Christoph Baumgartner öffnet Räume für seine Mitspieler [Legionärs-Check]

Hoffenheim verlor mit 2:3 gegen Wolfsburg, allerdings konnte der ÖFB-Legionär sein drittes Saisontor erzielen und durch geschickte Bewegungen immer wieder Räume für seine Mitspieler öffnen.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Legionärs-Check von Simon Goigitzer

 

Christoph Baumgartner stand bei der TSG Hoffenheim gegen den VfL Wolfsburg zum achten Mal in der Startelf. Die Gastgeber spielten in einer 3-5-2 Formation. Dabei bildete Baumgartner mit Andrej Kramaric das Stürmerduo. Im Ballbesitz agierten die Hoffenheimer mit einer Dreierkette und meist nur einem Sechser vor der Abwehr. Diese Position besetzte Florian Grillitsch. In den weiter offensiveren Positionen in der Zentrale, kam es oft zu Wechseln zwischen den beiden Stürmern und den Achtern. Das bedeutet, dass sich die Stürmer fallen ließen und die Achter in die Tiefe sprinteten oder auf die Flügel auswichen, um dort Überzahl zu schaffen. In der Defensive pressten sie die Wolfsburger, die in einem 4-3-3/4-2-3-1 spielten, hoch an. Dadurch wollten sie Wolfsburg zu hohen Bällen zwingen oder auch selbst hohe Balleroberungen haben. Im Pressing leiteten die Stürmer mit einem Bogenlauf von außen nach innen die Innenverteidiger im gegnerischen Spielaufbau in die Mitte. Sie wollten den Pass auf den Sechser provozieren, um dort den Ball zu erobern. Allerdings kamen die nachrückenden Mittelfeldspieler oft zu spät und der Sechser von Wolfsburg konnte ohne Druck den Ball weiterspielen. Somit war die erste Pressinglinie der Hoffenheimer überspielt.

 

Bewegung ohne den Ball ist viel Wert

Was bei der Position von Baumgartner auffiel, war, dass er sich meistens in der Sturmmitte aufhielt. Nicht so wie sein Sturmpartner Kramaric, der sich öfters auf die Flügel bewegte. Außerdem ließ sich der ÖFB-Legionär oft aus der Sturmspitze in das Mittelfeld fallen. So konnte er immer wieder einer der beiden Innenverteidiger aus der Abwehrkette herausziehen und für seine Mitspieler Raum hinter der Defensive schaffen. Wie zum Beispiel in der Abbildung 1.

Stefan Posch bekam im Spielaufbau den Ball. In diesem Moment bewegte sich Baumgartner aus der zentralen Stürmerposition in den Zehnerraum. Dadurch war der österreichische Stürmer nicht nur eine Anspielmöglichkeit für den Innenverteidiger, sondern zog mit dem Fallenlassen auch den gegnerischen Abwehrspieler John Brooks mit. Daher öffnete sich der Raum hinter der Wolfsburger Abwehr, in den Sebastian Rudy auch hineinlief. Mit einem tiefen Chipball von Posch auf Rudy war das komplette Pressing von den Gästen überspielt und der Mittelfeldspieler war in der Nähe des gegnerischen Tores. Auch zu sehen war, dass Baumgartner durch die Bewegung nicht nur Brooks, sondern auch Maximilian Arnold gebunden hat. Somit konnte Rudy ohne Gegenspieler in die Tiefe laufen.

Solche Bewegungen des Österreichers gab es immer wieder, um den Halbraum in der Tiefe und hinter der Abwehr zu öffnen. Meistens sprinteten die beiden Achter in diesen Raum hinein. Zusätzlich konnte Baumgartner, wenn der Pass in die Tiefe nicht ging, auch selbst oder über die Außenbahnspieler angespielt werden.

Außerdem kam der ÖFB-Legionär gegen Wolfsburg zu mehreren Chancen und hätte Hoffenheim oft in Führung bringen können. Sowohl bei seinem Ausgleichstreffer zum 1:1, als auch bei seinen weiteren Chancen konnte man seine Bewegungen im Strafraum gut beobachten. Im Sechzehner positioniert er sich meist zwischen zwei Gegenspielern. Dadurch hatte er oft Platz angespielt zu werden oder die Möglichkeit sich in mehreren Richtungen zu bewegen, ohne von einem Gegner gestört zu werden. So wie bei seinem Ausgleichstreffer: Nach einer Flanke von seinem Sturmpartner kam Baumgartner im Fünfer zum Kopfball. Während sich Kramaric in einer 1 gegen 1 Situation auf der Außenbahn durchsetzte, bewegte sich der Österreicher im Sechzehner sich zwischen Robin Knoche und Kevin Mbabu. Die Flanke von Kramaric kam perfekt auf den Kopf von Baumgartner, sodass die Gegenspieler kaum das Tor verhindern konnten.

 

Baumgartners großes Problem

Allerdings zeigte sich bei Baumgartner in diesem Spiel auch ein Problem: Er schaute sich viel zu wenig mit Schulterblicken um. Dadurch konnte er nur schwer wissen, wo seine Gegenspieler/ Mitspieler standen. Somit konnte er bei Ballannahmen nur auf die Kommandos von den Mitspieler vertrauen, die meistens im Stadion nicht gehört werden können oder von den Mitspielern kommt möglicherweise ein falsches Kommando, da dieser die Situation anders sieht. Zudem können die Mitspieler die Positionen der Gegenspieler nicht genau sagen. Das Umschauen mit Schulterblicken würde das Spiel des Österreichers noch ein wenig verbessern. Wie zum Beispiel in dieser Situation (Abbildung 2)

Benjamin Hübner dribbelte über die Mittellinie. Baumgartner kam aus der Stürmerposition wieder entgegen und wurde in dieser Situation angespielt. Weder vor dem Entgegenkommen noch kurz vor der Ballannahme schaute er sich mit Schulterblicken um, um zu sehen, wo seine Mitspieler in der Offensive sind und wo sich die Gegenspieler positionieren. Durch das Fallenlassen startete Rudy wieder einen Tiefenlauf hinter die Abwehr, allerdings übersah Baumgartner diesen Lauf, da er sich zu sehr auf den Ball konzentrierte. Zudem übersah er den Außenbahnspieler, den er direkt anspielen hätte können. Robert Skov hätte dann die Möglichkeit gehabt mit dem ersten Kontakt Rudy wieder in die Tiefe zu schicken. Jedoch hatte der ÖFB-Legionär nur Augen für den Ball, dribbelte daher einige Schritte zurück und spielte den Ball wieder zu einem Abwehrspieler zurück.

 

Fazit

Christoph Baumgartner konnte in seinem 14. Einsatz sein drittes Saisontor für Hoffenheim erzielen. Zudem kam er auch zu mehreren Chancen, in denen er den Führungstreffer erzielen konnte. Der Österreicher schaffte auch immer wieder durch kluge Bewegungen Räume hinter der gegnerischen Abwehr für seine Mitspieler, die auch meistens angespielt wurden. Allerdings hat der ÖFB-Legionär noch viel Potenzial und vor allem beim Umschauen mit Schulterblicken sollte er sich verbessern, da er das überhaupt nicht macht.