Der FC Salzburg zeigt gegen die Hibernians seine taktische Stoßrichtung
Beim 3:0 gegen den Hibernians FC war mit einer B-Elf ersichtlich, was Neo-Trainer Marco Rose taktisch machen möchte. 90minuten.at hat sich ein paar Kernpunkte angesehen. Von Georg Sander
Natürlich war das Rückspiel in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League gestern mehr ein Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen für den FC Salzburg. Die Rollen waren schon vor dem Hinspiel klar verteilt und es ist sicherlich nicht leicht für die Hibernians, wohin zu fahren, nur um da zu sein. Aber die Malteser lieferten eine engagierte Leistung ab, zeigten Herz, Kampfgeist und Wille, sich nicht abschießen zu lassen. Dass es dann nur ein 3:0 wurde, lag aber eher an Salzburg selbst und deren Inkonsequenz vor dem Tor. Chancen hätte es zur Genüge gegeben. Wichtiger scheint die Frage, was wir bei den Bullen beobachten konnten. Aus taktischer Sicht ist es ein Best-of von Roger Schmidt über Adi Hütter bis Oscar Garcia.
Veränderte Grundformation mit falscher Neun
Marco Rose setzt auf eine 4-4-2-Grundformation, die sich offensiv etwas von dem 4-2-2-2, das Roger Schmidt einführte, unterscheidet. Es ist vielmehr ein 4-3-1-2, wenn nicht sogar ein 4-3-3. Die nominellen Stürmer, gegen die Hibs Munas Dabbur und Frederik Gulbrandsen, geben dem Spiel an vorderster Front Breite, der Neuner, Hannes Wolf, bekommt die Zentrale, im Spielaufbau sind die anderen Mittelfeldspieler Richtung Mitte orientiert. Zusätzliche Breite liefern die Außenverteidiger. Dadurch ergibt sich tatsächlich eine Formation mit falscher Neun. Hier wird das Ganze beim Zuckerpass von Christoph Leitgeb auf Gulbrandsen ersichtlich. Die Stürmer sind nach außen versetzt positioniert, Wolf hat das letzte Angriffsdrittel für eins-gegen-eins-Situationen und das defensive Mittelfeld des Gegners vor sich, dahinter lauern auf einer Linie die anderen Mittelfeldspieler und die Außenverteidiger.
Der Ansatz, die Breite im letzten Angriffsdrittel zu haben, liegt mit Sicherheit auch am Gegner, der mit Fünferkette und massivem defensiven Mittelfeld anrückte. Die Mitte war gut besetzt, dort war wenig Raum. Ein altes Problem aus Schmidt-Zeiten: Wir knackt man ein Team, das einen nicht durchkombinieren lässt. Rose und sein Team lösten es eben mit diesem Ansatz, die Stürmer aus den Halbräumen kommen zu lassen. Das war auch schon unter Garcia ersichtlich und wird gegen Rijeka sicherlich nicht unwichtig sein.
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Dosiertes Chaospressing
Die Geschichte des international anerkannten Bullen-Pressings in Salzburg geht ungefähr so: Gehaltvolles Pressing unter Schmidt, Chaospressing unter Hütter, sehr dosiert eingesetztes unter Oscar Garcia. Marco Rose ließ seine U19 in der Youth League ebenfalls sehr früh und tief in des Gegners Hälfte anpressen. Gegen die überforderten Hibernians war auffällig, dass Rose eine Kombination aus seinen erfolgreichen Vorgängern spielen ließ. Da gab es Situationen, in denen nach Ballverlust sofort mit drei, vier Männern angepresst wurde. Oder ein Gegenangriff schnell durch maßvolle Härte, egal ob am Strafraum oder an der Mittellinie, per Foul unterbunden wurde. Die Stürmer liefen schon den Torwart an. Und zeitweilig zogen sich die Salzburger in die eigene Hälfte zurück, ließen den Gegner unbehelligt, um ihn herauszulocken und um dann aus der Tiefe heraus Angriffe zu starten.