Frankreich kontrolliert sich gegen Belgien ins WM-Finale
Im ersten Halbfinale dieser Weltmeisterschaft konnte sich Frankreich durch ein Kopfballtor von Samuel Umtiti nach einer Ecke ins Endspiel köpfen. Belgien wehrte sich, aber konnten ihre Chancen nicht verwandeln.
Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer
Frankreich startete mit einer 4-2-3-1-Formation. Die meisten Positionen blieben gleich, nur wurde im Unterschied zum Viertelfinale Blaise Matuidi für Corentin Tolisso auf der linken Mittelfeldposition ausgetauscht. Im Spielaufbau der Franzosen ließ sich Kante öfters zwischen die Innenverteidiger fallen. Dadurch rückte Pogba oft alleine in den sechserraum, Matuidi ließ sich in den linken Halbraum fallen und Hernandez konnte auf den linken Flügel hoch rücken oder Flügel war unbesetzt.
Falls sich Kante nicht fallen ließ, versuchten die Innenverteidiger den linken Halbraum mit vertikalen Pässen aus der Abwehr zu bespielen. Matuidi bewegte sich nämlich immer in diesen Raum und Giroud oder Griezmann rückten für kurze Zeit auf den Flügel oder er blieb sogar unbesetzt. Auf der rechten Seite spielte Benjamin Pavard und Kylian Mbappe. Diese zwei konnten oft gefährliche Chancen kreieren, da der Rechtsverteidiger oft, als Mbappe den Ball hatte, hinterlief oder vorderlief. Der Laufweg in die Tiefe brachte oft Zeit für den Stürmer, der dann manchmal das 1 gegen 1 suchte. Aber auch passte der Spieler aus Paris den Ball einige Male in die Tiefe, wo auch Pavard kurz vor der Pause zu einer Schusschance kam. Manchmal wurde jedoch der hohe Ball in die Tiefe oder auf Giroud probiert, der den Ball dann für seine Mitspieler ablegte. Bei Ballverlust wurde nicht gegengepresst, sondern die Abwehr ließ sich fallen und versuchte den gegnerischen Konter so zu verzögern, dass die offensiveren Spieler nach hinten rückten und ihre Ordnung wieder vorhanden war.
Die Franzosen verteidigten in einem 4-3-3 und ließen den Belgiern in der Mitte kaum Platz. Auch attackierten sie erst tief in der eigenen Hälfte und ließen die gegnerischen Innenverteidiger bis zur Mittellinie das Spiel ohne Druck aufbauen. Mbappe, Giroud und Griezmann waren in der vordersten Reihe und verhinderten primär, dass die beiden Sechser Belgiens nicht anspielbar waren. Matuidi musste immer aus dem Mittelfeld auf den Flügelspieler der Belgier herausattackieren, weil der Außenverteidiger in der Abwehrkette blieb und den Halbraum für De Bruyne zumachte. Mbappe agierte nicht so hoch und attackierte öfters auf Hazard, sodass Paul Pogba zentral bleiben konnte und nicht herausrücken musste. Bei Ballgewinn wurde von den Belgiern gegenpresst, doch Frankeich konnte sich des Öfteren durch Bewegungen aus dem Deckungsschatten aus dem Pressing herauskombinieren. Auch rannte Mbappe oder Matuidi in Tiefe, um den Ball zu bekommen oder auch Raum für ihre Mitspieler zu schaffen. Mbappe war durch seine Schnelligkeit und Fähigkeiten im Dribbling einer der wichtigsten Spieler im Konterspiel der Franzosen. Vor allem in der zweiten Halbzeit bekamen sie immer mehr Konter mit mehr Platz.
Belgien mit viel Kreativität in der Offensive
Belgien begann mit einer 3-5-2-Formation, in der Hazard auf den linken Flügel spielte und De Bruyne hinter Lukaku positioniert war. In der Offensive standen die Außenspieler Chadli und Hazard sehr hoch und breit. Der Sechserraum wurde oft durch die zwei Spieler Dembele und Witsel besetzt. De Bruyne und Fellaini hielten sich oft im Halbraum auf, wobei auch, vor allem gegen Ende des Spieles, Fellaini mit Hazard die Position tauschte, sodass der Flügelspieler von Chelsea näher zum Tor stand. Durch den tiefen Block Frankreichs konnte Belgien nicht viel durch die Mitte spielen. Dadurch spielten sie viele diagonale Pässe auf den Flügel. Hazard ging dann auch sehr oft ins Dribbling. Was ihm sehr geholfen hat waren die Läufe von Fellaini, da der Mittelfeldspieler durch den Weg in die Tiefe kurz Raum für den Chelseastar schaffte. Hazard konnte sich mehrfach durchsetzen und oft nur durch ein Foul gestoppt werden.
