Wieso Austria Klagenfurt der Konkurrenz Geld schenkt
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Wieso Austria Klagenfurt der Konkurrenz Geld schenkt

Auch wenn die Kärntner das Geld gut brauchen könnten, verzichtet der Verein auf eine Einnahmequelle, die den direkten Konkurrenten offen steht.

Red Bull Salzburg, Sturm Graz, SK Rapid, LASK - vier der größten Vereine des Landes, allesamt in europäischen Gruppenphasen vertreten und entsprechend mit Geld gesegnet. Dass sie auf den Österreicher-Topf verzichten, macht Sinn, zumal diese Vereine ohnehin zunehmend auf Legionäre setzen.

Anders sieht die Situation beim SK Austria Klagenfurt aus, dem fünften Aussteiger im Bunde. Nach Achtungserfolgen in den letzten Jahren spielt das Team von Peter Pacult diesmal mit vielen Österreichern gegen den Abstieg.

Legionärsanteil an Bundesliga-Minuten

Sturm Graz

80,53 %

Red Bull Salzburg

80,19 %

LASK

66,26 %

SK Rapid

43,76 %

Austria Klagenfurt

33,63 %


Wie es konkret um die Finanzen der Kärntner bestellt ist, weiß man nicht, weil die Unterlagen zu spät bei der Bundesliga eingereicht wurden. Einige Eckdaten hat Geschäftsführer Peer Jaekel vor kurzem gegenüber '5min.at' verraten: Bisher war jedes Erstligajahr defizitär, für die Zukunft erhofft man sich schwarze Zahlen. Getragen wird der Verein von Investor SEH Holding, der bei strategischen Fragen - auch der nach dem Österreicher-Topf - ein Wort mitredet.

Für die Austria wäre es leicht, die Regeln zu erfüllen. Weil man es nicht tut, bleibt der direkten Konkurrenz mehr Geld.

Die Lage in Klagenfurt

Nach dem Abschied von Phillip Menzel im Sommer steht mit Simon Spari ein junger Österreicher im Tor. Neuzugang Tobias Koch hält mit 1.234 Bundesliga-Minuten im internen Ranking den dritten Platz. Ganz an der Spitze steht Jannik Robatsch, dessen Minuten in dieser und der kommenden Saison vierfach zählen, weil er als U21-Spieler gilt. Mit Matteo Kitz drängt das nächste Eigengewächs nach, kurz vor der Winterpause haben drei weitere debütiert.

Hat sich als Stammspieler etabliert: Innenverteidiger Jannik Robatsch (20)
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Hat sich als Stammspieler etabliert: Innenverteidiger Jannik Robatsch (20)

Im Vergleich zur Konkurrenz sind das sehr gute Voraussetzungen, nur der TSV Hartberg hat bei den U21-Minuten die Nase vorne. Über die nächsten Monate soll mit Martin Hinteregger zudem ja ein weiterer Österreicher zur Verstärkung werden, seine Rolle ist derzeit noch nicht ganz klar.

Österreicher-Topf plus Klagenfurt (Spielminuten von U21-Österreichern)

TSV Hartberg

20.572

WAC

16.404

Austria Klagenfurt

15.900

SCR Altach

14.447

GAK

13.554

Blau-Weiß Linz

11.671

WSG Tirol

11.149

Austria Wien

11.106


Hätte Klagenfurt die Anforderungen erfüllt, also maximal sechs Legionäre in jeden Spieltagskader nominiert, stünde dem Verein der drittgrößte Anteil aus dem Topf zu.

Nach 90minuten-Berechnungen (auf Basis von einem von der APA kolportierten Topf-Gesamtvolumen von 6,1 Millionen Euro) wären das nach 16 absolvierten Runden in etwa 410.000 Euro, auf die Saison gerechnet sogar 840.000 Euro.

Weil die Austria die Regeln aber nur drei Mal - in Runde 7, dem Nachtragsspiel aus Runde 6 und Runde 16 - erfüllt hat, fließt dieses Geld zurück in den Topf und von dort weiter an die sieben Teilnehmer.

So viel könnte die Konkurrenz durch den Austria-Verzicht profitieren:

TSV Hartberg

ca. 175.000 Euro

WAC

ca. 140.000 Euro

SCR Altach

ca. 120.000 Euro

GAK

ca. 115.000 Euro

Blau-Weiß Linz

ca. 100.000 Euro

WSG Tirol

ca. 95.000 Euro

Austria Wien

ca. 95.000 Euro


Das Leben im Klub-Netzwerk

Weil der Österreicher-Topf über drei Perioden abgerechnet wird, hätte Klagenfurt noch die Möglichkeit, Geld einzustreichen. Dafür müsste man spätestens nach Ende des Grunddurchganges bis Saisonschluss die 6-Legionäre-Grenze einhalten.

Dass es wirklich so kommt, ist aber unwahrscheinlich. Simon Straudi, David Toshevski, Dikeni Salifou, Kosmas Gezos und Ben Bobzien sind - wenn fit - als Stammspieler gesetzt, fünf Plätze sind also weg. Dazu kommt Solomon Bonnah, der 2024/25 immerhin 11 Joker-Einsätze absolviert hat.

Die beiden Legionäre, die sich noch keine feste Rolle erspielen konnten, sind Laurenz Dehl und Jonas Kühn. Sie sind im Sommer von Schwesterklub Viktoria Berlin aus der Regionalliga in Deutschland gekommen und damit den Weg gegangen, den Investor SEH für sein Netzwerk vorsieht. Solange man bei dieser Strategie bleibt, verzichtet die Austria wohl auch auf den Österreicher-Topf. Die Konkurrenz wird sich freuen.


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