Ballsicheres Sturm Graz gegen Rapid mit Vorentscheidung um Platz 2 [Spielanalyse]
Sturm Graz konnte im Duell gegen den zuletzt starken SK Rapid Wien einen 4:2 Sieg einfahren. Vor eigenem Publikum zeigte man sich selbstbewusst am Ball und paarte dieses Selbstvertrauen mit taktischer Klugheit.
Von David Goigitzer
Rapid wollte sich im Zentrum verstärken und trat deswegen in einem 4-1-4-1-Mittelfeldpressing an. Damit wollte man das Dreiermittelfeld der Grazer neutralisieren. Eine etwas höhere Ausrichtung sollte die Grazer unter Druck setzen, um bei Pässen auf die Halbverteidiger zu pressen. Hierfür stachen die Achter aus der Formation um den Ball zu attackieren, während Giorgi Kvilitaia die Verlagerung zum zentralen Innenverteidiger versperren sollte. Zwangsläufig gab es hier aber auch wieder etwas mehr Raum für den Sechser James Jeggo, wenngleich dieser nicht allzu groß war. Die Grazer haben sich in Sachen Pressingresistenz jedoch stark verbessert und spielten Jeggo im zentralen Mittelfeld dennoch immer wieder an. Der Sechser ließ Bälle immer wieder stark prallen oder spielte auch kurze Verlagerungen. Die Rapidler jagten diesen Bällen nach, behielten jedoch nicht die wichtige vertikale Kompaktheit bei, was sie dann im Anschluss im Zwischenlinienraum verwundbar machte. In diesen Raum wurden einige Male Chipbälle gespielt, die Stefan Schwab und Dejan Ljubicic mit viel Laufaufwand nach hinten verteidigen mussten.
Im Ballbesitz bildete man das gewohnte 4-2-3-1, wobei Thomas Murg hier sich neben Ljubicic und Schwab öfter tiefer anbot, als man es gewohnt ist. Ballnah agierten Stephan Auer und Manuel Thurnwald als Außenverteidiger hoch, während sie ballfern sehr weit einrückten, um eine kompaktere Formation halten zu können und im Gegenpressing besser Zugriff zu haben. Wie gewohnt, stabilisierten die beiden spielstarken Sechser Schwab und Ljubicic die Ballzirkulation und sollten die Bälle zu den in den Zwischenlinienraum befindlichen Louis Schaub, Veton Berisha und Murg verteilen. Diese sollten mit Kvilitaia interagieren, der primär als Ablagengeber in dieser Angriffsphase verantwortlich war. Durchbrüche wollte man vor allem über die Halbräume generieren, Dribblings und schnelle Doppelpässe sollten flache Hereingaben von der Seite vorbereiten.
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Geduldige, aufbauambitionierte Grazer
Die Grazer zeigten sich im Ballbesitz sehr gut positioniert. Die Dreierkette agierte mit Jeggo davor in einer Aufbauraute, die den Ball sehr stabil in den eigenen Reihen hielt und Rapids Pressing anlocken konnte. Der pressingresistente Jeggo zeigte sich besonders gut in den Positionierungen zwischen Gegenspielern, sodass das Pressing der Gäste immer wieder überspielt wurde. Konnte man nicht durch die Mitte, versuchte man es mithilfe der Flügelverteidiger, die im besten Fall den Ball per Ablage sofort wieder in die Mitte brachten. Wenn das nicht möglich war, wurden oft gezielte hohe Bälle hinter den ersten Pressingwall der Grün-Weißen gespielt, die vor ihrer eigenen Viererkette ein großes Loch klaffen ließen. Man hielt die vertikale Kompaktheit nicht genug, um solche Bälle besser zu verteidigen. So konnte Sturm ein ballsicheres Kombinationsspiel aufziehen, immer wieder gespickt mit gezielten langen Bällen.
Im Pressing formierten sich die Grazer im 5-3-2. Die Flügelverteidiger agierten eng an den hohen Außenverteidigern der Gäste, während die Doppelspitze die primäre Aufgabe der Zentrumsabdeckung hatte. Ljubicic und Schwab sollten es nicht allzu leicht haben, wie gewohnt Bälle zu verteilen. Bisweilen staffelten sie sich in einer 1-1 Formation, um dem entgegenzutreten, dass Rapids zentrale Mittelfeldspieler sich oft diagonal zueinander staffeln. Die Achter agierten situativ weiträumig, vor allem Zulj presste immer wieder aus seiner Position heraus. Verlagerungen auf Sonnleitner wurden immer wieder gepresst. Durch das Dreiermittelfeld hatte man eine gute Zentrumsbesetzung und konnte mit passender Deckungsschattenarbeit die offensive Dreierreihe der Wiener recht gut in Schach halten.
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