Viele hohe Bälle und Linzer Positionswechsel im Spielaufbau [Spiel-Analyse]
In der Toppartie der 15. Runde konnte sich der SK Rapid Wien wieder einmal auswärts gegen den Linzer ASK durchsetzen. Viele hohe Bälle und drei Tore innerhalb vier Minuten prägten die erste Halbzeit. Die zweite Halbzeit kontrollierte eher der LASK und zeigte auch interessante Spielaufbau-Varianten.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer
Der SK Rapid Wien veränderte die Startaufstellung auf einigen Positionen. Maximilian Hoffman, Dejan Ljubicic und Marcel Ritzmaier wurden für Leo Greiml, Koya Kitagawa und Srdjan Grahovac ausgetauscht. Hofmann, Ljubicic sowie Yusuf Demir waren im Vergleich zum Mittwochsspiel gegen den SKN St. Pölten nicht im Kader. Bei den Linzern hingegen hab es nur eine Veränderung in der Startelf von Dominik Thalhammer. Husain Balic rückte statt Thomas Goiginger in die Startformation.
Zu Beginn der Partie merkte man auf beiden Seiten eine gewissen Hektik im Spiel mit dem Ball, sodass es auf beiden Seiten zu sehr vielen hohen Bällen kam. Vor allem der LASK, der sich in den letzten Monaten unter Thalhammer spielerisch weiterentwickelte, ließ sich von der Hektik die Rapid in das Spiel brachte anstecken. Erst nach einer circa einer halben Stunde kam es zu weniger hohen Bällen und der LASK versuchte mit mehr Ballbesitz Chancen herauszuspielen. Bei Rapid Wien lag der Fokus vor allem auf den Umschaltmomenten und den zweiten Bällen nach hohen Zuspielen aus der 1. Aufbaulinie.
Von Beginn an merkte man, dass die Hütteldorfer so schnell wie möglich mit hohen Bällen nach vorne kommen wollen. Da kam vor allem das hohe Pressing der Linzer den Gästen entgegen, da die Gastgeber sehr weit nach vorne rückten und hohe Bälle hinter die Abwehrlinie oft Gefahr ausstrahlten. Im Pressing attackierten die Linzer in einem 3-4-3, kamen jedoch im Spielaufbau der Wiener kaum in Zweikämpfe und konnten auch nur selten die hohen Bälle nach vorne verhindern. In nur einigen Szenen konnten die hohen Zuspiele geblockt werden, resultierten dann aber auch oft in einem Einwurf für Rapid. Im Ballbesitz des LASK kam es jedoch zu interessanten Positionswechsel und Spielaufbau-Variationen.
Positionsrotierungen im Linzer Spielaufbau
Nach der hektischen ersten halben Stunde und vor allem in der zweiten Halbzeit hatte der LASK viel mehr Ballbesitz und konnte den Spielaufbau kontrollierter gestalten. In den vorherigen Saisonen kam es im Aufbau immer zu einer Dreierkette. Im vergangenen Jahr besetzte Gernot Trauner immer öfters dynamisch den Sechserraum und nun kam es unter Thalhammer zu einem Positionstausch von Innenverteidiger und Sechser oder er rückte nach vorne. So ergab sich im Spielaufbau der Linzer eine Zweierkette oder situative Dreierkette mit Peter Michorl als zentralem Innverteidiger. Wie zum Beispiel in der 50. Minute. (Abbildung 1)
In dieser Szene positionierte sich Trauner im Mittelfeld und tauschte Positionen mit Michorl. Allerdings kam es nicht immer direkt zu einem Positionstausch der beiden. Oft besetzte Trauner das Mittelfeld, um Überzahl zu schaffen und/oder Gegenspieler zu binden.
In dieser Aktion hatte er beispielsweise Ercan Kara auf sich gezogen, der die Aufgabe hatte den Innenverteidiger mannzudecken. Zum einen schuf Trauner mit der Bewegung in das Mittelfeld ein wenig freien Raum für die erste Aufbaulinie und aber auch für Unordnung im Mittelfeld der Hütteldorfer. (Abbildung 2)
So konnte Michorl auf Andrade spielen und in den freien Raum im zentralen Mittelfeld laufen. Damit konnte LASK die erste Pressinglinie der Grün-Weißen überspielen und in der Folgeaktion auch noch in die gegnerische Hälfte kommen. Durch die Bewegung von Trauner in das Mittelfeldzentrum konnten die Linzer einen großen Raumgewinn in ihrem Spielaufbau haben.
Auch noch erwähnenswert ist, dass Alexander Schlager, wenn es zu keinem Positionswechsel von Trauner und Michorl kam, mit den beiden äußeren Innenverteidiger eine Dreierkette bildete und somit nicht nur die gewohnte Dreierkette im Spielaufbau der Linzer schuf, sondern dadurch auch das Mittelfeldzentrum Überzahl schaffen konnte. Wie zum Beispiel in dieser Szene. (Abbildung 3)
Zu sehen war auch, dass der LASK die Anweisungen von Thalhammer sehr gut umsetzen konnten und viele Vorteile durch die Bewegungen von Trauner hatte, jedoch gab es auch ein paar Szenen, in denen sie ohne Grund den Ball hoch nach vorne spielten. (Abbildung 4)
Trauner zog Kara in das Mittelfeld zurück und Kitagawa attackierte den Ballführenden. So ergab sich Platz am rechten Flügel für die Linzer, da die beiden Offensivspieler von Rapid sehr eng beieinander standen. Eine bessere Option wäre der flache Pass auf den rechten Flügel gewesen. Daraufhin hätten sie über Trauner oder über die rechten Außenspieler den Angriff weiter nach vorne tragen können. So spielte Philipp Wiesinger einen hohen Ball nach vorne, der bei Richard Strebinger landete.
