein Team im Herbst einen guten Job gemacht."


90minuten: Was war im Herbst aus deiner Sicht das Problem? Ihr hab ja eigentlich genug Tore geschossen, aber wohl zu viele bekommen.

Weinstabl: Auf viele Ansätze wie etwa die Spielidee in Ballbesitz, was ja letztlich auch die vielen erzielten Tore beweisen, können wir inhaltlich aufbauen. Aber wir wissen auch, dass wir eine gute Balance brauchen und in Bereichen wie Ordnung und Stabilität im Spiel gegen den Ball einiges adaptierten und entwickeln müssen. Wir werden jetzt auch nicht alles auf den Kopf stellen oder hinterfragen.


Kurz- bis mittelfristig will der WSC in die ADMIRAL 2. Liga, langfristig wird die Bundesliga angepeilt. Der erste Schritt, der Sprung in die Zweitklassigkeit, ist Weinstabl vertraut. Er war es, der den SKU Amstetten in der Saison 2017/18 dorthin geführt hat. Das soll nun auch in "Hernois" gelingen.

Es war schon zu meinem ersten Amtsantritt 2019 das Ziel, mit dem Wiener Sportclub in die zweite Liga aufzusteigen. Damals hat sich aufgrund der Coronapandemie und der Teuerungswelle das Stadionprojekt leider Jahr für Jahr verzögert.

Robert Weinstabl

Weinstabl ist ein zielstrebiger Mann. Einer, der genau weiß, was er will. Das hat er schon in seiner ersten Amtszeit beim Sportclub bewiesen. Dem Aufstieg war man schon in der Saison 2020/21 nahe, als man Tabellenführer war, die Saison jedoch aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Auch der Bau der neuen Heimstätte kam schließlich ins Stocken.

"Es war schon zu meinem ersten Amtsantritt 2019 das Ziel, mit dem Wiener Sportclub in die zweite Liga aufzusteigen. Damals hat sich aufgrund der Coronapandemie und der Teuerungswelle das Stadionprojekt leider Jahr für Jahr verzögert", erinnert sich Weinstabl. Im kommenden Jahr wird es aber soweit sein und der WSC wird in einer runderneuerten Heimstätte auflaufen. Und womöglich nicht erst - wie ursprünglich geplant - im Herbst, sondern schon etwas früher.


90minuten: Bis wann soll der Aufstieg in die 2. Liga gelingen?

Weinstabl: Ich denke hierzu ein genaues Zeitfenster zu nennen ist schwierig, denn um aufzusteigen musst du vom ersten bis zum letzten Spieltag eine perfekte Saison spielen, da muss einfach alles zusammenpassen. Ab der nächsten Saison haben wir die infrastrukturellen Voraussetzungen für den Aufstieg, dann liegt es sportlich an uns. Um die Antwort auf den Punkt zu bringen: je früher, desto besser.

Mein letzter Wissensstand ist, dass derzeit alles nach Plan verläuft und wir spätestens im März 2026 im neuen Stadion spielen werden.

Robert Weinstabl

90minuten: Wie weit seid ihr mit dem Stadionumbau? Wann wird eure neue Heimstätte bezugsfertig sein?

Weinstabl: Vorab darf ich verraten, es wird ein richtiges Schmuckkästchen. Mein letzter Wissensstand ist, dass derzeit alles nach Plan verläuft und wir spätestens im März 2026 im neuen Stadion spielen werden. Ich habe schon vor Jahren einmal gesagt, dass das neue Stadion dem gesamten Klub einen enormen Boost geben wird.


Daumen hoch: Weinstabl will mit dem WSC in die 2. Liga
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Daumen hoch: Weinstabl will mit dem WSC in die 2. Liga

Es ist also alles angerichtet. Ein Aufstieg in der kommenden Saison, pünktlich zur Fertigstellung des neuen Stadions, wäre das I-Tüpfelchen auf der "Cinderella-Story" rund um Weinstabl und den Wiener Sportclub. Die sportliche Arbeit dafür beginnt jetzt. Da wird der 41-Jährige fast ein bisserl förmlich-pathetisch: "Ich werde mit meinem Trainerteam im Rahmen unserer Möglichkeiten gemeinsam mit einem engagierten und zielstrebigen Team alles daransetzen, um das Projekt 2. Liga zu realisieren."

Es scheint, als wären der Burgenländer und der Wiener Kult-Verein ein "perfect match". Wie lange er diesmal bleibt? Weinstabl lacht: "Mal sehen, vielleicht werden es wieder über vier Jahre." Langzeittrainer sind im Fußball selten geworden. Thomas Silberberger gefällt das. Und den Sportclub-Fans auch.

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