LASK bezwingt Sturm mit intensivem Gegenpressing [Spiel-Analyse]

In einem von vielen hohen Bällen geprägten Cup-Spiel konnte sich der LASK mit funktionierendem Gegenpressing und Umschaltverhalten in die Offensive gegen Sturm Graz durchsetzen.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Es war offensichtlich, dass es das erste Bewerbsspiel für beide Teams war. Es wurden sehr viele hohe Pässe nach vorne gespielt. Insbesondere der SK Sturm Graz verzichtete auf einen flachen Spielaufbau, es wurden sogar mehrmals ohne Druck Bälle hoch nach vorne geschlagen. Der LASK presste den Gegner wie gewohnt hoch an und versuchte die Gäste mit schnellem Umschaltspiel  sowohl in die Defensive als auch in die Offensive immer wieder unter Druck zu setzen.

 

Warum nicht öfters ein flacher Spielaufbau?

Wie gewohnt spielte der Linzer ASK in einer 3-4-3-Formation. Im Spielaufbau bildeten sie eine klare Dreierkette. Die Außenbahnspieler im Mittelfeld rückten meist sehr weit nach vorne und die äußeren Stürmer in die Halbräume. Zwar gab es in diesem Spiel wie erwähnt sehr viele hohe Bälle von beiden Mannschaften und wenige längere Ballbesitzphasen, aber in manchen Szenen sah man, wie die Linzer versuchten, das Pressing der Grazer flach zu überspielen. Dazu hatten sie mehrere Variationen. Eine wäre, dass ein Innenverteidiger den Sechserraum dynamisch besetzt, um die erste Pressinglinie zu überspielen. Wie zum Beispiel in der 19. Minute. (Abbildung 1)

Gernot Trauner hatte im Spielaufbau der Linzer den Ball und dribbelte nach vorne. Daraufhin wurde er attackiert und spielte auf den äußeren Innenverteidiger Philipp Wiesinger. Trauner merkte, dass Wiesinger nach vorne nur wenige Anspielstationen hatte und lief nach dem Pass weiter nach vorne in die Tiefe und bot sich hinter der ersten Pressinglinie an. Bekim Balaj lief mit dem Innenverteidiger nicht mit und so konnte Trauner wieder von Wiesinger hinter der Stürmerreihe angespielt werden. Zudem band der Kapitän anfangs durch das Andribbeln die zwei Gegenspieler, die den Passweg nach vorne zumachten, und war dann für Wiesinger anspielbar.

Das Andribbeln der ersten Pressinglinie kann immer wieder dafür sorgen, dass sich Möglichkeiten ergeben, um nach vorne zu Spielen. Nicht nur werden durch das Dribbling Gegenspieler gebunden, sondern es öffnen sich auch Räume, die bespielt werden können. (Abbildung 2)

Der äußere Innenverteidiger, Reinhold Ranftl, wurde von Balaj und Thorsten Röcher attackiert. Nach einem Pass auf Trauner hatte der Innenverteidiger, weil der Stürmer auf den äußeren Spieler hinausschob, genug Platz, um nach vorne zu dribbeln. Trauner konnte zwei Mittelfeldspieler binden, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie herausrücken und attackieren sollten. In dem Moment bewegte sich Stefan Haudum mit zwei kurzen Schritten weg von Juan Dominguez und wurde mit einem vertikalen Pass von Trauner angespielt. Haudum konnte sich aufdrehen und in der Anschlussaktion auf den Flügel spielen. Nur durch das Andribbeln von Trauner und den vertikalen Pass konnte sowohl die erste Pressinglinie als auch das Mittelfeld überspielt werden. In mehreren Situationen sah man, dass der LASK auch bei einem flachen Aufbau oft sehr gute Lösungen hat und nicht immer einen hohen Ball nach vorne Spielen müsste. Zwar ist die Eroberung des zweiten Balls bei ihnen effektiv, allerdings würde man als Zuschauer gerne öfters sehen, wie sich der LASK mit flachen Lösungen gegen das Pressing der Gegner nach vorne spielt.

