Bevor Red Bull Salzburg zehn Titel in Folge schaffte, war die längste Titelserie jene von Austria Wien. Von 1977/78 bis 1980/81 gelangen vier Meisterschaften in Folge.
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Die Veilchen blieben noch lange nationale Spitze. Bei den Bullen ist derzeit offen, wohin die Reise geht. Denn wenn es nicht läuft, kommt man schnell in einen Strudel aus schlechten Leistungen, teuren und schwach kickenden Neuzugängen, Trainerwechseln und groben sportlichen Problemen.
Aktuell schaut es natürlich komisch aus, den Serienmeister auf Rang sechs zu sehen. Allerdings hat man zwei Spiele weniger – gewinnt man gegen Hartberg und Klagenfurt, fehlen auf Sturm Graz zwar noch immer acht Punkte, aber Schlagdistanz, Winterpause und vielleicht wieder besser werdende Leistungen können das Trübsalblasen an der Salzach eindämmen.
Viele Titel, viele Probleme?
Wikipedia schlägt den Pflock bei Titelserien bei sieben Tellern in Folge ein. 26 Mal gelangen Europas Klubs derartige Serien. Olympiakos Piräus und Celtic schafften zwei solche Serien.
Für eine qualitative Analyse macht es aber Sinn, noch ein bisschen einzugrenzen.
MTK Budapest schaffte diese Serie vor über 100 Jahren. ZSKA Sofia von den 1950er- und 60er-Jahren, der Berliner FC Dynamo zu Zeiten der DDR. Um zunächst einmal eine wirtschaftliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, werden also nur jene Serien herangezogen, die bis in die 90er-Jahre andauerten.
Vornweg: Eine klare Tendenz hinsichtlich dessen, was nach Ende einer langen Titelserie passiert, gibt es nicht. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass die Konkurrenz nicht wirklich auf eine nachhaltige Wachablöse hoffen kann.
Die kleinen Länder
Je kleiner das Land, desto dominanter ist meistens ein Verein. Da wären die Lincoln Red Imps FC aus Gibraltar. Außer 2016/17 und in der abgebrochenen Corona-Saison gewann der Verein – wenn auch zeitweise unter anderem Namen – seit 2002/03 jede Meisterschaft.
Ein paar Probleme gab es bei APOEL Nikosia. Die Zyprer sind mit 29 Titeln Rekordmeister der Insel, die längste Titelserie dauerte von 2013 bis 2019. Die Jahre nach der abgebrochenen Corona-Saison 2019/20 waren schwieriger. 2020/21 landete man im unteren Playoff, dann aber am Ende wieder auf den Plätzen 3 und 2, 2023/24 wurde man wieder Meister.
Eine beinahe unglaubliche Serie legte Skonto Riga von 1991 bis 2004 hin. Der Verein aus Lettlands Hauptstadt Riga wurde 14 Mal in Folge Meister – noch heute Rekord am Kontinent. Erst 2005 konnte Liepājas Metalurgs den ersten lettischen Titel nach der Unabhängigkeit holen. Skonto erfing sich und konnte 2010 noch einmal Meister werden. In Folge ging es aufgrund von finanziellen Problemen steil bergab – bis der Klub Ende 2016 aufgelöst wurde. Allerdings spielt die Titelserie nicht die entscheidende Rolle dabei.
Gut sieht es wiederum für Pjunik Jerewan aus. Von 2001 ein an bis 2010 war man durchgehend Meister, danach vier Saisonen nicht, dann waren es sechs Spielzeiten, die der armenische Rekordmeister warten musste, wobei nur die Saison 2020/21 mit Platz sieben (von zehn) richtig schlecht war. Dann wurde man wieder Meister.
Etwas größere Nationen
Weniger Probleme gab und gibt es für Sheriff Tiraspol. 1998 gegründet, stieg der Verein rasch auf. Von 2000/01 bis 2009/10 jubelte man durchgehend über die Meisterschaft, so auch von 2015/16 bis 2022/23.
