9.000 Fans pro Bundesligaspiel: Wie realistisch ist die Ebenbauer-Vision?
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9.000 Fans pro Bundesligaspiel: Wie realistisch ist die Ebenbauer-Vision?

Ein kleiner Schritt auf dem Papier, ein großer für die Bundesliga: Der Vorstandsvorsitzende hofft auf historische Zuschauer:innenzahlen auf den Tribünen.

Seit dem Umstieg auf das 12er-Ligaformat feiert die Bundesliga regelmäßig Zuschauer:innen-Rekorde. 2022/23 wurden insgesamt 1.449.701 gezählt, in der vergangenen Saison inklusive Europacup-Playoff sogar 1.581.942. Im Schnitt ergibt das rund 8.113 Fans pro Spiel - der beste Wert seit 15 Jahren. Zufrieden gibt sich der Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer damit aber nicht.

"Ich hoffe, dass wir irgendwann die 9.000er-Marke knacken"

Christian Ebenbauer

Mit dem gegenüber LAOLA1 erklärten Ziel 9.000 orientiert sich der Liga-Chef an historischen Zahlen: Rund um die Heim-Europameisterschaft 2008 stieg der Zuschauer:innenschnitt auf bis zu 9.284 an, mit Blick auf die Jahre davor und danach eine klare Ausnahme.

Das Wort "irgendwann" gibt Ebenbauer viel Spielraum bei der Umsetzung seiner Vision, über die nächsten Jahre und Jahrzehnte kann sich freilich viel tun. Aber wie stehen die Chancen unter den aktuellen Gegebenheiten?

Theorie und Praxis

Insgesamt fassen die 11 Stadien der Liga (die Merkur-Arena wird 2024/25 doppelt bespielt) 180.160 Fans. In jedem werden 16 Heimspiele ausgetragen, das ergibt eine Gesamtkapazität von 2.882.560 - einem Schnitt von bis zu 15.013 über eine reguläre Saison mit 192 Partien stünde damit rein theoretisch nichts im Wege.

Dass diese Zahlen für die Bundesliga unerreichbar bleiben werden, liegt auf der Hand. Ein auch nur zur Hälfte gefülltes Wörtherseestadion wäre für den SK Austria Klagenfurt ein neuer Vereinsrekord, ähnliches gilt für die WSG Tirol im Tivoli.

Was möglich ist

Gehen wir vom best-case Szenario für die kommende Spielzeit aus. Die Meisterschaft entscheidet sich erst in der letzten Runde im Fernduell mehrerer großer Teams. Der Abstiegskampf bleibt bis zur letzten Minute spannend. Welche Zahlen könnten die Vereine realistisch liefern?

Red Bull Salzburg: 12.800 Fans pro Partie

Ausverkauft war die Red Bull Arena in den letzten Jahren nur zu absoluten Topspielen - seit 2018 insgesamt achtmal, Tendenz aktuell steigend. Trotz einer historischen Erfolgsserie wurde der vorläufige Zuschauer:innen-Zenit mit im Schnitt 12.376 pro Spiel vor einem Jahr erreicht, seitdem ging es wieder leicht bergab. Bei nationalen Spielen ist die Stadionkapazität übrigens auf 17.218 Plätze begrenzt. Denkbar ist, dass sich die "Bullen" unter Pep Lijnders auch in dieser Hinsicht steigern können - die Rekordwerte aus der ersten Saison nach der Übernahme 2005/06 (16.512) aber unerreichbar.

Sturm Graz: 14.500 Fans pro Partie

Passend zum sportlichen Erfolg wurde das Heimstadion von Sturm Graz in den letzten Spielzeiten voller und voller. Mit einem Schnitt von 14.032 Fans pro Partie in der Meistersaison ist man dem Vereinsrekord bereits nahegekommen und wird wohl noch eins draufsetzen können. Dieser betrug 1997/98 14.247. Danach ist aber Schluss: Die Merkur Arena platzt schon jetzt aus ihren sanierungsbedürftigen Nähten, bei knapp über 15.000 ist die tatsächliche Kapazität erschöpft. Eine Vergrößerung ist zwar angedacht, aber noch nicht in Sicht.

SK Rapid: 21.000 Fans pro Partie

Mit 18.575 Fans pro Partie wurde 2023/24 der beste Schnitt seit 2018 verbucht, in der modernen Vereinsgeschichte war das Interesse selten größer. Von den Grün-Weißen zu verlangen, dass sie ihr 28.345-Plätze-Stadion regelmäßig füllen, wäre übertrieben. Ausverkauft sind auch bei Rapid nur die Wiener Derbys. Sollte Robert Klauß das Team im Meisterschaftsrennen positionieren können, winkt aber eine weitere Steigerung. Der beste Wert seit den 1950ern wurde in der Eröffnungssaison des Allianz Stadions 2016/17 mit im Schnitt 21.128 Zuschauer:innen aufgestellt.