Vor- und Nachteile durch Trauner
Zum einen hat die Bewegung von Trauner einige Vorteile, wie Überzahl schaffen im Mittelfeld oder Stürmer binden oder um Raum für die erste Aufbaulinie schaffen, allerdings gab es auch einige Nachteile. Vor allem in dieser Partie wurde Trauner, durch das kompakte stehen von Rapid aus dem Spiel genommen und hatte im Ballbesitz der Linzer eher weniger Ballkontakte und war im direkten Spielaufbau nur bedingt beteiligt. Die Stärken vom österreichischen Innenverteidiger sind vor allem das Andribbeln in den freien Raum aus der ersten Aufbaulinie heraus und seine vertikalen Zuspiele nach vorne. Durch diese Positionierung im Mittelfeld konnte er beide Stärken nicht ausspielen. Zudem war es auch ein Nachteil, dass einige Spieler bessere Passoptionen nach der Bewegung von Trauner nicht erkannten und somit beispielsweise die Unordnung des Gegners nicht ausnutzen konnten.
Gegen Ende der Partie zogen sich die Wiener ein wenig weiter nach hinten und attackierten erst ab der Höhe der Mittellinie. Somit konnte der LASK weiter vorne das Spielaufbauen und auch vertikale Pässe waren zu diesem Zeitraum auch mehr möglich. Vor allem nachdem man mit Trauner Überzahl im Mittelfeld schuf, suchten die beiden Innenverteidiger immer wieder vertikale Pässe zwischen den Linien.
Hohe Bälle und starke Defensive
Der SK Rapid Wien spielte in einer 4-2-3-1-Formation und konzentrierte sich im Spielaufbau beinahe nur auf hohe Bälle. Entweder versuchten sie gleich hinter die Abwehr zu kommen oder hatten mit Kara einen Zielspieler für Luftduelle. Dadurch, dass beinahe jeder Ball hoch nach vorne gespielt wurde, stellten sie LASK vor einigen Problemen und konnten sich dadurch auch ein Paar Chancen erspielen.
Zudem waren Umschaltmomente ein wichtiger Bestandteil der Offensive bei den Wienern. Vor allem nach Balleroberungen und darauffolgenden flachen Kombinationen sah man, dass Rapid nicht immer den Ball nur hoch nach vorne spielen muss.
Besonders in der Defensive agierten die Grün-Weißen sehr gut und ließen sehr wenige Großchancen zu. Zu Beginn pressten sie in einem asymmetrischen 4-4-2, wobei sich das im laufe des Spieles eher zu einem 5-3-2 bewegte. Thorsten Schick wurde durch Rene Renner nach hinten gedrückt und musste somit einen Fünferkette bilden. Wie zum Beispiel in dieser Szene. ( Abbildung 6)
Da sich Schick aufgrund von Renner weit nach hinten bewegen musste, bildetet sich somit eine Fünferkette. Beide Stürmer stellten die Linzer Sechser zu, was jedoch durch falsches Anlaufen nicht immer funktionierte. Allerdings war der Abstand zwischen erster Pressinglinie und dem Mittelfeld recht gering und so konnte der zentrale Mittefeldspieler den gegnerischen Sechser bei einem vertikalen Pass gleich wieder zurückzwingen. Das heißt, dass beispielweise in dieser Szene Holland angespielt wurde und durch die kompakte Positionierung der beiden Reihen konnte Grahovac den Mittelfeldspieler attackieren. Holland konnte sich nicht aufdrehen und wurde zu einem Rückpass gezwungen. Vor allem in der ersten Halbzeit wurde LASK durch das kompakte Stehen in der Defensive im wieder gezwungen zurück zum Tormann zu spielen, was oft in der Folgeaktion in einem hohen Ball resultierte.
Fazit
Wieder einmal gewinnt der SK Rapid Wien in Pasching. Besonders eine gute Defensive Leistung konnte den Sieg ebnen, da die Wiener sehr wenige Chancen zuließen. In der Offensive gab es einen klaren Plan, jedoch besteht auch hier die Frage, ob Rapid Wien mit diesen Mitteln und Spielern, so einen Fußball spielen muss.
Der LASK tat sich vor allem in der ersten Halbzeit schwer spielerische Akzente zu setzen, konnte aber in der zweiten Hälfte durch Ballbesitz mehr Kontrolle über das Spiel gelangen. Jedoch erspielten sie sich trotzdem wenige Chancen und auch wenn sie vorm Tor waren, nutzten sie die Möglichkeit zum Ausgleich nicht. Dennoch kann man bei den Linzern eine deutliche Weiterentwicklung im SPielaubfau erkennen und man kann gespannt sein, was sich Thalhammer in den nächsten Monaten beim LASK einfallen lässt.