Drohender ÖFB-Abstieg: In jeder Hinsicht ein Problem
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Drohender ÖFB-Abstieg: In jeder Hinsicht ein Problem

Nach den ersten beiden Ergebnissen ist ein Nations-League-Abstieg nicht vom Tisch. Das wäre ein Worst-Case-Szenario mit vielen drohenden Konsequenzen.

Beim aktuellen Stand der Nations League B Gruppe 3 kann sich Österreich am Donnerstag gegen Kasachstan dringend benötigte Luft verschaffen. Mit schlechten Ergebnissen gegen die beiden stärkeren Kontrahenten - Norwegen und Slowenien - stehen Ralf Rangnick und Co unter Zugzwang.

Auch wenn der ÖFB zum Heimspiel in der Favoritenrolle antritt: Einen Jausengegner hat man nicht vor sich. Wie Österreich stehen die Kasachen nach zwei Spielen mit einem Punkt da. Gegen Slowenien musste man sich 0:3 geschlagen geben, Benjamin Šeško hatte einen wirklich guten Tag. Zuvor biss sich Norwegen in Bestbesetzung aber bei einem 0:0 die Zähne aus. Schon in der EM-Qualifikation für 2024 war Kasachstan gut dabei: Sechs Punkte gegen Nordirland, drei gegen ÖFB-Angstgegner Dänemark, drei gegen Finnland, zwei äußerst knappe Pleiten gegen Slowenien.

Klarer Heimvorteil

Die gute Nachricht: Abgesehen von der spielerischen Qualität war der kommende Gegner in den letzten Länderspielen seit Anfang 2023 auswärts deutlich leichter zu bezwingen. Nur neun Punkte aus 10 Spielen sind Kasachstan gelungen, auch das Torverhältnis spricht eine klare Sprache.

Im Umkehrschluss heißt das, dass viele Punkte in der eigenen Heimat errungen wurden. Österreich steht die schwere Auswärtsfahrt in die Stadt Almaty noch bevor, neben einer langen Anreise wird man es Mitte November auch mit niedrigen Temperaturen zu tun bekommen. Ein Ausnützen des Heimvorteils in Linz wäre also günstig, um sich später das Zittern zu ersparen.

Die Bilanz Kasachstans seit Anfang 2023:

Spielort

Spiele

Punkte

Punkteschnitt

Torverhältnis

Heim

7

13

1,85

10:6

Auswärts

10

9

0,9

12:21


Was würde ein Abstieg in der Nations League für Österreich bedeuten?

Weiterer Qualitätsverlust

Von Gegnern wie Kroatien, Dänemark und Frankreich in Liga A hat sich Österreich bereits entfernt. Mit Blick auf die Qualität der Gegner wäre ein Abstieg jedenfalls eine weitere Verschlechterung: Statt Duellen mit Norwegen und Slowenien würden in Liga C solche mit den Färöer Inseln, Zypern und Lettland anstehen. Das höchste der Gefühle wären bei der letzten Auslosung Bulgarien und die Slowakei gewesen. 

Mit Blick auf kommende Aufgaben - nach der nächsten Nations League in der Saison 2026/27 steht die Qualifikation für die Europameisterschaft 2028 vor der Tür - wäre man von einem sinnvollen Härtetest weit entfernt.

Lostöpfe der Nations League für 2024/25 (Österreich wäre in Topf 1):

Topf 2

Topf 3

Topf 4

Aserbaidschan

Nordmazedonien

Belarus

Kosovo

Slowakei

Litauen

Bulgarien

Nordirland

Estland

Färöer Inseln

Zypern

Lettland


Finanzieller Schaden

Die Auslastung im Ernst-Happel-Stadion war gegen namhafte Gegner zuletzt sehenswert: Im Schnitt waren 43.120 Fans bei den letzten fünf Spielen. Für den ÖFB bedeutet das einen Geldsegen: Die Brutto-Einnahmen pro Heimspiel liegen bei diesem großen Interesse knapp über der Millionen-Marke. Gegen weniger attraktive Gegner würde dieser Betrag wohl signifikant einbrechen.

Auch mit Blick auf die Prämien der UEFA wären Einbußen hinzunehmen. Teilnehmer der Liga A erhalten eineinhalb Millionen Euro als Startgeld, in Liga B ist es eine Million Euro. Bei einem erneuten Abstieg müsste sich der ÖFB mit 750.000 Euro begnügen. Auch ein Gruppensieg ist mit einer Prämie von einer dreiviertel Million Euro nur halb so hoch dotiert, wie in Liga A.

Nachteil bei Qualifikationen

Sollte die UEFA keine Systemänderungen beschließen, wird bei Auslosungen von EM-Qualifikationsturnieren das Abschlussranking der Nations League herangezogen. Für die EURO 2024 wurde das bereits so gehandhabt: Mit vier Punkten in Liga hat Österreich 2022/23 den 13. Gesamtrang belegt und wurde aus Topf 2 gezogen. In Liga C wäre es Topf 4 oder gar 5 geworden, das erfolgreichste Team in dieser Leistungsstufe kann bestenfalls Platz 33 im Ranking erreichen.

Was das im schlechtesten Fall bedeutet, zeigt das Beispiel Griechenland: Im Ranking auf Platz 34 gelegen wurde man aus dem vierten Topf in eine Gruppe mit Frankreich, den Niederlanden und Irland gelost. Nordmazedonien bekam es von Platz 42 aus mit England, Italien und der Ukraine zu tun.

Die Teamchefperspektive

Teamchef Ralf Rangnick steht beim ÖFB noch bis zur Weltmeisterschaft 2026 unter Vertrag. Ungeachtet der Frage, ob der dann 68-Jährige überhaupt für eine Verlängerung zu haben wäre, ist ein Antreten in Liga C wohl keine besonders überzeugende Perspektive. Schon in den letzten Monaten stand der ÖFB in Konkurrenz mit dem FC Bayern, dem DFB und - laut Medienberichten - anderen Traditionsvereinen wie dem HSV, der Rangnick im Frühjahr 2024 gerne als Sportvorstand geholt hätte.

Sollte nach der WM-Endrunde ein neuer Trainer das Nationalteam übernehmen, wären die ersten Gegner sportlich wenig interessant. Als Rangnick geholt wurde, standen Kroatien, Dänemark und Frankreich auf dem Spielplan. Ob in Liga C ein adäquater Ersatz zu finden wäre, ist fraglich.


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