Österreichs zweithöchste Spielklasse zählt - ohne die zwei Reserveteams von SK Rapid und Sturm Graz - zurzeit 14 mehr oder weniger eigenständige Teilnehmer. Die Hälfte davon ist auf Unterstützung angewiesen.
90minuten erklärt im Rahmen des Themenschwerpunkts "Investoren", wie die verschiedenen Modelle funktionieren:
SKN St. Pölten – Kleines Klubnetzwerk
Paul Francis hatte große Ziele und das nötige Kleingeld, um sich beim SKN St. Pölten einzukaufen. 49 Prozent des Vereins hält der Gründer und CEO von "FC32" seit dem Frühjahr, sein Unternehmen soll über die nächsten Jahre zu einem kleinen Imperium anwachsen, dem mehrere Klubs angehören. St. Pölten war dabei quasi die erste Sprosse der Leiter, inzwischen hat die Familie mit den Cobh Ramblers aus Irlands zweiter Liga Zuwachs bekommen.
Möglich, dass Francis sich das Ganze etwas einfacher vorgestellt hat. Zuerst einmal galt es, beim SKN die verlorenen finanziellen Beiträge vom Ex-Kooperationsklub VfL Wolfsburg aufzufangen. Nachdem das erste sportliche Projekt unter Trainer Aleksandar Gitsov Anfang Oktober gestanzt wurde, läuft es mit seinem Nachfolger Tugberk Tanrivermis inzwischen besser - mit dem Aufstieg wird man sich trotzdem mindestens bis zur nächsten Saison gedulden müssen. Ob der Atem von FC32 länger anhält, als jener des VfL Wolfsburg, wird sich erst zeigen.
FC Liefering – Kooperationsklub
Er sieht aus wie Red Bull Salzburg, spielt wie Red Bull Salzburg - ist aber der FC Liefering. Nach Einordnung der Bundesliga handelt es sich bei den Salzburgern um einen eigenständiger Verein, seit inzwischen 12 Jahren besteht die Kooperation mit Österreichs langjährigem Serienmeister.
Man ist so eng vernetzt, dass die Unterschiede nicht zu erkennen sind, Personal für den Bundesligakader und die Geschäftsstelle wird nach Belieben getauscht, finanziell ist die Abhängigkeit sowieso nicht zu leugnen.
ASK Voitsberg – Mäzen
Das 10.000-Seelen-Dorf Voitsberg nahe Graz ist seit Sommer im Profifußball vertreten, ohne Blut, Schweiß, Tränen und viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit wäre das nicht möglich gewesen. Was es im modernen Fußball zusätzlich braucht, sind tiefe Taschen, die hat der Vereinsobmann. Michael Münzer hat den Verein innerhalb kurzer Zeit aus der Landesliga nach oben gehievt, der Steirer leitet ein erfolgreiches Biotechnologie-Unternehmen.
Alleine für den Umbau des Stadions - benannt nach Münzers Unternehmen - waren große Investitionen unerlässlich. Auch in Voitsberg hat man einen langfristigen Plan, will nachhaltig arbeiten, stand jetzt ist man schuldenfrei. Ohne großzügige finanzielle Unterstützung ginge es aber trotzdem wohl schnell wieder nach unten.
Kapfenberger SV – Investor
Nach mehreren Jahren am Abgrund zur Regionalliga sollen in Kapfenberg bessere Zeiten anbrechen. Dafür wurden gleich zwei deutsche Unternehmen ins Boot geholt: "Panna Football Partners" aus Hamburg finanziert das Projekt, "RTC" liefert das Know-How in Form mehrerer Mitarbeiter, die inzwischen in der Steiermark angesiedelt sind. Als Gesicht dient Robert Schäfer, seit Anfang Juli Geschäftsführer beim KSV.
Was ist der Plan? Kapfenberg soll auf wirtschaftlich nachhaltige Beine gestellt werden, sollte es auf dem Weg dorthin zu Verlusten kommen, springen die Investoren ein. Wenn wie erhofft neue Sponsoren gewonnen werden und sich auch der ein oder andere Spieler lukrativ verkaufen lässt, sollen unterm Strich Gewinne bleiben, von denen Teile an PFP und RTC zurückfließen.
SV Lafnitz – Klubnetzwerk
Seit Mai 2023 mischt Martin Dellenbach in Lafnitz mit, wenig später sicherte er sich zusätzlich das tschechische Top-Team Viktoria Pilsen. Zusätzlich hält er seit längerem Anteile am TSV Hartberg, der Weg ist einigermaßen klar vorgegeben: Junge Spieler sollen entwickelt werden und mittelfristig in die Steiermark, dann nach Tschechien weiterziehen. Im Sommer kamen deshalb interessante Talente wie Yvan Alounga, Alvaro Henry und Dylann Kam zum Verein.
Bis dato hält sich der Erfolg des Projektes in Grenzen. Lafnitz kämpft mit einem unerfahrenen Team gegen den Abstieg, der letzte Transfer nach Hartberg liegt ein Jahr zurück, Cory Sène, der im Sommer den direkten Sprung nach Pilsen gemacht hat, ist nur Reservist.
Dellenbach betreibt zusätzlich die DSM Akademie Oststeiermark, die ebenfalls Teil der Pipeline sein soll. Das Projekt ist langfristig angelegt, für Lafnitz bleibt zu hoffen, dass Dellenbach auch bei einem Abstieg nicht die Geduld verliert.
SC Austria Lustenau – Klubnetzwerk
Hinter Austria Lustenau steckt seit Jahren das Unternehmen Core Sports Capital, federführend ist der Schweizer Ahmet Schäfer. 2021 hat man sich für 750.000 Euro in den Verein eingekauft, seitdem sind die Vorarlberger Teil einer Struktur, die zusätzlich Clermont Foot in Frankreich, den FC Biel in der Schweiz und die Cape Town Spurs in Südafrika umfasst.
Zur finanziellen Absicherung kommt reger personeller Austausch: Derzeit sind drei Clermont-Talente in Lustenau aktiv, auch Muhammed Cham und Bryan Texeira kamen so nach Vorarlberg. Die Kosten - auch für das große Scouting-Netzwerk, dem die Austria Jean Hugonet und Hakim Guenouche zu verdanken hatte - trägt großteils CSC.
SV Stripfing - Kooperationsklub mit Mäzen
Warum der SV Stripfing/Weiden in der 2. Liga spielt, können wahrscheinlich auch die meisten Expert:innen nicht genau erklären. Organisatorisch ist er ein Flickwerk, mehrere Parteien leisten ihren Beitrag zu einem Ganzen, das zwar sensationell den SK Rapid aus dem ÖFB-Cup eliminiert hat, in der Liga aber erneut mit dem Rücken zur Wand steht.
Lange kam das Geld von Gönner Erich Kirisits, inzwischen wirkt auch die Wiener Austria mit, die im Rahmen einer Kooperation pro Saison 10 Talente an den Zweitligisten abtritt. Finanziell wie sportlich ist fraglich, ob diese Konstellation noch lange zum Überleben reicht.
Die Mitgliedervereine
Damit bleiben sieben Zweitligisten über, die derzeit ohne Investor auskommen: SV Ried, Vienna, Schwarz-Weiß Bregenz, SKU Amstetten, FAC und Horn. Natürlich gibt es auch hier Grauzonen, dem einen Verein schießt das Bundesland mehr zu, dem anderen ein großes Unternehmen. Auch Tabellenführer Admira war vor kurzem noch Teil eines Netzwerks, inzwischen hält sich der Hauptsponsor aber mehr im Hintergrund.