Mattersburg trotz 0:3 gegen Sturm stark [Spielanalyse]

In einem Spiel, das härter umkämpft war als es das Ergebnis vermuten lässt, zeigte der SV Mattersburg eine ambitionierte Leistung gegen ein am Ball strategisch klug agierendes Sturm Graz.

Eine Analyse von David Goigitzer

 

Sturm Graz zeigte sich von Beginn an bemüht, mit flachem Spielaufbau das Pressing des SV Mattersburg auszuspielen. Hierbei zeigte man sich recht direkt und suchte nach Pässen auf Sandi Lovric, der im Aufbau fokussiert wurde, schnell die Tiefe. Jedoch ging man das ganze nicht zu hektisch an und blieb auch im zweiten und letzten Drittel noch recht sauber, wenngleich man nur sehr wenige Kontakte nutzte um nach vorne zu kommen. Deni Alar und Emeka Eze kamen immer wieder mit gutem Timing entgegen und spielten Ablagen auf nachrückende Mitspieler. Da für die Mattersburger schnell klar wurde, dass Lovric immer wieder gesucht wurde, formten sich die Burgenländer situativ in ein 4-4-1-1-Pressing und verkleinerten beim 4-4-2-Pressing die Distanz zwischen die beiden Stürmer. Dies schnitt zwar den zentralen Spielmacher der Grazer von den initialen Aufbaubemühungen ab, ließ jedoch Raum für die Halbverteidiger im Andribbeln nach vorne. Ein klassischer Nachteil des 4-4-2 gegen Dreierkettenformationen ist, dass der Halbraum neben den Stürmern offen bleibt.

 

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Die Grazer konnten so immer wieder mit Schnellangriffen nach vorne kommen und überzeugten dabei mit hoher Sauberkeit. Flachpasskombinationen von der Mitte auf die Flügel und wieder zurück wurden bisweilen in sehr hohem Tempo gespielt. Die Mattersburger Mannorientierungen kamen hierbei nicht wirklich mit und hatten in den ersten Minuten einige Probleme damit die schwarz-weiße Angriffswelle in Schach zu halten. Viele Seitenwechsel, die über die zentralen Spieler mit zwei schnellen Kontakten ausgeführt wurden, erschwerten den Zugriff der Burgenländer auf den Ball vehement. Auf den Flügeln sollten dann die Dribbler Jakob Jantscher und Thorsten Röcher eingesetzt werden, die von Peter Zulj, beziehungsweise Stefan Hierländer, und Alar sowie Eze bei Durchbrüchen unterstützt wurden. Trotz all der spielerischen Bemühungen war es ein weiter Befreiungsschlag und ein Konter, den Alar als dritte Station in dieser Passfolge in der 28. Minute abschloss, der die „Blackies“ in Führung brachte. Die Grazer hatten bis dahin etwas mehr vom Spiel gehabt, jedoch war keine allzu deutliche Überlegenheit zu bemerken. Nur wenige Minuten später war es erneut Alar, der zum 2:0 einschoss. Diesmal wurde ein zweiter Ball nach einem Einwurf in den Strafraum gewonnen.

 

Mattersburg grundintensiv

Die Mattersburger trugen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass das Spiel mit hoher Intensität geführt wurde. Man versuchte, die Grazer immer wieder in Bedrängnis zu bringen, indem man im 4-4-2 sehr hoch anlief. Wie bereits erwähnt wurde nach einigen Minuten Lovric vermehrt zugestellt, Pässe auf den Halbverteidiger waren dann Pressingtrigger für die SVM-Flügelstürmer, die dann teilweise mit sehr gutem Timing aus ihren Positionen herausschossen und den Aufbau nach hinten Richtung Torhüter Jörg Siebenhandl lenkten. Ganz wasserdicht war das Pressing jedoch nicht. Man zeigte sich bisweilen fragmentiert, was vor allem in zentralen Räumen den Grazern etwas mehr Zeit bot. Die ballfernen Spieler hielten sich hier nahe an der eigenen burgenländischen Viererkette. Dies verhinderte jedoch teilweise den Zugriff auf im ballfernen Halbraum oder im Zentrum situierte Spieler der schwarz-weißen, die dann schnell Verlagerungen auf die Flügel spielen konnten.

Die hohe Mattersburger Intensität konnte jedoch suboptimale Positionierungen über einen längeren Zeitraum wettmachen. So kamen oftmals die Spieler der Gäste zu spät zum Pressing, aufgrund der recht guten Grundkompaktheit war jedoch der Zweite oder Dritte gleich zum Nachsetzen da. So konnte man im letzten Drittel klarere Durchbrüche der Grazer öfters verhindern und dann bisweilen sogar Konter fahren, wenngleich diese nicht sauber fertig gespielt wurden. Aus dem Spiel heraus wussten beide Mannschaften es nicht, große Chancen zu entwickeln.

Auch am Ball zeigten sich die Gäste vor allem intensiv und direkt, suchten nach Ballgewinn sehr schnell den Weg nach vorne und griffen dabei gerne zum langen Ball. Smail Prevljak war hier bevorzugter Zielspieler. Der großgewachsene Stürmer zeigte sich gut im Duell Mann gegen Mann und bewegte sich immer wieder richtig zu hohen Bällen hin. Dieses sehr direkte Spiel war auch die Ursache dafür, dass man das 4-4-2-Pressing der Hausherren eher selten zu Gesicht bekam. Vielleicht war dies auch einer der Gründe, weshalb man in Minute 29 deutlich zu weit auseinander agierte und fast den Gegentreffer durch Manuel Seidl kassierte, als dieser eine große Unkompaktheit der Gastgeber fast zum Ausgleich nutzen konnte.

 

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