Christoph Baumgartner: Das verdiente Team-Debüt

Nach einer erfolgreichen Saison und sehr starken Leistungen wurde der Hoffenheim-Legionär für das A-Nationalteam einberufen. In beiden Nations League-Spielen startete er und zeigte sofort seine klugen Laufwege in den Strafraum.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Christoph Baumgartner, der zurzeit bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag steht, war in der abgelaufenen Saison ein wichtiger Bestandteil des deutschen Bundesligisten. In der 1. Bundesliga hatte der Legionär 11 Torbeteiligungen in 26 Partien. Bereits im Februar gab es eine Spieleranalyse über den Offensivspieler gegen den VfL Wolfsburg.

Aufgrund seiner starken Leistungen wurde er von Teamchef Franco Foda ins Nationalteam einberufen. Gegen Norwegen und Rumänien stand der 21-Jährige gleich in der Startelf. Beide Male startete er als linkes Mittelfeld in einer 4-2-3-1-Formation. Zwar spielte Baumgartner bei Hoffenheim eher zentrales offensives Mittelfeld oder Stürmer, jedoch ist der Österreicher sehr flexibel einsetzbar und kann auch als Achter oder Flügelspieler agieren.

 

Sein „Off the Ball-Movement“

In beiden Spielen des Nationalteams war sofort auffällig, dass er sich sehr viel ohne den Ball bewegte und immer wieder versuchte in freie Räume zwischen den Linien zu laufen. Baumgartner, obwohl er im 4-2-3-1 zunächst am Flügel aufgestellt wurde, bewegte sich hauptsächlich im linken Halbraum. Dies hat einige Vorteile. Andreas Ulmer, der auf der linken Außenverteidigerposition spielte, konnte durch das Einrücken von Baumgartner öfters am Flügel hochrücken. Vor allem für Martin Hinteregger ergab dies mehrere Optionen im Spielaufbau. Zum einen hatte der Innenverteidiger mit Baumgartner im Halbraum eine Passoption für einen vertikalen Pass nach vorne oder Ulmer zog entweder seinen Gegenspieler mit und machte somit Platz zum Andribbeln oder der Außenverteidiger war eine Linie höher anspielbar. Als Ulmer im offensiven Drittel den Ball bekam, sprintete Baumgartner aus seiner Halbraumposition in die Tiefe. Dabei zog er meistens einen Gegenspieler mit und öffnete dadurch auch einen diagonalen Passweg vom Außenverteidiger in das Sturmzentrum oder zu einem Mittelfeldspieler, der sich zwischen den Linien bewegte.

Bei einem vertikalen Pass von Hinteregger zum Hoffenheim-Legionär ließ der Offensivspieler meistens den Ball auf einen nachrückenden Sechser prallen oder versuchte den Ball mit dem ersten Kontakt auf Ulmer weiterzuleiten. Wenn er den Ball prallen ließ, konnte der nachrückende Mittelfeldspieler meistens direkt auf den Flügel zu Ulmer spielen, der sich bereits beim vertikalen Pass nach vorne bewegte. Durch den vertikalen Pass und noch das Prallen lassen werden die Gegner ins Zentrum gelockt, wodurch sich Raum am Flügel öffnete. Wenn Baumgartner den Pass weiterleitete, kamen die Österreicher sogar noch schneller in das letzte Drittel. (Abbildung 1)

Hinteregger spielte einen Pass auf Baumgartner. Als der Ball vom Innenverteidiger gepasst wurde, sprintete Ulmer bereits nach vorne und konnte von Baumgartner mit dem ersten Kontakt angespielt werden. Durch den vertikalen Pass von Hinteregger werden die Gegner, die in der Nähe von Baumgartner standen noch ein wenig zusammengezogen, da sie den Österreicher attackieren wollten. Dadurch entstand mehr Platz auf den Flügeln und Ulmer konnte nach dem Zuspiel auch einiges an Raum nach vorne gewinnen.

Auch sehr bemerkenswert war seine Bewegung im Strafraum. Baumgartner stand in Situationen, in denen in den Sechzehner hineingeflankt oder flach hineingespielt werden konnte, beinahe immer komplett frei. Er fand immer wieder die richtige Position, wo er von allen Gegenspieler am weitesten entfernt war und brachte sich dadurch auch immer wieder in sehr gute Abschlusspositionen. Wie zum Beispiel beim 1:1-Treffer von ihm. (Abbildung 2)

Österreich konnte sich kontrolliert nach vorne spielen und die rumänische Mannschaft ein wenig in deren Hälfte hineindrängen. Daraufhin kam ein hoher Seitenwechsel auf Stefan Lainer. Hier sah man bereits, dass Baumgartner keinen direkten Gegenspieler hatte und problemlos in den Strafraum hinein rennen konnte. Lainer spielte daraufhin mit dem Kopf direkt auf den Offensivspieler, der mit dem ersten Kontakt ins lange Eck traf. Er hat ein sehr gutes Timing beim Hineinlaufen in den Sechzehner. Ein weiteres Beispiel gab es auch im selben Spiel. (Abbildung 3)

Auch in dieser Szene sieht man, dass Baumgartner im Strafraum keinen wirklichen direkten Gegenspieler hatte und diesmal sogar, aufgrund seiner Körperposition, mehrere Laufwege machen könnte. Entweder könnte er zur ersten Stange oder auch zur zweiten Stange rennen. Im Vergleich zur oberen Szene: Dort konnte er nur noch Lainer entgegenrennen, da seine Körperposition zum Ball gerichtet war. In der zweiten Szene konnte er zudem noch auf den Ball des Flankengebers reagieren. Dadurch kam er im Spiel sogar noch beinahe zu einem Kopfball.

Außerdem ist es noch bemerkenswert zu sehen, wie Baumgartner wusste in welche Richtung er den Schulterblick machen muss, um zu sehen, wo sich der nächste Gegenspieler befand. Beispielsweise ging der direkte Gegenspieler nicht mit ihm und somit machte der Offensivspieler den Blick über die andere Schulter, um zu sehen, wo andere Gegenspieler ihn attackieren könnten.

Fazit

Christoph Baumgartner spielte für seinen ersten zwei Länderspiele hervorragend. Nicht nur war er an einigen Toren beteiligt, sondern war immer wieder bei Offensivaktionen dabei und sorgte vor allem durch seine situationsgerechten Bewegungen im Strafraum für Gefahr. Zudem war auch die Abstimmung zwischen dem Hoffenheim-Legionär und Ulmer sehr gut. Außerdem bekam er auch gleich die Verantwortung die Standardsituationen zu schießen, wo es mehrere Male nach einer Flanke zum Abschluss kam. Baumgartner könnte ein wichtiger Teil der nächsten Spiele für die Nationalmannschaft sein und man könnte dann auch sehen, wie Baumgartner mit Konrad Laimer und Marko Arnautovic harmoniert.