The New Saints, 2003 aus einer Fusion hervorgegangen, konnte zwischen 2012 und 2019 acht walisische Meisterschaften holen, in den letzten drei Jahren streckten sie ebenfalls den Teller in die Höhe.
Dinamo Tiflis war bereits in Zeiten der Sowjetunion ein wichtiger Klub des Fußballs. 1978 wurde man nicht nur Meister, sondern gar Sieger des Cups der Cupsieger, als man Carl Zeiss Jena in Düsseldorf besiegen konnte. Nach der Unabhängigkeit war der Verein von 1990 bis 1999 zehnmal in Folge Erster und, auch wenn es aktuell nicht ganz so gut aussieht, immer im Spitzenfeld der Liga und öfters Meister.
Bei Dinamo Zagreb in Kroatien ist es einfach. Im Regelfall werden die Hauptstädter Meister. Seit der Unabhängigkeit und seitdem wieder gekickt wird, gingen 25 von 33 Meistertitel an Dinamo.
Ein bisschen kleiner als Österreich
Neun Titel haben die Glasgow Rangers von 1989 bis 1997 eingefahren, danach wurde man hin und wieder Meister, musste aber 2012 wegen Rechtsstreitigkeiten mit dem Fiskus ein Insolvenzverfahren anmelden, bzw. die seit 1899 bestehende Betreibergesellschaft. Die Rangers stiegen dann in der vierten Liga wieder ein, kehrten aber rasch wieder zurück und wurden 2021 wieder Meister.
Nutznießer war Celtic Glasgow, der Lokalrivale war von 2012 bis 2020 neunmal Meister. Der letzte schottische Meister, der nicht aus Glasgow kam, war der FC Aberdeen 1985, betreut von einem gewissen Alex Ferguson.
Von 1992 bis 2004 hießt der norwegische Meister Rosenborg Trondheim. Die Jahre nach den Titel waren von Turbulenzen geprägt, es ging auf und ab, einmal Siebter, dann wieder Meister, in Folge Fünfter. Aber der Klub blieb trotz vieler Trainerwechsel und Co. in weiterer Folge viele Jahre vorne dran, legte bis zum letzten Titel 2018 auch noch eine Serie mit vier Titeln in Folge hin. Die gegenwärtige Performance hinter der Tabellenspitze (vor allem, weil Molde und Bodø/Glimt aufkamen) hat mit der damaligen Serie allerdings wenig zu tun.
Ludogorets Razgrad aus Bulgarien. Erst 2001 gegründet, wurde in der Saison 2010/11 von einem Oligarchen gekauft, und stieg noch im selben Jahr in die erste Liga auf. Seitdem wurden alle Meistertitel geholt, aktuell sind es 13.
In etwa gleich groß
Der FC Basel konnte von 2009/10 bis 2016/17 acht Schweizer Meisterschaften in Folge einfahren. Der Klub galt lange als Benchmark und Vorbild für Österreich. 2017/18 beendete Adi Hütter die Siegesserie mit den Young Boys Bern. Seitdem ist Basel nicht mehr Meister geworden, aber zweimal in Folge Vizemeister, dann Dritter, wieder zweimal Vizemeister, ehe man 2022/23 auf Rang fünf runter rasselte.
Letztes Jahr war der Klub wieder Dritter, aktuell ist man Tabellenführer. Auch hier waren es Management-Entscheidungen, die einigermaßen zu einem nationalen Niedergang führten. Allerdings: 2017/18 spielte man Champions-League-Achtelfinale, 2019/20 im Viertelfinale der Europa League.
In den 1970er-Jahren gewann BATE Baryssau drei sowjetische Regionalmeisterschaften. Die bestimmende Mannschaft nach der Unabhängigkeit Belarus' war aber Dinamo Minsk. Die Werksmannschaft stieg 1997 in die erste Liga auf, man wurde sofort Vizemeister und in der Folgesaison Meister. Zwischen 2006 und 2018 war man stets ganz oben, seitdem nicht mehr.