Zu solchen Aktionen gehört natürlich auch die Bewegung ohne den Ball. In der Aktion (Abbildung 2) machte Haudum eine Auftaktbewegung weg vom Gegner und war dadurch für Trauner anspielbar. Zudem sind auch die Bewegungen von Mitspielern wichtig, die einen Pass gar nicht bekommen sollten, aber dadurch Räume für andere Spieler aufmachen. Wie zum Beispiel in der 70. Minute. (Abbildung 3)

Joao Klauss bekam den Ball am rechten Flügel und wurde nicht richtig attackiert. Währenddessen machte Husein Balic einen Lauf in die Tiefe auf die Außenbahn. Durch diesen Lauf zog er einen Gegenspieler mit und der Abstand zwischen den Innenverteidiger wurde größer. Das erkannte Thomas Goiginger sofort und sprintete in diesen Raum hinein. Klauss spielte den diagonalen Pass in den Sechzehner hinein und Goiginger kam mit dem zweiten Kontakt zum Abschluss. Zwar ging der Schuss über das Tor, aber der Stürmer wäre ohne die Bewegung von Balic überhaupt nicht in diese Situation gekommen.

 

Gegenpressing: Das Mittel zum Führungstreffer

Der LASK praktiziert, ähnlich wie der FC Red Bull Salzburg, nach einem Ballverlust intensives Gegenpressing. Das heißt, dass nach einem Ballverlust versucht wird den Ball so schnell wie möglich zurückzuerobern. Meistens wird der gegnerische Ballführende gleich von zwei bis drei Spieler attackiert und zu einer Entscheidung gezwungen. Gegen Sturm Graz führte dies zum Führungstreffer. James Holland spielte einen ungenauen Pass zu Klauss, sodass der Ball beim Gegner landete. (Abbildung 4)

Dadurch bekam Lukas Spendlhofer den Ball, wurde allerdings sofort von Klauss und von Marvin Potzmann attackiert. Der Innenverteidiger konnte diese Drucksituation gut lösen und spielte einen flachen vertikalen Pass zu Röcher. Holland erahnte den Pass, weil Otar Kiteishvili im Deckungsschatten von Klauss stand und somit nicht angespielt werden konnte. Zudem war der Pass zu Röcher die einzige flache Option für Spendlhofer. (Abbildung 5)

Holland konnte Röcher sofort unter Druck setzen und dadurch schien der erste Kontakt nicht sauber gewesen zu sein. Der First-Touch Pass von Röcher zu Kiteishvili war sehr unsauber und der Mittelfeldspieler von den Linzern konnte den Ball wieder zurückerobern. In der Anschlussaktion spielte Holland auf Goiginger, der daraufhin auf Klauss flankte. Der brasilianische Stürmer konnte mit einem präzisen Kopfball das 1:0 erzielen.

 

Sturm Graz mit wenig Chancen

Die Gäste aus Graz spielten in einer 5-2-3-Formation, die sich im Ballbesitz auch in ein 3-4-3 veränderte. Bei den Grazern gab es kaum längere Ballbesitzphasen und der Ball wurde die meiste Zeit hoch nach vorne gespielt. Das führte nur selten zum Erfolg. Erfolg. Zwar konnten die Kopfballduelle einige Male gewonnen und der Ball weiter vorne gehalten werden , jedoch kamen die Grazer nur selten wirklich vor das gegnerische Tor oder auch zum Abschluss. Ziel von Sturm Graz war es auch nach Balleroberung so schnell wie möglich nach vorne zu spielen. Besonders in der ersten Halbzeit konnten sie sich zwei bis dreimal aus dem Gegenpressing der Linzer kombinieren und bis vor dem gegnerischen Sechzehner den Konter ausspielen. Dann waren sie allerdings mit den Pässen zu ungenau. Auch Anfang der zweiten Halbzeit hatten die Grazer mehrere Umschaltmomente in die Offensive und sogar einen Abschluss von Balaj, der jedoch zu zentral auf das Tor ging.

 

Fazit

In der ersten Hälfte hatten beide Mannschaften kaum längere Ballbesitzphasen, denn der Ball wurde, weil beide Teams hoch pressten, immer wieder hoch nach vorne gespielt. Nur der LASK probierte es einige Male mit einem flachen Spielaufbau, war auch erfolgreich und konnte die ersten beiden Pressinglinien der Grazer überspielen. Allerdings entschied das Spiel einer der besten Eigenschaften der Linzer. Das Umschaltspiel. Der Führungstreffer zeigt, wie gut die Gastgeber sowohl in die Defensive als auch in die Offensive umschalten können.