Auch Chadli auf der anderen Seite suchte oft das 1 gegen 1. Nach der Ballmitnahme dribbelte er diagonal zum Tor und suchte Lukaku oder De Bruyne in der Mitte. Nach der Einwechslung von Mertens spielte De Bruyne weiter hinten im zentralen Mittelfeld. Mertens bewegte sich im rechten Halbraum oder am rechten Flügel. Von dort konnte der Spieler aus Napoli sehr viele Flanken in die Mitte spielen, jedoch kam es nur zu einem gefährlichen Kopfball. Im Umschaltspiel von der Offensive in die Defensive wurde von Belgien nach Ballverlust sofort gegengepresst. Der Ballführende wurde von mehreren Spielern gleichzeitig attackiert, sodass er auch keine Anspielstationen hat. In der Defensive attackierten die Belgier erst ab der Höhe der Mittellinie. Chadli rückte in die Abwehr zurück und bildete dadurch eine Viererkette mit Vertonghen als Linksverteidiger. Das Mittelfeld bestand aus fünf Spieler. Dabei agierte De Bruyne im rechten Halbraum und verhinderte, dass die linke Seite Frankreichs bespielt wurde. Bei Ballgewinn und Unordnung des Gegner wurde sehr schnell und sehr direkt nach vorne gespielt. Die Mitspieler versuchten regelmäßig Hazard oder De Bruyne zu suchen und anzuspielen.
Mertens bringt Schwung, aber keine Tore
Nach 15 Minuten kam Hazard zu der ersten richtigen Chance des Spieles. De Bruyne konnte einen langen Ball zum Chelseaspieler weiterleiten, der im 16er aus spitzem Winkel abschloss, aber nur knapp das Tor verfehlte. In der 18. Minute war es wieder Hazard, der sich auf dem Flügel im 1 gegen 1 durchsetzte und zum Abschluss kam. Varane konnte den Schuss gerade noch über das Tor abfälschen. Nur einige Minuten später komm Alderweireld nach einem Eckball im 16er zum Abschluss, doch Lloris konnte den Schuss parieren. Kurz vor der Pause hatte dann Frankreich einen Chance in der Pavard nur knapp verfehlte. Nach einem Pass auf Mbappe am Flügel lief Parvard am Stürmer vorbei und bekam den Pass in die Tiefe. Aus einem spitzen Winkel schloss er ab, aber Courtois konnte gerade noch mit seinem Fuß den Ball neben das Tor befördern. Anfang der zweiten Halbzeit kommt nach einem Eckball Umtiti zuerst zum Ball und köpfelt ihn ins Tor. Nach nur 50 Minuten steht es für Frankreich 1:0. In den letzten Minuten kam Belgien immer näher vor das Tor, aber konnten nicht wirklich einen gefährlichen Abschluss abgeben. Zwar brachte die Einwechslung von Mertens mehr Schwung in das Spiel, doch seine Flanken konnten nicht wirklich Abnehmer finden. Somit blieb es bei einem 1:0 und Frankreich zieht ins Finale ein.
Belgien konnte durch seine Varietät und individuelle Fähigkeiten vor allem in der ersten Halbzeit viele gute Chancen herausspielen. Frankreich hingegen spielte eher abwartender und lauerte auf ihre Konter mit Mbappe und Matuidi. Außerdem verteidigten sie sehr gut, sodass die Belgier Probleme hatten zum Abschluss zu kommen. Besonders in der zweiten Halbzeit tat sich Belgien schwer, da sie 1:0 in Rückstand lagen und Frankreich sich noch mehr auf das Verteidigen konzentrierte. Und auch wie in anderen Spielen in dieser WM entscheidet einen Standardsituation das Weiterkommen.
>>> Nächste Seite: „Mutterland des Fußballs“ oder Überraschungsfinalist?