Christian Ilzer und die drei Baustellen bei der Wiener Austria
Lediglich ein Sieg aus vier Ligaspielen, ein verdientes Ausscheiden in der Europa League-Qualifikation - die Wiener Austria hat am Platz Probleme. Wo muss Christian Ilzer ansetzen?
Eine Analyse von Simon Goigitzer
Bei der Austria aus Wien läuft es zurzeit gar nicht rund. Zwar schien nach einem durchwachsenen Liga-Start der 5:1 Sieg gegen SV Mattersburg einem Befreiungsschlag gleich, die Ernüchterung gegen Apollon Limassol und den FC Flyeralarm Admira folgte jedoch auf dem Fuß. 90Minuten.at hat die bisherigen Liga- und Europacupspiele der Veilchen analysiert und benennt die Probleme. Hierbei geht es darum, was bei der Austria nicht funktioniert.
Baustelle 1: Konterverteidigung
Christian Ilzer steht gemeinhin für schnellen Umschaltfußball: Das Konterspiel in die Offensive ist ihm sehr wichtig, weswegen sich auch Christoph Monschein und Dominik Fitz scheinbar Startplätze erkämpft haben. Aber natürlich auch das Umschalten nach Ballverlust ist für Ilzer ein wichtiger Aspekt, Hartberg und Wolfbsberg versuchten unter ihm sofort gegen zu pressen. Umso überraschender ist es, dass die Austria gerade in diesem Aspekt nicht immer souverän wirkt. Zwar wird auch in Violett versucht, sofortiges Gegenpressing zu praktizieren, jedoch gibt es hier einige Aspekte, die nicht wirklich greifen und dann dennoch zu Konter führen.
Zum einen ist dies die Reaktion nach Ballverlust. Die Wiener schaffen es (noch) nicht konstant nach einem verlorenen Ball sofort nachzusetzen und verpassen öfters auch den Moment dafür. Die Gegner konnten oft Situationen lösen, in denen man von zwei, drei Gegenspielern umgeben war, etwa durch Dribblings oder Pässe. Das Verhalten der Veilchen wird dann oft mit „laschem Zweikampfverhalten“ betitelt. Dies kann durchaus auch ein Grund sein, aber dann muss man sich vor allem die Mittelfeldbesetzung der Austria ansehen. James Jeggo und Thomas Ebner werden gemeinhin als „Kämpfer“ bezeichnet, sollen dann aber wegen Christian Ilzer auf einmal lasche Zweikämpfe führen? Das scheint zu kurz gegriffen. Man ist schlicht oft zu spät dran und erhält deswegen keinen Zugriff auf den Ball. Allgemein könnte man sagen, dass das Antizipieren von Ballverlusten mindestens genauso wichtig ist wie die Reaktionszeit nach ebenjenem.
Neben der Reaktionszeit ist aber auch das Verhalten als Mannschaft essentiell. Nicht nur die lokal positionierten Spieler sollten nachsetzen, sondern auch der Rest der Mannschaft muss sich Richtung Ball bewegen. Die Verteidigungskette muss nachschieben (dabei natürlich nicht die Tiefe außer Augen lassen) und die Stürmer müssen von vorne zurückarbeiten. Nur als geschlossene Einheit kann das Umschalten von Offensive auf Defensive richtig vonstatten gehen.
Ein weiterer Aspekt der Konterverteidigung ist die sogenannte Restverteidigung. Dies bezeichnet die während der Ballbesitzphase hinten gebliebenen Spieler. Hierbei geht es um Organisation der verbliebenen Spieler während des Angriffes, damit man auf einen möglichen Ballverlust vorbereitet ist. Nicht nur die Anzahl der Spieler ist wichtig, sondern auch deren Staffelung. Vor allem der Raum direkt vor den Innenverteidigern muss geschützt werden. Defensiver eingestellte Mannschaften bleiben teilweise mit fünf Mann hinten, um sich abzusichern. Dies ist für eine Wiener Austria nicht realistisch, da ihre Angriffsphase zwangsläufig mehr Spieler verlangt. Den Violetten wird der Ballbesitz oft aufgezwungen, weswegen Konterspiel alleine nicht ausreichend für mehrmalige Torerfolge sein kann. Bei Ilzers Mannschaft ist der Raum direkt vor den Innenverteidigern in einigen Situationen bereits entblößt worden. Zum einen, weil das Mittelfeld (und vor allem der Sechser davor) nicht passend positioniert ist. Zum anderen, weil die Abwehrkette selbst nicht weit genug nach vorne schiebt und den Anschluss ans Mittelfeld sucht. So konnte vor allem Apollon Limassol immer wieder über diesen Raum gefährlich werden.