Taktik-Analyse: Bayerns Probleme im Ballbesitz - PSG mit simplen Schnellangriffen zum Erfolg

Die Bayern zeigen weiterhin schwache Leistungen international und müssen sich in Paris mit 3:0 geschlagen geben. Die Partie in der Taktik-Analyse von David Goigitzer.

Bayerns Probleme im Ballbesitz

Der FC Bayern München formierte sich im Ballbesitz in einem asymmetrischen 4-3-3/4-2-3-1 Hybrid. Hierbei gab es die mittlerweile recht üblichen Positionierungen zu erkennen. Zum einen schoben Alaba und Kimmich ballnah hoch den Flügel entlang, die Innenverteidiger rückten etwas nach links und Tolisso kippte in den rechten Halbraum ab, um Kimmich abzusichern, sofern dies vonnöten war. Im Mittelfeld spielte Thiago die zentrale Rolle, um ihn herum mussten sich alle stets anpassen. Vidal und Tolisso versuchten, wenn Thiago näher zu den Innenverteidigern rückte, eine 1-2 Staffelung herzustellen. Wenn Thiago ballseitig verschob, schob entweder Vidal oder Tolisso in den Zehnerraum. Dabei blieb man zumeist jedoch vor dem Pressingwall der Pariser und besetzte kaum den Zwischenlinienraum, was für recht eintönige und horizontale Ballzirkulation oder simplen Versuchen über die Flügel durchzubrechen führte. Vor allem die schwache Positionierung im Zwischenlinienraum, den effektiv nur Lewandowski und Müller besetzten, machte den Münchnern schwer zu schaffen. Einmal mehr ließ man sich dazu hinzureißen zu denken „Unter Pep wäre das nie passiert!“. Die schwachen Verbindungen wirkten sich natürlich auch auf das Gegenpressing aus. Die generell geringe Intensität im Spiel gegen den Ball und die zu langen Wege zum Ort des Ballverlustes sorgten dafür, dass die sich sonst schon sehr pressingresistenten PSG-Spieler kaum mühen mussten aus dem Nachsetzen der Bayern rauszukommen.

 

Die Bayern hatten einen deutlichen Linksfokus in ihrem Angriffsspiel. Mit James der recht breit blieb, sowie Müller stark einrückend, Thiago nach links tendierend und auch Lewandowski, der immer wieder in den linken Halbraum auswich, hatte man hier immer wieder Überzahl. Diesen zahlenmäßigen Vorteil konnte man jedoch kaum ausnutzen, da die Positionierung qualitativ nicht gut genug war. So kam man meist nur zu sehr simplen Durchbrüchen am Flügel, wo James und Alaba recht weit weg vom Strafraum entfernt den Ball flankten. Zwar rückte Vidal immer wieder dynamisch in den Strafraum mit nach, aber wer gegen Thiago Silva versucht ein Flankentor zu erzielen wird meist einen langen Tag haben.

 

Bayern recht unkompakt

Im Pressing agierten die Bayern meist mit 4-4-2 Mittelfeldpressing, staffelten sich aber auch immer wieder im 4-1-4-1 oder 4-3-1-2. Dies lag an den losen Mannorientierungen die man immer wieder anwandte. Vor allem Vidal orientierte sich immer wieder an Motta und schob so manchmal auf die Zehnerposition. Die Münchner agierten jedoch recht unkompakt, in der Vertikalen sowie in der Horizontalen. Immer wieder hatten Mittelfeld und Abwehr einen großen Abstand, der Zwischenlinienraum wurde vergrößert. Ein gefundenes Fressen für den immens starken Dreiersturm der Pariser. Die drei zeichnen sich ja vor allem durch Movement ohne Ball aus, abgesehen von Neymar dessen Dribblings natürlich fokussiert werden. Auch im Rausrücken aus den Positionen um den Ball zu pressen agierte man viel zu selten intensiv, die Pariser hatten viel Zeit am Ball im Mittelfeld.