Was war mit dem fünffachen Teilnehmer an der Gruppenphase der Champions League passiert? Bei BATE wenig. 2019 bis 2021 wurde man Vizemeister, 2022 siegte Schachzjor Salihorks von Energektik-BGU Minsk, beide Teams wurden mit Punkteabzügen bestraft. Derzeit kämpft man einigermaßen, war Fünfter und ist aktuell im Tabellenmittelfeld.
Wer Griechenland sagt, sagt auch Olympiakos Piräus. Von 1997 bis 2003 und 2005 bis 2009 sowie von 2011 bis 2017 hießt der Meister der Super League so. Derzeit hat man 47 Titel im Trophäenschrank, das letzte Mal schlechter als Dritter war man 1993/94.
Sieben Titel in Folge schaffte Qarabağ Ağdam. Der Verein aus Aserbaidschan wurde von 2013/14 bis 2021/22 Meister und konnte auch danach noch drei Titel holen, zuletzt im Sommer. 2023/24 spielte der Klub sogar im Achtelfinale der Europa League.
Riesige Länder, unterschiedliche Sitten
Seit dem Jahr 1992 (und hoffentlich in Zukunft auch) wird in der Ukraine im Rahmen der Premjer Liha Fußball gespielt. Abgesehen vom ersten Titel, der nach Simferopol ging, teilen sich Shakhtar Donetsk und Dynamo Kyiv das Land auf. In den 90ern holte Dynamo neun Titel in Folge, seit das Land unabhängig ist, war man nie schlechter als Fünfter.
Einigermaßen ins Schlingern geriet Juventus Turin nach der langen Phase an Titeln von 2012 bis 2020. 2020/21 und 2021/22 waren man mit je zwei vierten Rängen noch erfolgreich, allerdings war die Finanzlage "desolat", die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts der Bilanzfälschung. Ende November 2022 verabschiedete sich der gesamte Vorstand, im Jänner 2023 wurden durch den Verband 15 Punkte abgezogen, alleine 2018 bis 2020 soll die Vereinsbilanz um mehr als 100 Millionen Euro beschönigt worden sein. 2022/23 wurde man folglich nur Siebter, im Folgejahr Dritter, aktuell ist die Alte Dame von der Tabellenspitze aber doch einigermaßen entfernt.
Die 2000er in Frankreich sind fest mit Olympique Lyon verbunden. Nach sieben Meisterschaften in Folge setzte ab 2008 aber ein schleichender Niedergang ein. Zuerst holte man keine Trophäe, dann gingen mit Juninho und Karim Benzema die Stars, Neuzugänge zündeten nicht mehr. Andere Klubs waren dran, die Titel zu holen, seit 2012/13 dominiert PSG. Allerdings ist der unmittelbare Einbruch eher relativ zu sehen. Nach dem letzten Titel war man bis 2018/19 schlechtestenfalls und nur einmal Fünfter. Erst die letzten paar Jahre sind von einem Rückfall ins Tabellenmittelfeld sowie jüngst Finanzproblemen geprägt.
Die Downfall-Wahrscheinlichkeit beim FC Bayern München tendiert hingegen gegen null. Gut, der elfte Titel in Folge 2022/23 war eher erstolpert und letztes Jahr musste man Bayer Leverkusen (deutlich) und den VfB Stuttgart (um einen Punkt) an sich vorbeiziehen lassen, aber die Realität, in der Bayern wirklich auf Dauer weit weg vom Titel ist, ist eher eine der Unwahrscheinlichsten.
Fazit: Die Salzburg-Zeit ist wohl nicht vorbei
Die meisten Serien reißen irgendwann, aber oftmals bleiben die entthronten Sieger doch relativ lange vorne mit dabei. Wenn bei den Bullen also nichts komplett Verrücktes geschieht (Red Bull schmeißt hin?), wird man auf Sicht oben dran bleiben.
Und natürlich sollte man nicht vergessen, dass die Salzburger auch seit dem September immer wieder zeigen, was in ihnen steckt. Vielleicht wird es aber auch wie in der Schweiz, wer weiß das schon ...