Djuricins Mut zur neuen Formation: Schwach umgesetzt, perfekt gekontert von Rose

Goran Djuricin wollte mit einer Formationsumstellung gegen Salzburg überraschen. Der Plan scheiterte jedoch, weil er einerseits äußerst schwach umgesetzt wurde und sich andererseits die Salzburger perfekt darauf einstellen konnten.

Eine Spielanalyse von David Goigitzer

 

Rapid Trainer Goran Djuricin stellte im Spiel gegen Salzburg öfters um und probierte einige Dinge, die durchaus zu Erfolg hätten führen können. Die Ausführung dieser Anpassungen und Ideen war jedoch äußerst schwach. Ob dies an mangelhafter Vorbereitung, an den Spielern selbst oder an beidem lag, darüber kann nur spekuliert werden. Die Rapidler zeigten jedoch Mut zur Umstellung. Etwas, was in Österreich nur selten zu sehen ist.

 

Salzburg im breiten 4-3-3


Die Salzburger formierten sich im Ballbesitz m 4-3-3 und agierte dabei mit auffallend breiten Außenverteidigern. Die Außenstürmer unterstützten jene im Ballbesitz immer recht weit außen, um so die horizontal kompakten Rapidler zu umspielen. Dies funktionierte blendend, in Minute vier kombinierten Hannes Wolf und Patrik Farkas auf der linken Außenlinie miteinander und brachen durch. Die Hereingabe von Farkas wurde nicht verwertet, prallte aber zu ihm zurück und er konnte aus wenigen Metern abschließen. Die breite Formation zog Rapid auseinander und öffnete immer wieder ballferne Räume. Durch die Abstimmungsprobleme der Wiener gab es außerdem für Gulbrandsen immer wieder die Möglichkeit Räume zu finden und in diese reinzustechen. Sei es hinter die Linie um hohe Bälle dorthin zu bekommen, oder in den Zwischenlinienraum, um Diagonalpässe zu fordern.  


Im Pressing dominierte die altbekannte Formation mit der Raute im Mittelfeld, das 4-1-2-1-2. Hier fokussierte man sich auf das Versperren der Passwege ins Zentrum. Dies stellte man jedoch ebenfalls sehr schnell um und presste im 4-3-3, um die Aufbaudreierkette von Rapid besser unter Druck setzen zu können. Man schien die Lehren aus dem Cupfinale gezogen zu haben. Die schlechten Verbindungen der Wiener ins Zentrum machten es den Salzburgern leicht, den Spielaufbau auf die Seite zu lenken. Dort stachen dann die Achter diagonal raus und die Außenverteidiger nach vorne. Gegen solch schwache Aufbaustaffelungen hatte die Rose-Elf keinerlei Probleme Bälle zu gewinnen.

Rapid stellt blitzschnell um

Rapid startete bei höherem Mittelfeldpressing im 4-4-1-1 und formte sich in tieferen Zonen in ein 5-3-2 um. Das 4-4-2 Pressing ließ man aber nach nur wenigen Minuten wieder bleiben. Ljubicic agierte als linker Halbverteidiger und Kuen als linker Wingback und schob ins Mittelfeld, wenn dies passend war. Das 5-3-2 wurde nach knappen 8 Minuten auf ein 5-2-1-2 angepasst, um die 1-2 Staffelung im Mittelfeld der Salzburger spiegeln zu können. Bei hohem Ballbesitz von Salzburg gab es auch 5-4-1 Staffelungen zu sehen. Dieser tiefe Block sollte es den Salzburger schwer machen durchzubrechen. Generell hatten die Wiener große Abstimmungsprobleme in der Fünferkette. Wann und wohin die Wingbacks schieben sollten schien teilweise nicht klar, sodass Salzburg durch Verlagerungen recht einfach Angriffe fahren konnte.

Im Ballbesitz fächerten die Rapid-Wingbacks sehr weit auf, der ballferne Flügelverteidiger war fast auf der Außenlinie zu finden. Dies sollte wohl, gemeinsam mit hohen Verlagerungen, gegen das kompakte Verschieben der Salzburger Wirkung haben. Eine Torchance aus so einer Situation konnte man in der 13. Minute generieren, als man eine weite Verlagerung auf Thurnwald spielte. Diese war zu kurz geraten, Farkas fing sie ab. Der linke Außenverteidiger verlor den Ball jedoch umgehend und so konnte ein Konter gefahren werden, den die roten Bullen kollektiv stark verteidigten. Die Dreierkette wurde im Aufbau immer wieder von Petsos und Schwab unterstützt. Dies taten beide jedoch suboptimal. Sie agierten versetzt zu einander und mit zu großen Abständen.

Die Grazer machten es am Mittwoch vor, wie man im 3-2 stabil gegen die Salzburger aufbauen kann. Der Gedanke des Rapidler Trainerteams schien der Selbe gewesen zu sein, ausgeführt wurde dieser jedoch nicht gut, wie auch Kapitän Stefan Schwab im Gespräch mit laola1.at bestätigte: „Wir haben gesehen, dass der LASK und Sturm Salzburg so geschlagen haben. Das wollten wir auch versuchen, es ist leider nicht aufgegangen. Aber es hat überhaupt nicht am System gelegen", hielt etwa Kapitän Stefan Schwab fest.“ Das aggressive Andribbeln der Aufbauspieler hatte in einigen Situationen sehr wirkungsvolle Ansätze, wurde jedoch nicht gut eingebunden. Mitspieler machten keine passenden Folgebewegungen, weshalb dieses Andribbeln meist versandete.

