Taktisch interessanter SKN St. Pölten fordert Meister Red Bull Salzburg bis zuletzt

Red Bull Salzburg bleibt mit dem Sieg gegen den SKN St. Pölten an Sturm Graz dran. Hinter dem klaren Ergebnis steckte jedoch ein Riesenstück Arbeit gegen taktisch clevere und mutige Niederösterreicher.

Eine Spiel-Analyse von Momo Akhondi

 

Seit über sieben Wochen ist Oliver Lederer nun der neue „Leitwolf“ beim SKN St. Pölten. Er übernahm die Niederösterreicher mit nur einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz und konnte das Punktekonto in den vergangenen sieben Spielen nur auf insgesamt drei Punkte erhöhen. Trotz düsterer Bilanz war gegen den Meister aus der Mozartstadt seit langem wieder eine klare Leistungssteigerung erkennbar, die dieses Mal jedoch unbelohnt blieb. Überraschend offensives Pressing gegen den Ball gepaart mit den spielerischen Lösungen, die eine Lederer-Mannschaft traditionell auszeichnen brachten Red Bull Salzburg lange Zeit bis an die Grenzen.

 

Hohes Pressing als großer Trumpf gegen Red Bull

In der österreichischen Bundesliga agieren die Mannschaften gegen Red Bull Salzburg meist ähnlich. Oft verschanzt man sich am eigenen Sechzehner und versucht den Raum um das eigene Tor möglich zu verdichten. Die Salzburger können in ihrer eigenen Hälfte oft ungestört zirkulieren und bereiten ihre Angriffe dementsprechend gut vor.

Oliver Lederer und seine St. Pöltener wählten einen anderen Zugang, der nicht zuletzt in Deutschland auch immer öfter gegen RB Leipzig genutzt wird. Die Niederösterreicher liefen die Abwehr der Mozartstädter schon tief in deren eigenen Hälfte aggressiv an und hinderten die Bullen dadurch am geordneten Spielaufbau. Dabei hatte vor allem Lassane Doumbouya eine interessante und auch durchaus unübliche Rolle gegen den Ball.

 

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Mannschaft von Marco Rose im Spielaufbau fast ausschließlich auf seine beiden Innenverteidiger vertraut. Der abkippende Sechser ist im taktischen Repertoire der Mozartstädter fast überhaupt nicht vertreten. Dementsprechend hoch steht Sechser Diadie Samassekou zumeist. SKN-Stürmer Doumbouya hatte im Pressing die Aufgabe, den Sechser der Gäste zuzustellen, die beiden Außenstürmer Balic und Schütz liefen dabei aggressiv die beiden Innenverteidiger der Bullen an. Dabei wählten sie ihre Laufwege so, dass sie den ballnahen Außenverteidiger der Gäste in den Deckungsschatten nahmen. Die Bogenläufe gingen dementsprechend von außen nach innen.

Teilweise blieb den Salzburgern dadurch keine andere Wahl, als den Ball hoch und weit zu spielen, weil alle anderen Optionen von den Hausherren zugestellt wurden, der Ballführende zugleich unter Druck gesetzt wurde und dadurch wenig Reaktionszeit hatte. Viel öfter versuchte die Mannschaft von Trainer Rose jedoch die Pressingsituationen der „Wölfe“ spielerisch zu lösen: in erster Linie über ihre Außenverteidiger Ulmer und Lainer. Wurden diese jedoch angespielt, löste das die – oftmals gut vorbereitete – Pressingfalle der St. Pöltener aus.

 

Kam der Ball zu den Außenverteidigern der Gäste, wurde dieser rasch von gleich vier SKN-Spielern isoliert und somit massiv unter Druck gesetzt. In der Szene aus der 18. Minute konnten die Niederösterreicher sogar einen sauberen Ballgewinn erzielen und einen Gegenangriff vorbereiten. Komplex war hierbei einmal mehr die Rolle von Mittelstürmer Doumbouya. Deckt er auf Bild 2a noch seinen unmittelbaren Gegenspieler Samassekou, so ist er auf Bild 2b aus dieser Deckung herausgetreten, um den ballführenden Salzburger unter Druck zu setzen. Diese Rolle füllte der Guineer auch einigermaßen gut aus. Er hatte im Pressing der St. Pöltener jedoch aus zweierlei Gründen immer wieder auch mit Problemen zu kämpfen.

 

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