Rapid ließ LASK mit hohen Bällen einfach nicht ins Pressing kommen [Spiel-Analyse]

Das Topspiel der 5. Runde konnten die Hütteldorfer für sich entscheiden. Mit gezielt hohen Bällen auf Ercan Kara und durch Tiefenläufe von Thomas Murg und Taxiarchis Fountas überspielte Rapid immer wieder das Pressing der Linzer.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Der SK Rapid Wien startete mit zwei Siegen und einem Unentschieden in die neue Saison. Auch der LASK konnte sich in den ersten drei Spieltagen sieben Punkte erspielen und qualifizierte sich zudem gegen DAC und Sporting Lissabon für die Europa League. Diese Doppelbelastung und die kaum vorhandene Rotation in der Mannschaft könnten einige Probleme hervorrufen. Die Linzer spielten am vergangenen Donnerstag gegen Lissabon und veränderten gegen Rapid die Startformation nur auf zwei Positionen. Eigengewächs Tobias Lawal startete statt Alexander Schlager und Christian Ramsebner musste statt Gernot Trauner auflaufen. Im Gegensatz veränderte Rapid im Vergleich zum 2:1 Sieg gegen SKN St. Pölten nur auf einer Position. Srdjan Grahovac startete statt Dejan Petrovic im Mittelfeld.

 

Der Plan der Wiener ging voll auf

Die Hütteldorfer spielten in einer 5-4-1-/5-2-3-Formation. Im Spielaufbau agierten sie mit einer reinen Dreierkette. Dejan Ljubicic, der auf der Sechserposition spielte, ließ sich zu Beginn des Öfteren auf den Flügel fallen, um daraufhin einen Chipball von Maximilian Hofmann zu bekommen. Ljubicic bewegte sich auf den Flügel, da der LASK im Pressing mannorientiert agierte, und durch die Bewegung auf den Flügel sich befreien konnte, weil sein Gegenspieler nicht voll mitging. Dies war eines der Optionen die Rapid am Anfang des Spieles benützte, um vor allem die erste Pressinglinie der Linzer zu überspielen.

Eine andere Möglichkeit ein hohes Angriffspressing zu überspielen, ist ein hoher Ball hinter die Abwehrkette oder gezielt hoch auf einen Stürmer zu spielen. Die zweite Option versuchte Rapid sehr oft. Wurde der Innenverteidiger angelaufen, spielte er oft sofort einen hohen Ball auf Ercan Kara. Durch seine Robustheit, sein Timing in Kopfballduellen und seine Balltechnik konnte er den Ball mehrmals gleich weiterleiten auf tieflaufende Spieler oder den hohen Ball annehmen und zu nachrückenden Mitspielern ablegen. Die hohen Bälle aus der ersten Aufbaulinie waren für die zwei äußeren Stürmer, Taxiarchis Fountas und Thomas Murg, das Zeichen sofort in die Tiefe zu Laufen. Vor allem wenn der hohe Ball direkt auf Kara kam. Dadurch kam Rapid auch gleich in der 6. Minute zur ersten Torchance, nachdem Kara einen hohen Ball per Kopf weiterleiten konnte. Auch das 1:0 war ein perfektes Beispiel für einen hohen Ball in die Spitze und die beiden Tiefenläufe von Fountas und Murg. (Abbildung 1)

Mateo Barac wurde nach einem Abstoß kurz angespielt und auch direkt von Andreas Gruber angelaufen. Da sie in diesem Spiel die Pressingsituationen beinahe nur mit hohen Bällen auflösen wollten, spielte der Innenverteidiger einen langen Ball auf Kara. Philipp Wiesinger verschätzte sich beim hohen Ball und der Rapid-Stürmer konnte den Ball direkt nach vorne mitnehmen. Durch das schnelle Reagieren und die nach vorne orientierten Körperpositionen von Fountas und Murg hatten die beiden einen Geschwindigkeitsvorteil und waren einige Meter vor den Gegenspielern. So konnte Kara auf Fountas aufspielen, der für Murg noch quer legte und das 1:0 erzielte. Auch beim zweiten Treffer von Rapid, welcher von Fountas erzielt wurde, verschätzte sich Wiesinger wieder bei einem hohen Ball und der griechische Stürmer gewann das Laufduell gegen den Innenverteidiger.

Allerdings waren die gezielten hohen Bälle nicht die einzigen guten Szenen der Innenverteidigung der Grün-Weißen. Auch durch kluge vertikale Pässe wurden von der ersten Aufbaulinie gespielt, um die ersten beiden Pressinglinien zu überbrücken. Wie zum Beispiel in der 27. Minute. (Abbildung 2)

Barac konnte einen Klärungsversuch der Linzer an der Mittellinie ohne Gegnerdruck annehmen und spielte mit dem zweiten Kontakt einen vertikalen Pass auf Fountas, der sich aus der linken Stürmerposition zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld in den Halbraum fallen ließ. Mit dem ersten Kontakt ließ der Stürmer auf Grahovac prallen, der durch ein kurzes Dribbling und einen tiefen Pass auf Murg wieder eine Chance einleitete.