Situativ attackierte man höher, vor allem bei Abstößen von PSG stellte man diese hoch zu. Hier konnte man immer wieder hohe Bälle erzwingen. Zu Beginn gewann man die zweiten Bälle auch öfter, PSG stellte sich aber darauf ein und konnte durch bessere Kompaktheit auch diese gewinnen und recht einfach den Ballvortrag nach gewonnenen zweiten Bällen fortsetzen.

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PSG mit simplen Schnellangriffen zum Erfolg

Die Pariser stellten sich ebenfalls im 4-3-3 auf, dies hatte jedoch simplere und klarere Positionierungen, mit Neymar als einzigem der etwas mehr Freiheit genoss und Positionstäusche initiieren konnte. Der Fokus bestand darin die drei Top-Stürmer Mbappé, Cavani und Neymar in den Zwischenlinienräumen anzuspielen, wo sie sich im Idealfall drehen können und Tempo aufnehmen. Alle drei, aber vor allem Neymar natürlich, sind stark mit dem Ball am Fuß. Cavani und Mbappé gingen immer wieder gute Tiefenläufe, die sehr schwer für die Münchner zu verteidigen waren. Auch Dani Alves rückte immer wieder aus der Tiefe nach und wurde oft übersehen. Dies geschah schon in der zweiten Minute, als Neymar mit einem diagonalen Dribbling von links die halbe Bayern Mannschaft auf sich zog. Der gesamte Abwehrverbund hatte seinen Blick auf Neymar gerichtet, Dani Alves zog auf der rechten Seite auf und bekam einen Pass von Neymar in den Strafraum. Alves wurde komplett außer Augen gelassen, hatte Zeit den Ball anzunehmen und schloss dann gezielt zum 1:0 ab.

Diese Schnellangriffe waren weiterhin PSGs Erfolgsrezept. Immer wieder konnten die enorm passstarken Motta, Verratti und Rabiot den Dreiersturm in den Zwischenlinienraum der Münchner finden. Beim zweiten Tor kam Cavani für einen Pass von rechts entgegen, zog Raum für Mbappé frei, der Cavanis Ablage bekam. Dieser ging mit hohem Tempo auf den Münchner Strafraum zu und legte dann wieder für Cavani auf, der aus der Tiefe nachrückte und stark ins rechte obere Eck abschloss.

 

Bayerns Anpassungen in Halbzeit zwei

Die Hereinnahme von Coman und Rudy brachten sofortige Staffelungsverbesserungen und -veränderungen. Rudy agierte nun als Metronom vor der Abwehr, Thiago konnte etwas höher agieren. Rudy ist sehr pressingresistent und paart dies auch mit einem sehr guten Gespür für den Rhythmus des Spiels, kann den Ball länger halten oder auch mit ein, zwei schnellen Kontakten dem Ball das nötige Tempo geben um aus Drucksituationen heraus zu kommen. Coman agierte eingerückter als James und besetzte den Zwischenlinienraum nun gemeinsam mit Thiago, Lewandowski und Müller etwas besser. Die Münchner Angriffe nahmen nun etwas zu, vor allem eben über Coman fand man immer wieder Diagonalität. Das Pressing und Gegenpressing war jedoch weiterhin unzureichend, weshalb PSG stets mit Kontern drohte. Zwar konnte man diese Angriffe nicht immer ideal abschließen, die darin bestehende Gefahr konnte man jedoch deutlich sehen. Spätestens als Neymar dann in der 63. Minute das 3:0 nach einem Konter erzielte war das Spiel für die Bayern vorbei. Die Pariser hatten davor schon nur mehr im 4-3 tief verteidigt und ließen ihre drei Stars vorne auf Konter zocken. Nun konnten die Bayern kaum mehr Gefährlichkeit ausstrahlen, man schaffte es einfach nicht sich mit Ballbesitzspiel nötige Räume zu schaffen.

 

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