Austria erkämpft Punkt gegen schwächelndes Salzburg [Spiel-Analyse]

Die Wiener Austria scheint ihre Pressingabläufe trainiert zu haben, jedoch ist das Spiel mit dem Ball noch ausbaufähig. Red Bull Salzburg wiederum lässt nun auch gegen die Violetten Punkte liegen und muss an der Chancenverwertung arbeiten.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Der FC Red Bull Salzburg konnte die letzten drei Ligapartien nicht gewinnen und musste sogar den ersten Platz in der Tabelle an den LASK abgeben. Auch im Hinspiel gegen Eintracht Frankfurt verloren sie 4:1 und haben eine schlechte Ausgangslage für das Rückspiel. FK Austria Wien verlor keines der letzten sieben Bundesligaspiele, allerdings gab es mehrere Unentschieden und haben somit noch sechs Punkte Rückstand auf den TSV Hartberg. Die Chance auf die Meistergruppe lebt noch, jedoch müssen sie auf zwei Niederlagen von Hartberg hoffen. Aber wie erkämpfte sich die Austria einen Punkt gegen den amtierenden Meister?

 

Das Pressing der Austria wird besser

Die Wiener Austria begann in einer 4-4-2/4-2-3-1-Formation. In einem Mittelfeldpressing versuchten sie den Salzburgern wenig Raum im Mittelfeld zu überlassen. Dies funktionierte teilweise über das ganze Spiel, jedoch konnten sie einige Male nur schwer die guten individuellen Lösungen der Verteidiger im Pressing verhindern. Beim Attackieren leiteten sie den Spielaufbau der Salzburger auf den Außenverteidiger Albert Vallci. Dies könnte einige Gründe haben: Zum einen ist Andreas Ulmer pressingresistenter als Vallci und findet oft in engen Räumen eine situationsgerechte Lösung, ohne den Ball einfach hoch nach vorne zu spielen. Außerdem hat die Sprintgeschwindigkeit auch ein Thema sein können. Manprit Sarkaria war in den Laufduellen oder in 1-gegen-1-Situationen mit Vallci immer der Schnellere. Besonders in diesen Situationen in der ersten Halbzeit dribbelte der junge Austrianer öfters am Außenverteidiger vorbei. Die Pressingabläufe im 4-2-3-1 funktionierten bei der Austria und zwangen dadurch die Gäste oft zu einem hohen Ball. Zwar kamen mehrmals Chipbälle über das Mittelfeld genau zu einem Gegenspieler, allerdings konnten sie trotzdem mehrmals den zweiten Ball nach einem hohen Pass erobern.

Christoph Monschein bewegte sich im Pressing zwischen den Innenverteidigern und machte den Passweg zu Maximilian Wöber zu. Somit leitet er die Pässe von Jerome Onguene auf die rechte Seite der Roten Bullen. Dominik Fitz stellte den Sechser zu und sobald der Pass auf den Außenverteidiger gespielt wurde, attackierte Sarkaria Vallci. (Abbildung 1)

Außerdem fiel beim Pressing auf, dass die Wiener sehr stark auf die ballnahe Seite verschoben. Das heißt, dass sie die ballferne Seite komplett frei lassen und versuchen den Raum auf einer Seite so eng wie möglich zu machen. Dies hat einige Vorteile: Dadurch konnte die Austria den Raum für die Salzburger eng machen und kurze Passoptionen für den Ballführenden zu machen. Daher könnte es eher zu einer Balleroberung in diesem Bereich kommen und daraufhin hätte ein Austrianer gleich mehrere kurze Anspielmöglichkeiten in diesem Raum. Der Nachteil ist, wenn sich Mannschaften aus dem engen Raum lösen können, dass auf der ballfernen Seite ein Spieler komplett frei und angespielt werden kann. Salzburg tat sich schwer sich aus den engen Räumen zu lösen und diesen Wechselpass auf die freie Seite zu spielen. Weiters versuchte man das nicht unbedingt, sondern wollte aus diesem Bereich gleich in die Richtung des gegnerischen Tores zu spielen.

