Salzburgs Probleme mit dem Austria-Beton [Spiel-Analyse]
Foto © Screenshot Sky Sport Austria

Salzburgs Probleme mit dem Austria-Beton [Spiel-Analyse]

Die Wiener Austria spielte defensiv eine hervorragende Partie und konnte Red Bull Salzburg sehr lange von dem eigenen Tor fernhalten. Die Bullen mussten immer wieder auf den Flügel ausweichen und kamen durch ihre Flanken nur selten zu Großchancen. In der zweiten Hälfte erzielten sie dennoch den einzigen Treffer.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

In der 3. Runde der österreichischen Bundesliga traf FK Austria Wien auswärts auf den FC Red Bull Salzburg. Die Wiener Austria legte in diese Saison einen sehr schwachen Start hin. Aus den ersten beiden Partien konnte nur ein Punkt ergattert werden und in der Qualifikation zur UEFA Conference League schied man gegen Breidablik aus. Im Vergleich dazu gewann Salzburg die ersten beiden Spiele der Bundesliga und auch die Testspiele gegen Atlético Madrid und dem FC Barcelona konnten gewonnen werden. 

Wirft man einen Blick auf die Statistik, so war Salzburg die eindeutig dominantere Mannschaft. Am Ende des Spieles hatten die Gastgeber 72  zu 28 Prozent Ballbesitz. Auch bei den Schüssen und den herausgespielten Chancen lagen die Salzburger eindeutig vorne. Zudem lag der expectedGoals-Wert der Salzburger bei 1,97 und bei den Wiener nur bei 0,68. Besonders bei detailreicheren Statistiken, wie Pässe in der gegnerischen Hälfte, erfolgreiche Pässe oder zielgenaue lange Pässe, waren die Bullen die dominantere und bessere Mannschaft. Was die Zuschauer auf dem Feld sahen, war auch ein starkes Salzburger Team, dennoch konnte die Wiener Austria von einer guten Leistung sprechen.

 

Austria lässt Salzburg nicht vors Tor

Die Wiener Austria spielte von Beginn an in einer 5-3-2-Formation. Hatten die Gastgeber den Ball, so attackierten sie erst ab der Höhe der Mittellinie. Besonders lag der Fokus darauf, die Mitte für die Salzburger so eng wie möglich zu machen. So war der Abstand zwischen den Linien immer wieder sehr gering und auch das Anlaufverhalten der offensiven Spieler sorgte für ein flügellastiges Spiel der Salzburger. Beispielsweise attackierten die beiden äußeren zentralen Mittelfeldspieler die Außenverteidiger der Achter. Vor allem, wenn sich einer der Salzburg-Stürmer auf den Flügel positionierte. Beim Anlaufen wurde versucht den Passweg in die Mitte zuzumachen. So wurde besonders der diagonale Pass zum Stürmer in die Mitte zugestellt. Das heißt, dass beim Attackieren der Salzburger Stürmer in den Deckungsschatten gestellt wurde. Dabei bewegte sich der zentrale Mittelfeldspieler auch weiter nach hinten und sicherte seinen Mitspieler ab. Zudem konnte er so den Passweg zum diagonalen Offensivspieler (meistens Brenden Aaronson im Zwischenlinienraum) zustellen.

Wie schon erwähnt wurden die Abstände der Austria-Spieler immer sehr gering gehalten. So konnte beispielsweise nach einer verlorenen 1-gegen-1-Situation gleich der nächste Spieler in den Zweikampf kommen. Zudem waren auch die Abstände im eigenen Drittel zu den Gegenspielern ohne Ball sehr minimal. Das bedeutet, dass wenn diese Spieler in Ballbesitz kamen, so wurden sie gleich unter Druck gesetzt und konnten kaum mit Tempo in 1 gegen 1 Situationen. Besteht auch dieser kurze Abstand, so ist es leichter Bälle abzufangen.
Besonders in der ersten Hälfte kamen die Salzburger aufgrund der defensiven Leistung der Austrianer kaum vors Tor. Nur Karim Adeyemi und Benjamin Sesko kamen in den ersten 45 Minuten zu Großchancen. Dadurch lag auch der expectedGoals-Wert der Gastgeber nur bei 0,55. Zwar war der Wert bei der Austria in der ersten Hälfte sogar noch niedriger, jedoch wurden einige offensive Umschaltphasen sehr gut ausgenützt. Dadurch kam auch die Austria in gute Abschlusspositionen.

