"Die wissen, dass sie nicht der zweite Messi sind"

"Die wissen, dass sie nicht der zweite Messi sind"

Viele Fußballer landen während ihrer Karriere auch bei KADA, einer Institution, die sich um die Fortbildung von Sportler:innen kümmert. 90minuten hat mit Geschäftsführer Nik Berger über die Herausforderungen in heiklen Karriere-Phasen gesprochen.

KADA ist seit vielen Jahren "die" Institution für Bildungs- & Berufsberatung im österreichischen Spitzensport. Mit individueller Betreuung, spitzensportfreundlichen Bildungsprogrammen und einem bundesweiten Netzwerk an Partnerorganisationen unterstützt die Organisation Athlet:innen bei der Vereinbarung von Sport mit Bildung und beim Übergang in das nachsportliche Berufsleben.

So auch im Fußball. Kada ist dabei in allen Bereichen im Fußball tätig. "Jung-Fußballer, die bei uns nach der Handelsschule die Berufsreifeprüfung machen, genauso wie aktive Spieler, die nebenbei studieren wollen (sofern sie als Spitzensportler in der 1. oder 2. Liga spielen)", erzählt Geschäftsführer Nik Berger im Interview mit 90minuten, das im Rahmen des Themenschwerpunkts "Karriere danach" geführt wurde.

Der Großteil davon sind Fußballer, die beim AMS gemeldet sind, also keinen Vertrag mehr haben. "Da reden wir ungefähr von einer dreistelligen Zahl pro Jahr", erzählt Berger, der ergänzt: "Die meisten Fußballer haben wir im Bereich AMS, also wenn sie vertragslos sind und sich in der Orientierungsphase berufliche Möglichkeiten ansehen wollen oder sich einen Plan B zur aktiven Karriere zurechtlegen."

Wenn die Betreuer beim AMS sportaffin sind, ist der Weg zu KADA oft schneller, weil die Empfehlung schon früher kommt.

Hilfe bei Business-Plänen

Sollten sie ihre Karriere beenden, so hilft KADA ihnen im Bereich bei der Vorbereitung zur Vorstellung auf dem Arbeitsmarkt, bei der Anfertigung von Bewerbungsunterlagen, oder dem Schreiben von Lebensläufen.

Aber auch bei organisatorischen Themen, wenn eine neue Ausbildung begonnen, oder die Selbstständigkeit gewählt wird. "Das kann so weit gehen, dass wir ihnen bei der Erstellung von Business-Plänen behilflich sind."

Wenn Fußballer bereits beim AMS gemeldet sind, brennt meistens schon der Hut. KADA ist aber auch für die Sportler:innen da, die sich pro aktiv schon während einer (aktuell noch erfolgreichen) Karriere melden, weil sie etwa parallel studieren wollen. "Hier können wir ebenfalls mit Beratung oder Coaching unterstützen", so Berger.

"Ich will nur Profi sein"

Doch zurück zu den arbeitslosen Fußballern, die das Kapitel mit dem runden Leder noch nicht abgeschlossen haben. "Oft haben wir hier dann Personen sitzen, die sagen: Ich will nur Profi sein. Hier ist es dann dennoch wichtig, Interessen zu identifizieren, um ein mögliches alternatives Berufsbild zu entwickeln."

Bei anderen hingegen ist dann schon die Erkenntnis gereift, dass es mit der Profikarriere möglicherweise bald vorbei ist: "Die wissen oftmals, dass sie nicht der zweite oder dritte Messi sind und lassen sich dann eher von Alternativen überzeugen."

Kooperation mit Younion-Camp

Ein wichtiger Teil ist eine Kooperation mit dem Younion Profi Fußball Camp. Bei diesem Camp für vereinslose Fußballer in Steinbrunn (Burgenland) können sich vereinslose Fußballer für die kommende Saison oder für Probetrainings vorbereiten und rüsten, damit sie wieder als Profifußballer in die Arbeitswelt integriert werden. "Auch wenn sie wieder einen Verein finden, bleiben sie oft bei uns im Coaching und wir schauen, dass sie sich mit unserer Unterstützung für die Zukunft absichern", so Berger.

Eines sei hier auch festzustellen: "Die Zeit, wo arbeitslose Profis gemeint haben, sie sind Kicker, und alles andere interessiert sie nicht, ist eher vorbei."

Der Gedanke, dass man sich schon während seiner Karriere, und optimalerweise in guten Zeiten, auf einen möglichen Plan B vorbereiten soll, reift in Österreichs Fußballerköpfen offenbar immer öfters.

Keine Profis bei den Frauen

Und wie sieht es bei Fußballerinnen aus? Berger: "Wir haben auch schon vereinzelt Fußballerinnen bei uns gehabt. Das Problem allerdings ist, dass die so wenig verdienen, und meistens keinen Profivertrag haben, und deswegen nicht zum AMS kommen. Und somit nicht zu uns."

Doch unabhängig vom Geschlecht gelten die Beratungsleistungen natürlich auch für Frauen.

Eines ist für Berger jedenfalls ein Leitsatz, den alle Sportler:innen beherzigen sollten: "Man soll sich nie zwischen einer Karriere und Weiterbildung entscheiden müssen. Das darf nie ein Entweder-Oder sein."

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