 

Die Wiener weiterhin mit Problemen im Ballbesitz

Schon vor der Winterpause ergaben sich einige Probleme bei der Wiener Austria. Vor allem im Ballbesitz hatten sie wenige Lösungen gegen hochpressende Mannschaften und trafen nicht situationsgerechte Entscheidungen mit dem Ball. Gegen die Salzburger kamen diese Probleme wieder zum Vorschein. Nach Balleroberungen versuchten die Gastgeber so schnell wie möglich nach vorne zu spielen und dadurch die Unordnung des Gegners im Umschaltmoment auszunutzen. Jedoch ergaben sich beim Kontern mehrere Probleme. Zunächst spielte die Austria, egal wo der Ballgewinn war, so schnell wie möglich nach vorne. Das bedeutet, dass, wenn auch die Balleroberung am eigenen Sechzehner war, sie trotzdem mit nur wenigen Pässen zum Abschluss kommen wollten. Das Problem dabei war, dass Salzburg in solchen Momenten gar nicht in Unordnung gewesen ist und die Wiener immer wieder in Unterzahl versuchten, dennoch den Konter zu spielen. Zudem kam noch das Gegenpressing von den Gästen dazu, dass die Aufgabe um einiges erschwerte. In diesem Bereich fehlte das Gefühl, wann sie schnell umschalten können oder wann sie eher versuchen sollten den Ball zu sichern und einen Spielaufbau neu zu gestalten. Wie zum Beispiel in der 24. Minute (Abbildung 2)

Patrick Pentz rollte den Ball zu Fitz aus. Der Mittelfeldspieler dribbelte sofort nach vorne und versuchte daraufhin einen Chipball über die Abwehr der Salzburger zu Monschein zu spielen. Der Pass war allerdings zu weit. Das Problem in dieser Situation war, als Pentz nach einer Flanke eines Gegners zum Ball kam, stieß er mit Erik Palmer-Brown zusammen und der Innenverteidiger lag dann kurz am Boden. Dennoch spielte Pentz den Ball zu Fitz, um einen Konter einzuleiten. Dadurch ergaben sich nicht nur große Lücken zwischen den Reihen bei der Austria. Wenn der Pass zu Monschein angekommen wäre, hätte der Stürmer auch keine weiteren Anspielstationen gehabt. Zwar könnte man sagen, dass sie die Unordnung der Salzburger in diesem Moment ausnützen wollten, allerdings war die Rückwärtsbewegung der Gäste sehr gut und durch die funktionierende Restverteidigung war die Austria in eindeutiger Unterzahl.

Durch diesen Drang unbedingt nach vorne spielen wollen ergaben sich auch viele technische Fehler, die in Fehlpässe resultierten. Nach einer Balleroberung war meistens der erste Pass direkt nach vorne, obwohl sie den Ball noch gar nicht richtig gesichert haben und diese Passentscheidung auch nicht wirklich situationsgerecht war. Dadurch verlor die Austria immer wieder den Ballbesitz, welches aber durch besseres Gefühl von den Spielern wann man schnell Umschalten sollte verhindert werden kann.

 

Salzburg schwächelt?

Red Bull Salzburg spielte in einer 4-2-2-2-Formation. Die Austria wurde hoch angepresst, sobald im Aufbau der Wiener der erste Pass gespielt wurde oder auch nach einem kurz abgespielten Abstoß. Durch das 4-2-2-2 attackierten die Salzburger die Abwehrkette von den Gastgebern mannorientiert und die Austria wurde gezwungen immer wieder hohe Bälle zu spielen.

