LASK-Sieg gegen Rapid: Erfolgreiches Pressing als Schlüssel zum Erfolg [Spielanalyse]
Mit effektivem Pressing konnte der LASK am Sonntag den Schlager gegen Rapid für sich entscheiden. Die Regeneration dürfte bei den Linzern zudem besser gefruchtet haben als bei den Hütteldorfern.
Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer
Trotz Doppelbelastung ein Spiel mit hoher Intensität
Der Lask Linz baute im eigenen Ballbesitz mit einer Dreierkette das Spiel auf. Dabei schoben die Außenverteidiger höher und agierten als Flügelspieler. Durch das Mittelfeld, das mit zwei Sechsern und zwei Achtern/Zehnern besetzt wurde, ergab sich eine 3-4-2-1 Formation. Die Linzer versuchten meistens mit kurzen Pässen oder Chipbällen auf die Seite in die gegnerische Hälfte zu kommen. Wie etwa in der 15. Minute, als James Holland für Gernot Trauner den Raum vor dem Innenverteidiger öffnete, indem er sich in die Mitte fallen ließ und so einen Gegenspieler mitzog. So konnte Trauner ein Dribbling in den Raum machen und dann einen Chipball auf die Seite spielen.
Die Linzer Innenverteidigung spiele viele vertikale Pässe in den Zehnerraum, wo sich meistens Joao Victor Santos Sa oder Thomas Goiginger befanden. Dabei spielten aber wieder die Sechser eine wichtige Rolle, da sie die zentralen Mittelfeldspieler der Wiener mitzogen, um den Pass überhaupt zu ermöglichen. Allerdings waren es nicht nur Pässe zu den zwei Zehnern, sondern auch Peter Michorl wurde einige Male von den Innenverteidigern (trotz Rapids Pressing) angespielt. Michorl bewegte sich meist immer aus dem Deckungsschatten des Gegenspielers oder versuchte ihn gleich zu meiden.
Außerdem konnte sich der LASK in engeren Räumen mit dem Ball sehr gut behaupten. Vor allem im Gegenpressing von Rapid konnten sie schnell mehrere Verbindungen herstellen und sich aus dem Pressing herauskombinieren. Beispielsweise in der 19. Minute, als Rapid den Ball nicht richtig aus dem Strafraum klärte, konnte der LASK durch eine kurze Kombination vom 16er zum Abschluss kommen, was auch in der zweiten Hälfte in einigen Situationen gelang: In der 65. Minute konnten sich die Linzer nach einem Einwurf aus einem engen Raum befreien und den ballfernen Halbraum bespielen. Dort stand Christian Ramsebner der aus 30 Metern das Tor zur 1:0 Führung traf.
Falls man den Ball verlor, übte man sofort Gegenpressing aus. Meistens wurde der Ballführende von zwei Linzern gedoppelt. So kam es auch in der 35. Minute nach einem Ballverlust zum Gegenpressing der Gastgeber. Aleksandar Kostic wurde von zwei Gegenspieler sofort unter Druck gesetzt. Boli Bolingoli wurde in den Deckungsschatten genommen und es wäre bei einem Pass zu Manuel Martic sofort möglich gewesen ihn zu attackieren. Die Lösung von Rapid war in dieser Situation dann der hohe Ball, obwohl man über Martic und dem Innenverteidiger den Aufbau versuchen hätte können.
Im gegnerischen Ballbesitz pressten die Linzer sehr hoch. Auch über das ganze Spiel attackierte man Rapid in einer 5-4-1 Formation, wobei Goiginger und Santos Sa sehr hoch aufrückten und sich so öfters ein 5-2-3 ergab. Durch die Nutzung des Deckungsschattens wurden die Sechser meist aus dem Spiel genommen - und zwangen die Wiener immer wieder zu einem hohen Ball. So generierten die Linzer gleich in den Anfangsminuten durch ihr Pressing eine Chance: Nachdem sie Manuel Thurnwald zu einem Fehler zwangen, gab es Einwurf in der Nähe des 16ers und nach einer kurzen Kombination gab es den ersten Abschluss des Spiels, den Richard Strebinger parieren konnte.
Rapid in der zweiten Halbzeit besser
In der ersten Halbzeit baute der SK Rapid Wien mit einer asymmetrischen Viererkette auf. Bolingoli rückte in den Halbraum oder auf den Flügel auf. Er orientierte sich nach Kostic. In der zweiten Hälfte war er dann nicht mehr so offensiv und bei Rapid ergab sich im Aufbau eine normale Viererkette. Im Aufbau hatten die Rapidler vor allem bei den Sechsern öfters Probleme, da sie manchmal auf der selben Seite waren und nicht schnell genug Position wechselten. Hinzu kam, dass sie sehr wenige flache diagonale Pässe von den Außenverteidigern bekamen, obwohl sie anspielbar gewesen wären.
In der zweiten Hälfte besserte sich die Situation, weil dann die Wiener auch versuchten das Pressing der Linzer zu überspielen, was ihnen auch einige Male sauber gelang. In der 48. Minute bekam Thurnwald einen Pass von Strebinger und der Lask presste mit vier Spielern direkt auf die Abwehr. Thurnwald riskiert den Pass zwischen zwei Linzern auf Dejan Ljubicic, der sich durch einen vorherigen Schulterblick aufdrehen konnte, die Seite wechselte und damit das Pressing überspielte.
Auch der SK Rapid Wien presste zunächst die Linzer sehr hoch an, dies aber nicht sehr lange. Nach einer halben Stunde attackierte man nur noch ab der Höhe der Mittellinie. Die Wiener pressten sehr Mannorientiert, sodass meistens jeder Spieler auch einen Gegenspieler hatte. Nur wurde meistens der ballnahe Sechser in den Deckungsschatten genommen - dadurch konnte man den Ballführenden attackieren. So wie in der 16. Minute: Wiesinger wurde angepresst und nahm Michorl in den Deckungsschatten. Zwar konnte sich Wiesinger mit einem Dribbling Platz verschaffen, jedoch wurde der Pass danach abgefangen.
Im Umschaltspiel in die Offensive tat sich Rapid meistens schwer, da die Linzer mit einem guten Gegenpressing sie zu einem Fehler zwangen. Jedoch konnten sie sich einige Male heraus kombinieren wie in der 21. Minute. Nach der Balleroberung wurde sofort in die Spitze gespielt. Vorteilhaft war, dass sich gleich mehrere Spieler in die Offensive einschalteten und als Passoption dienten. Dadurch konnte Christoph Knasmüllner zum ersten Abschluss von Rapid kommen, der aber nur an die Stange ging.
Fazit
Beide Mannschaften mussten unter der Woche international spielen. Der LASK dürfte sich gut regeneriert haben und konnte das ganze Spiel hindurch hoch und intensiv pressen. Rapid hingegen musste phasenweise Pausen einlegen. Die Linzer konnten sich vor allem aus engen Räumen sehr gut befreien, wo anschließend auch das erste Tor in der zweiten Hälfte fiel. Der SK Rapid Wien hatte im Ballbesitz in der ersten Halbzeit viel Probleme, was sich in der zweiten Halbzeit besserte. Dennoch gingen die Linzer als Sieger vom Platz.