Eigentlich schon mit dem Transfer von Tobias Børkeeiet, spätestens aber mit dem von Ryan Mmaee wurden beim SK Rapid Tatsachen geschaffen.
Im grün-weißen Kader waren sie die Legionäre Nummer 10 und 11, eine Teilnahme am Österreicher-Topf ist in dieser Konstellation nicht mehr sinnvoll.
Markus Katzer geht damit einen anderen Weg als seine Vorgänger und verzichtet auf bislang leicht verdientes Geld. Über die vergangenen beiden Saisonen erhielt Rapid nach Berechnungen von 90minuten insgesamt zwei Millionen Euro aus dem Fördersystem.
Die Kasse klingelt sowieso
Klar war schon zu Saisonbeginn: Für die Spielzeit 24/25 wird der Topf-Anteil kleiner.
Zum einen wäre die Gesamtsumme durch sieben zu teilen gewesen, mit dem GAK ist ein neuer Teilnehmer dazugekommen. Zum anderen haben junge Österreicher wie Leopold Querfeld, Nicolas Sattlberger oder Niklas Hedl den Verein entweder verlassen, oder ihren wertvollen U22-Status verloren.
Und dann wäre da noch der Umstand, dass mit Dion Beljo, Mamadou Sangaré, Serge-Philippe Raux-Yao und Bendegúz Bolla schon vier neue ausländische Stammspieler im Kader standen.
Dank der Qualifikation für die Ligaphase der Conference League stand Ende August auch schon fest, dass Rapid sich auf lukrative Prämien freuen darf. Stand jetzt sind es rund 4,5 Millionen Euro. Dazu kommt ein nennenswertes Transferplus im Sommer.
Kurzum: Mehr als ein hoher sechsstelliger Betrag wäre für die Hütteldorfer nicht zu holen gewesen, auf dieses Geld ist man 2024/25 nicht unbedingt angewiesen.
Aber...
Trotzdem stellt sich die Frage, ob man den Österreicher-Topf in dieser Saison nicht noch einmal hätte mitnehmen können.
Gute Grundvoraussetzungen hat der SK Rapid ja: Anders als Sturm Graz oder Red Bull Salzburg - die nicht realistisch betrachtet nicht einmal teilnehmen könnten, wenn sie wollten - besteht der Mannschaftskern immer noch zu einem guten Teil aus ÖFB-Spielern.
Außerdem kommen interessante Talente aus dem eigenen Nachwuchs nach oben, Nikolaus Wurmbrand und Tobias Hedl haben ja beispielsweise schon debütiert.
Wo stünde Rapid nach 16 Runden im Österreicher-Topf?
Verein | Minuten im Österreicher-Topf | |
---|---|---|
TSV Hartberg | 20.572 | |
WAC | 16.404 | |
SCR Altach | 14.447 | |
GAK | 13.554 | |
Blau-Weiß Linz | 11.671 | |
WSG Tirol | 11.149 | |
Austria Wien | 11.106 | |
SK Rapid | 10.377 |
Vor allem in der U22-Wertung verliert Rapid Boden, nur Austria und Blau-Weiß Linz haben ihren ÖFB-Nachwuchskickern weniger Einsatzzeit ermöglicht.
Der grün-weiße Hebel in dieser Kategorie ist freilich lang: Solange die zweite Mannschaft nicht in Abstiegsgefahr gerät, ließe sich jederzeit das ein oder andere Talent nach oben ziehen.
Mit Wurmbrand, Schöller und Co spielen einige Teenager schon jetzt nahe der Profi-Startelf. So könnte man schnell bis auf den vierten Platz vorrücken.
Das Finanzielle
Wie immer, wenn es um den Österreicher-Topf geht, sind Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Viel mehr als eine Annäherung ist mangels offizieller Daten nicht möglich.
Realistisch ist nach Berechnungen von 90minuten, dass Rapid im ersten Abrechnungsabschnitt (bis Runde 11) rund 190.000 Euro hätte einnehmen können. Über die bisherige Saison gesehen wären es schon rund 280.000 Euro gewesen. Ohne große Verschiebung der Minutenverteilung im Hütteldorfer Kader wären über die gesamte Spielzeit rund 600.000 Euro zu holen gewesen.
Kein Vermögen, aber eben auch nicht nichts. Damit bleibt die Frage, ob sich der Verzicht bisher ausgezahlt hat.
Rapid-"Verstöße" gegen den Österreicher-Topf:
Runde | Gegner | Legionäre im Kader |
---|---|---|
5 | Red Bull Salzburg | 8 |
6 | WAC | 7 |
7 | Austria Wien | 7 |
8 | LASK | 7 |
9 | SCR Altach | 7 |
15 | Blau-Weiß Linz | 7 |
16 | Red Bull Salzburg | 8 |
Die Regeln des Österreicher-Topfes erlauben maximal sechs Legionäre im Spieltagskader. In sieben Spielen hat Rapid diese Marke überschritten, in den restlichen neun hätte man die Anforderungen erfüllt.
Üblicherweise saß der siebente oder achte Legionär auf der Ersatzbank, in der Startelf standen auch bei Verstößen maximal fünf. In nur zwei Spielen - Runde 5 und 9 - waren dann auch wirklich mehr als sechs im Einsatz.
Was hatte Rapid vom Verzicht? In den sieben Runden kamen diese Legionäre von der Bank:
Spieler | Einsätze | Minuten |
---|---|---|
Tobias Børkeeiet | 3 | 40 |
Dennis Kaygin | 3 | 60 |
Isak Jansson | 2 | 35 |
Nenad Cvetković | 1 | 1 |
Mamadou Sangaré | 1 | 26 |
Dion Beljo | 1 | 27 |
Die Frage, die sich Markus Katzer, Robert Klauß und die Rapid-Fans stellen müssen, ist, ob diese Einsätze und insgesamt 189 Minuten mehr wert sind, als das Geld, auf das der Verein dafür verzichtet. Fest steht, dass Legionäre rund 44 Prozent der Rapid-Minuten in der Bundesliga absolvieren - der höchste Wert hinter Salzburg, Sturm und LASK.
Mit der aktuellen Bilanz lässt man für die aufgelisteten Einsätze jeweils rund 25.000 Euro liegen. Vielleicht ist das auch einfach ein angemessener Preis, um sich über dieses Thema in einer intensiven und bislang überwiegend erfolgreichen Saison nicht den Kopf nicht zerbrechen zu müssen.
Ab der kommenden Saison werden die Karten dann sowieso neu gemischt - der Spielbericht wird erweitert, damit auch die Zahl der Legionäre. Vielleicht ist das ein Anreiz, um auch in Hütteldorf wieder über den Österreicher-Topf nachzudenken.