 

Einige Details im Rapid-Pressing fehlen noch

Rapid begann mit einem Angriffspressing. Das heißt, sie attackierten die Linzer in ihrem Aufbau schon sehr früh und ließen sie kaum flach herausspielen. Auch Rapid agierte mannorientiert und vor allem das Mittelfeld mit Peter Michorl und James Holland wurde meistens manngedeckt. Beide äußeren Innenverteidiger wurden zunächst offen gelassen, damit sie im Spielaufbau angespielt werden. Wenn sie angespielt wurden, attackierten Fountas oder Murg meist aus der Mitte heraus und setzten den Abwehrspieler unter Druck. (Abbildung 3)

Nach dem 2:0 wurde die erste Aufbaulinie der Linzer jedoch kaum attackiert und Rapid übte ein Mittelfeldpressing aus, welches dann nur phasenweise dann auch in ein Angriffspressing überging. Jedoch war mehrmals das Anlaufen der Stürmer ein Problem, da sie die Mittelfeldspieler nicht richtig in den Deckungsschatten stellten und die erste Aufbaulinie des LASKs ohne Probleme die erste Pressinglinie überspielten konnte. Vor allem Kara schaute noch eher weniger um sich beim Anlaufen und wusste oft nicht genau wo der Gegenspieler war, den er in den Deckungsschatten stellen sollte.

 

Die Probleme beim LASK

Die Linzer spielten im gewohnten 3-4-3 und hohem Angriffspressing. Allerdings wurden sie durch die hohen Bälle von Rapid immer wieder überrascht. Was noch dazu kam war, dass Abwehrchef Trauner fehlte und dadurch auch seine Kopfballstärke und Durchschlagskraft im Zweikampf. Wiesinger konnte nur wenig gegen Rapid-Stürmer Kara, der beinahe jedes Duell gegen den Abwehrspieler gewann, ausrichten. Zudem verschätzte sich der Verteidiger zweimal bei einem hohen Ball, welcher dann immer zu einer Torchance führte.

Aber sie hatten diesmal nicht nur in der Defensive einige Probleme, sondern auch im Spielaufbau beziehungsweise in den Umschaltsituationen in die Offensive. Viele Spieler trafen mit dem Ball oft die falschen Entscheidungen, wodurch sie sofort wieder den Ball verloren. Auch Marko Raguz konnte sich gegen die Abwehrspieler von Rapid nach hohen Bällen kaum durchsetzen und der zweite Ball konnte selten gleich für einen Angriff genützt werden. Zudem nützt man kaum die Umschaltsituationen aus, wie in den Spielen davor. Sie kam eher kaum zu einer Tormöglichkeit und verloren sehr schnell wieder den Ball nach einer Balleroberung. Wie zum Beispiel in der 32. Minute. (Abbildung 4)

Marko Raguz bekam nach einer Balleroberung einen vertikalen Pass und die Linzer waren im Konter in Gleichzahl gegen die Gastgeber. Raguz spielte allerdings mit dem zweiten Kontakt einen Ball in die Tiefe für Husein Balic, der jedoch noch einige Meter hinter Stojkovic war und somit kaum eine Chance hatte den Ball zu bekommen. Der Verteidiger der Hütteldorfer konnte den Ball erobern und zu Richard Strebinger zurückspielen.

Eines der Probleme in dieser Szene bei den Linzern war, dass Raguz vor der Ballmitnahme nur auf eine Seite den Schulterblick machte und daher nicht wusste, wie weit sein Gegenspieler entfernt war. Er hätte nämlich nach der Ballmitnahme einige Meter dribbeln können, da sich Hoffmann bereits vor der Mitnahme von Raguz fallen ließ. Der Stürmer der Linzer hätte sich zudem durch das Dribbling auch eine weitere Passoption geöffnet. Auch Gruber sprintete mit und hätte einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Barac gehabt. Raguz hätte nicht gleich den Pass in die Tiefe spielen müssen, sondern sich eher für ein kurzes Dribbling entscheiden und warten sollen, bis beide Außenstürmer ihre Gegenspieler nach einem Pass in die Tiefe im Laufduell besiegen könnten.

Was natürlich auch eine Rolle spielte, war das Spiel am Donnerstag gegen Lissabon. Dadurch, dass kaum rotiert wurde, könnten die Spieler ein wenig ermüdet gewesen sein und nicht ihre volle Leistung gebracht haben. Dies war allerdings schon länger ein Thema beim LASK und wenn sich ein paar Spieler mehr verletzten könnte dies zu einem großen Problem werden, da dann Spieler in eine Partie geschickt werden müssen, die kaum Spielpraxis haben.

 

Fazit

Der SK Rapid Wien bleibt mit dem 3:0 Sieg gegen den LASK zwei Punkte hinter dem Tabellenführer Red Bull Salzburg. Mit gezielten hohen Bällen auf Kara konnten die Hütteldorfer immer wieder das hohe Pressing der Linzer überspielen. Zudem setzte sich Kara öfter gegen seine Gegenspieler durch und konnte dadurch Chancen kreieren. Der LASK hatte einige Probleme im Offensivspiel und konnte sich kaum Chancen erspielen. Besonders die Entscheidungsfindung in den Umschaltsituationen in die Offensive waren nicht immer situationsgerecht. Somit musste die Linzer ihre erste Niederlage in der laufenden Saison hinnehmen.