Im Spielaufbau agierten die Salzburger in einer Viererkette, wobei manchmal entweder Majeed Ashimeru oder Mohammed Camara neben den Innenverteidigern abkippten und eine Dreierkette bildeten. Besonders als die Austria im 4-4-2 attackierte, ließ sich einer der beiden fallen und der andere Mittelfeldspieler bewegte sich dynamisch in den Sechserraum, um hinter den beiden gegnerischen Stürmern angespielt zu werden. Das bedeutete, kippte Ashimeru links neben den Innenverteidigern ab, bewegte sich Camara in die Sechserposition. Ließ sich Camara rechts neben den zentralen Abwehrspielern fallen, besetzte Ashimeru die Position des defensiven Mittelfeldspielers. Wie zum Beispiel in der 6. Minute. (Abbildung 3)

Camara kippte rechts neben Innenverteidigern ab und Ashimeru bewegte sich in die Sechserposition. Durch einen Doppelpass mit Vallci ergab sich für Camara die Möglichkeit in der Folgeaktion entlang vom Halbraum nach vorne zu spielen.

In den Offensivpositionen gab es kaum eine wirkliche Zuordnung. Die Spieler tauschten oft situationsabhängig Positionen und waren dadurch auch oft mit vertikalen Pässen anspielbar. Besonders über die Halbräume konnte Salzburg mehrere Male das Mittelfeld der Austria überspielen. In der 75. Minute, kurz nach dem Führungstreffer, stellte Jesse Marsch auf eine Fünferkette um. Dadurch verstärkte er die Defensive und die Restverteidung. Salzburg agierte danach allgemein ein wenig defensiver und kam vor allem über Umschaltmomente in das letzte Drittel. Auch nach der Umstellung hatten sie noch einige Chancen die Führung auszubauen. 

Die Salzburger hatten gegen die Wiener Austria viele Großchancen und hätten mehrmals die Führung ausbauen können. Insbesondere in der zweiten Halbzeit kamen sie öfters zum Abschluss im gegnerischen Sechzehner. Einige Male konnte Pentz zwar gut parieren, aber oft waren die Abschlüsse nicht genau genug. Dieses Problem gab es auch schon beim Heimspiel gegen den LASK. Auch dort ließ man viel zu viele Chancen ungenützt und verlor am Ende noch die Tabellenführung. Zudem nutzten sie kaum die freie ballferne Seite. Da die Wiener Austria sehr weit auf den Ballführenden schob, ergab sich immer wieder viel Platz auf der anderen Seite. Da Salzburg viel über ihre rechte Seite spielte, war Ulmer meistens komplett frei. Allerdings taten sich die Roten Bullen schwer dies auszunutzen, weil sie sich kaum aus den engen Räumen von der Austria befreien konnten oder von ihnen auch nicht das Ziel war die ballferne Seite zu bespielen.

 

Fazit

Red Bull Salzburg war die dominantere Mannschaft und erspielte sich auch viel mehr Großchancen als die Wiener Austria. Allerdings war auch im zweiten Bundesligaspiel in diesem Jahr die Chancenverwertung nicht hoch genug. Zwar könnte man Marsch und Salzburg nach den drei Spielen bereits kritisieren, allerdings sollte man nicht vergessen, dass im Winter die zwei besten Spieler die Roten Bullen verlassen haben und dies natürlich ein größeres Loch hinterlässt. Zudem hatte Salzburg sowohl beim LASK als auch im Spiel gegen die Austria viele Möglichkeiten Tore zu schießen. Die Gastgeber verbesserten sich in der Winterpause vor allem im Pressing, allerdings müssen sie besonders im Spiel mit dem Ball noch einiges trainieren. Nicht nur ist der Drang unbedingt nach vorne spielen zu wollen so groß, das viele Ballverluste entstehen, sondern durch die Hektik passieren auch sehr viele technische Fehler. Dennoch konnte sich die Austria durch eine gute defensive Leistung und bessere Chancenverwertund als der FC Red Bull Salzburg einen Punkt erkämpfen.