 

Dominante Gäste gegen schwach abgestimmte Rapidler

Die Salzburger hebelten in weiterer Folge Rapid mit dem 2:0 in Minute 13 aus. Die Fünferkette hatte sich schwach gestaffelt, sodass Gulbrandsen eine Verlagerung im Halbraum bekam und in den Strafraum eindringen konnte. Die Hereingabe wurde zunächst abgewehrt, jedoch nicht richtig geklärt und Dabbur konnte den Ball ins Netz stochern.

Die Bullen dominierten mit ihrer extrem breiten Formation das Geschehen und konnten die Wiener recht gut von effektivem Pressing abhalten. Diese breite Formation hatte natürlich auch Nachteile: Die Räume, vor allem der Halbraum nach Verlagerungen in der ersten Linie, wurden nicht optimal besetzt und die Verbindungen waren etwas weit, weshalb Pässe länger unterwegs waren und deswegen potentiell einfacher zu pressen gewesen wären. Die Salzburger schafften dies mit guter Restverteidigung jedoch stabil abzusichern und auszuführen.

In Minute 26 kassierten die Grün-Weißen das 3:0 und verloren damit eigentlich schon das Match. Erneut verhielt man sich enorm schwach im Verschieben: Ljubicic suchte auf den breiten Gulbrandsen Zugriff wo keiner war, öffnete eine große Lücke, die einfach zu bespielen war. Der norwegische Stürmer erkannte dies schnell, war auf und davon und erzielte das dritte Tor des Tages.

 

Erneute Umstellung nach dem 0:3

Nach dem 3:0 hatten die Gastgeber erneut umgestellt und spielten defensiv nun im 4-4-2, das etwas asymmetrisch interpretiert wurde. Zudem war es wieder unbalanciert. Gleich nach der Umstellung gab es wieder eine Szene im Red Bull Ballbesitz, in der es wieder Abstimmungsprobleme gab, diesmal zwischen Kuen, Berisha und Ljubicic. Das Salzburger Trainerteam hatte ebenfalls reagiert und wieder auf die altbekannte 4-1-2-1-2 Formation umgestellt, Wolf agierte hier als Zehner. Die Wiener stellten auch im Ballbesitz auf Gewohntes um und formierten sich im 4-2-3-1, wobei vor allem Murg ballfern sehr breit blieb und sich für Verlagerungen anbot. Salzburg hatte jedoch weiterhin nur wenig Probleme gute Angriffe zu fahren. Rapid zeigte einige Ballverluste, die auf diese Art und Weise ungewohnt und vielleicht auf das Spielgeschehen zurückzuführen waren. Am Spielstand änderte sich vor der Pause nichts mehr und die Mannschaften gingen mit 3:0 in die Kabine.

Rapid nach Pause verbessert

Die Grün-Weißen hatten nach der Pause im Ballbesitz nun etwas mehr Kontrolle und spielten so, wie man es in guten Phasen von ihnen gewohnt war. Petsos und Schwab zeigten gute Positionierungen vor der Viererkette, über die Seiten spielte man recht direkt und fand öfters den dribbelstarken Murg, der Farkas kein leichtes Leben ließ. Jener schied später auch verletzt aus und wurde durch Yabo ersetzt, der als linker Achter spielte, während Xaver Schlager links in die Verteidigung ging.

Die etwas höher und aggressiver im Pressing agierenden Rapidler hatten sich im Spiel nun manifestiert und es ging nicht mehr nur in eine Richtung. Salzburg stellte nach ungefähr 60 Minuten wieder um und presste zwar weiterhin im 4-1-2-1-2, im Ballbesitz formierte man sich jedoch nun wieder im 4-3-3, um die Rapidler Linien wieder zu strecken. Die breite Formation hatte nun jedoch die vorhin angesprochenen Folgen und konnten nicht mehr so stabil ausgeführt werden, weshalb Rapid öfters den Ball gewann und Konter fahren konnte. Aus einem Konter nach hohem Pressing erzielte Veton Berisha das 1:3 in der 75. Minute. Onguene hatte den Ball leichtfertig im Aufbau verloren. Dabbur konnte wenige Minuten später den alten Abstand wiederherstellen und den Endstand, das 4:1, erzielen.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Fazit

Rapids Anpassungen gingen nicht auf. Die Ansätze schienen in der Theorie wirkungsvoll, Salzburg wusste jene jedoch immer rasch zu kontern. Dazu kam, dass die Anpassungen auf sehr niedrigem Niveau ausgeführt wurden. Im Ballbesitz gab es kaum Verbindungen in die Mitte, im Pressing zeigte die Fünferkette immer wieder horrende Abstimmungsprobleme und offenbarte große Räume für die Gäste.

Nach dem Match meinte Rapid-Trainer Goran Djuricin im Sky-Interview auf die Frage, ob die Niederlage an der falschen taktischen Ausrichtung lag: „Meiner Meinung nach hat das nichts mit System zu tun. Weil, wenn wir zu weit aufrücken und zu zweit hinten stehen, haben sie es noch leichter. Wir sind zu dritt gestanden. Ich glaube viele Leute verwechseln Bananen mit Äpfeln.“

Djuricin hat insofern Recht, dass die Niederlage nicht per se an der Entscheidung zu diesem System lag. Wie diese Formation trainiert wird, wer auf welcher Position spielt und wie die Formation genau abgestimmt wird, liegt allerdings in Djuricins Verantwortung.

 

Stimmen Rapid vs Salzburg