Im Ballbesitz war der Fokus der Wiener darauf gelegt, so schnell wie möglich nach vorne zu kommen. Dies gelang ihnen auch mehrmals im Laufe des Spieles, sodass sie auch einige Male gefährlich vor das Salzburger Tor kamen. Besonders in der ersten Hälfte war ein klares Muster in den offensiven Umschaltphasen zu erkennen. Nach der Balleroberung wurde versucht, so schnell wie möglich den tiefsten Spieler anzuspielen. Dies waren hauptsächlich Dominik Fitz oder Marco Djuricin, die auch das Sturm-Duo in der 5-3-2-Formation bildeten. Mit diesem tiefen Pass konnten sie auch mehrmals das Gegenpresssing der Salzburger überspielen, da direkt aus der Balleroberungszone gespielt wurde. Zum Beispiel in der 6. Minute. Eric Martel eroberte den Ball und spielte einen tiefen Ball auf Fitz, der sofort wieder auf Djuricin prallen ließ und die Tiefe sprintete. Fitz kam in der Anschlussaktion noch einmal zum Ball und konnte Georg Teigl, der aus seiner Außenverteidigerposition mitsprintete, in eine Abschlussposition bringen.

In dieser Szene sah man auch gleich den Vorteil einer Fünferkette mit schnellen Außenspielern gegen Salzburg. Nach einem Ballverlust gingen die Hausherren in das Gegenpressing über und versuchten so schnell wie möglich den Ball zurückzuerobern. Dabei verschob die gesamte Mannschaft sehr ballnah, sodass sich auf der anderen Seite viel Platz ergab. Kam die Austria aus dem Gegenpressing heraus, so war die ballferne Seite immer frei und der Außenverteidiger konnte mit einem Seitenwechsel angespielt werden. Dazu auch die Szene als Grafik aus der 6. Minute. (Abbildung 1)

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Abbildung 1: Konter der Austria

Zwar konnte die Konter einige Male bis in das letzte Drittel gut ausgespielt werden, allerdings gab es zu oft keine situationsgerechten Entscheidungen, sodass sie zu klaren Großchancen kamen.

 

Wiener stellten Salzburger vor großen Problemen

Red Bull Salzburg spielte in der unter Matthias Jaissle gewohnten 4-1-2-1-2-Formation. Auch im Spielaufbau bildeten sie eine Viererkette, die jedoch oft zu einer situativen Dreierkette wurde. Da die Salzburger viel Ballbesitzanteile und zudem der Spielaufbau sehr hoch gestaltet wurde, versuchten sie viele Spieler gleich in das letzte Drittel zu positionieren. Dabei gingen meist die Außenverteidiger mit nach vorne. Um die Restverteidigung nicht zu vernachlässigen, bildeten sie mehrmals eine situative Dreierkette, sodass auch die Innenverteidiger im Spielaufbau besser andribbeln konnten. Wobei auch öfters beide Außenverteidiger nach vorne rückten. Ein Beispiel aus der ersten Hälfte. (Abbildung 2)

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Abbildung 2: Diagonaler Pass in den Halbraum

Maximilian Wöber bekam den Ball von Andreas Ulmer und spielte einen diagonalen Ball in den Halbraum zu Aaronson. In dieser Aktion war ein weiteres Merkmal, welches häufig zu sehen war, erkennbar. Die Salzburger versuchten immer wieder ihre Angriffe über den Halbraum aus der ersten Aufbaulinie zu starten. Das heißt, dass immer wieder Pässe aus der ersten Aufbaulinie durch oder in den Halbraum gespielt wurden.

In der Offensive war auch das große Problem, dass sie im letzten Drittel kaum zu großen Torchancen kamen und andauernd von der Austria auf den Flügel gedrängt wurden. So kam es immer wieder zu Flanken, die von den Abwehrspielern der Wiener geklärt wurden. Großchancen gab es daher nur wenige. Dennoch gelang es Salzburg einen Treffer gegen starke defensive Austrianer zu erzielen. Rasmus Kristensen konnte sich in einer 1-gegen-1-Situation gegen Markus Suttner durchsetzen und einen flachen Querpass spielen. Adeyemi stand in der Mitte richtig und erzielte seinen bereits fünften Treffer in dieser Saison.

 

Fazit

Zwar konnte die Austria die Salzburger lange von ihrem Tor fernhalten, allerdings gab es neben den wenigen Kontern offensiv zu wenig. Die roten Bullen hatten besonders in der ersten Halbzeit große Probleme und mussten immer wieder durch Flanken versuchen in den Strafraum hineinzukommen. Auch diese waren eher erfolglos bis zur 72. Minute. Wieder traf Adeyemi und wieder siegte der FC Red Bull Salzburg. Trotz einem Umbruch mit einem neuen Trainer scheinen die Salzburger nach den ersten Partien bereits eingespielt zu sein.

Die Wiener Austria zeigte bereits in den letzten Partien einige gute Ansätze. Gegen Salzburg stach vor allem die defensive Leistung heraus. Zudem meinte auch Cheftrainer Manfred Schmid nach dem Spiel: „Grundsätzlich bin ich schon ganz zufrieden mit dieser Leistung. Auf dem kann man aufbauen.“

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