Drei Probleme Rapids gegen Altach
Rapid spielte nur 1:1 gegen Altach und ließ damit zwei sicher geglaubte Punkte liegen. Das lag unter anderem an der taktischen Unflexibilität von Trainer Djuricin.
Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer
Der SCR Altach kam nach Wien und nahm einen Punkt aus dem Allianz-Stadion mit. Rapid zeigte gute Phasen, fiel in der zweiten Halbzeit jedoch komplett ab und ließ die Gäste ins Spiel kommen. Was genau die Probleme bei den Wienern waren, haben wir analysiert.
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Nicht angepasste Grundordnung
Die Altacher traten mit einer 5-3-2 Formation an, spielten jedoch die letzten Wochen im 4-3-3. Ganz überraschend dürfte der Formationswechsel jedoch nicht gewesen sein, da Trainer Werner Grabherr die Fünferkette schon mehrere Male genutzt hatte. Die Rapidler zeigten sich jedoch komplett unverändert und traten in ihrem gewohnten 4-2-3-1 an. Natürlich ist es nicht verpflichtend, bei jedem Gegner die Formation umzustellen. Ganz im Gegenteil, Trainer möchten natürlich, dass sich ihre Mannschaften einspielen und am Spieltag Leistung bringen können. Jedoch kann man kleinere Adaptionen wie Rollenanpassungen für einzelne Spieler, bestimmte zu bespielende Räume, andere Anlaufmuster und vieles mehr kreieren, um den Gegner Probleme zu bereiten. Die Denkweise, seine eigene Spielweise einzuzementieren, komme wer wolle, ignoriert die Tatsache, dass jedes Spiel anders ist, selbst wenn es der gleiche Verein ist, gegen den man schon vor ein paar Wochen spielte.
Nichts hatte sich bei Rapid zum Spiel gegen die Admira am Wochenende davor geändert. „Never change a winning team“ ist ein beliebtes Sprichwort in Fußballkreisen, ist jedoch faules Denken und zeigt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Die Wiener hätten zum Beispiel im 4-3-3 antreten können, wie es die Salzburger zurzeit gegen Fünferkettenformationen machen. Sie hätten die Altacher Fünferkette binden und sich im Mittelfeld mehr Freiheit verschaffen können. Bezüglich Rollenanpassungen hätte vor allem Mateo Barac mehr andribbeln können, er war der beste Aufbauspieler an diesem Tag und leitete auch das 1:0 ein. Ihn zu fokussieren wäre durchaus möglich gewesen.
Taktik-Duell verloren
Ganz möchte man dem Trainerteam Djuricin jedoch nicht die Kompetenz nehmen: Gegen das Mittelfeld der Altacher, das beinahe mit Manndeckung agierte, wurden die Rotationen, die ansonsten im Mittelfeld auch passieren, noch mehr fokussiert. Christoph Knasmüllner bot sich oft sehr tief im Sechserraum an, während Dejan Ljubicic und Stefan Schwab zum Beispiel hoch gingen. Auch Andrei Ivan und Thomas Murg fanden sich nur selten zurecht im dichten Konstrukt der Altacher, sodass sie nicht so effektiv sein konnten, wie sie es potentiell wären. Altach war mit sehr breiten Stürmern und einem scheinbaren 5-2-3, mit Samuel Oum-Gouet in der Spitze, im Pressing angetreten, die Rotationen der Rapidler machten den Vorarlberger Mittelfeldspielern zu schaffen. Zudem rückten die Wiener Außenverteidiger ein und besetzten den bei Altach meist frei gelassenen ballfernen Halbraum. Werner Grabherr reagierte jedoch schnell und stellte auf ein 5-4-1 um, Zentrumsdurchbrüche wurde nun wieder verhindert. Über die Flügel schaffte Rapid dann durch Einleitung von Mateo Barac das 1:0, die Altacher konnten sich jedoch mit der verdichteten Formation in die Pause retten. Danach traten die Gäste wieder im 5-3-2 an und übten mehr Druck auf die Grün-Weißen aus. Goran Djuricin reagierte mit Einwechslungen, Berisha brachte zwar frischen Wind, jedoch brachte dies nicht genug. Die Endverteidigung wurde vernachlässigt, was Kristijan Dobras, Joshua Gatt und Hannes Aigner dann zum Ausgleich nutzten.
Chancenauswertung zu schwach
Dies ist mehr ein individualtaktischer Aspekt, der vielfältige Gründe haben kann. Zu versuchen, diese Gründe zu finden, wäre jedoch zu spekulativ, weshalb folglich nur beschrieben wird. Die Gastgeber hatten durchaus die Chancen, schon in Halbzeit eins früher in Führung zu gehen. Andrei Ivan traf zum Beispiel die Stange, auch so war man nahe genug dran am zweiten Tor. Einige Halbchancen gab es durchaus, hier hätte das Trainerteam Djuricin Muster erkennen und anpassen können. Da dies nicht getan wurde, wurden die Schwächen der Altacher Defensive nur bedingt ausgenutzt. Im Powerplay in den letzten Minuten hatte man ebenfalls wieder sehr gute Chancen, die jedoch nicht genutzt wurden. Bei all der Qualität der Chancen, die man hatte: Es gab keine fokussierten Muster, wie man sie zum Beispiel bei RB Salzburg sieht. Teilweise angepasst auf den Gegner, teilweise selbst erarbeitet und wiederum im Spiel an die Gegebenheiten angepasst. Wer sich diese Arbeit nicht antut und sich aufs Powerplay und individuelle Qualität verlässt, der ignoriert den Umstand, dass im Fußball der Zufall eine große Rolle spielt.
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