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Die Austria konnte ihre Zuschauer:innenzahlen von 2014 bis 2024 um 72 Prozent steigern.

Austria: 12.500 Fans pro Partie

Für 28 Ligaspiele in Serie durfte die Wiener Austria über 10.000 Zuschauer:innen in der Generali Arena begrüßen - längere Serien halten nur Sturm und Rapid. Die Fortschritte des Vereins in diesem Bereich sind aller Ehren wert, mit 12.284 Fans pro Partie wurde 2023/24 der beste Saisonschnitt seit den 1960ern aufgestellt. Trotz der ausbaufähigen sportlichen Situation samt Abrutschen in die Qualifikationsgruppe ist das Interesse also groß und sollte eigentlich nur weiter steigen können, das Halten der aktuellen Zahlen wäre aber eigentlich schon als Erfolg zu verbuchen.

LASK: 14.000 Fans pro Partie

Der LASK hat sich gerade erst vergrößert: Während die Tickets im Ausweichstadion häufig vergriffen waren, hindert Fans der Linzer, die sich den Stadionbesuch leisten können, aktuell fast nichts daran, zu Spielen zu gehen. In knapp fünfstelliger Größe dürfte man aber ein treues Stammpublikum gefunden haben, was - aufgebessert durch Topspiele wie das Stadtderby - einen Schnitt von 13.076 ergibt. Eine kleine Steigerung im Erfolgsfall ist durchaus denkbar, mehr aber eigentlich nicht.

Altach: 5.700 Fans pro Partie

Hinter den größeren fünf Vereinen in Salzburg, Wien, Graz und Linz konnte sich über die letzten beiden Saison der SCR Altach positionieren. Bei sportlichem Erfolg wäre eine weitere Steigerung der Zuschauer:innenzahlen denkbar. An die erste Bundesligasaison der Vereinsgeschichte 2006/07 (6.383 - bis heute Vereinsrekord) wird man nicht herankommen, schon eher an die Abstiegssaison 2008/09. Damals wurden im Schnitt 5.750 Fans gezählt, heute fehlen auf diesen Wert rund 400.

BW Linz: 5.000 Fans pro Partie

Das erst vor einem Jahr eröffnete Hofmann-Personal-Stadion fasst offiziell 5.595 Personen. In der ersten Bundesligasaison hat Blau-Weiß Linz im Schnitt 5.005 Fans pro Partie gezählt - das entspricht einer Auslastung von sage und schreibe 89,45 Prozent. Noch eindrucksvoller wird's im Vergleich mit der Aufstiegssaison in der 2. Liga, das Plus liegt bei 387 Prozent. Alleine aus Kapazitätsgründen ist man jetzt aber eigentlich schon wieder am oberen Ende angekommen. Ein Ausbau um einen zweiten Rang auf der Längsseite wäre theoretisch möglich, konkrete Pläne gibt es aber nicht.

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Mit im Schnitt 4.539 Zuschauer:innen war der GAK schon in der 2. Liga besser unterwegs, als mancher Bundesligist.

GAK: 7.000 Fans pro Partie

Bei den Grazern könnte es auch weiter nach oben gehen. In der Zweitliga-Aufstiegssaison waren vor dem spektakulären Saisonfinish 3.000 bis 4.000 Zuschauer:innen die Norm. Diese Zahlen werden sich in der Bundesliga steigern, einzurechnen sind auch ein Heimderby und mehrere Topspiele - der ist außerdem mit Sicherheit eine beliebte Auswärtsfahrt. In der Meistersaison 2003/04 waren im Schnitt 9.007 Fans dabei, ein Sprung in derartige Sphären wäre überraschend.

Klagenfurt: 4.500 Fans pro Partie

In der Bundesliga-Rekordsaison 2007/08 war ein Klagenfurter Verein - Austria Kärnten - weit oben in der Zuschauer:innen-Statistik zu finden. Das damals neu errichtete Wörtherseestadion zog 11.361 Fans pro Spiel an. Nach drei überraschend soliden Bundesligaspielzeiten, kann man beim SK Austria Klagenfurt solche Zahlen nicht mehr erwarten. Tatsächlich hat man gegenüber dem Jahr nach dem Aufstieg sogar 71 Zuschauer:innen verloren -  mit im Schnitt 4.445 Personen im Publikum ist wohl das obere Maß erreicht.

WAC: 4.000 Fans pro Partie

Die Stadionpläne der Kärntner sind vorerst auf Eis gelegt, damit ist auch kein großer Sprung zu erwarten. In der Lavanttal-Arena hätten offiziell 8.100 Fans Platz, der schlechte Zustand und die sportliche Situation haben zuletzt aber für einen Schnitt von 3.548 gesorgt. Sollte es unter Didi Kühbauer wieder besser laufen, könnte man sich nach oben orientieren. An die 4.000 kam man zuletzt 2018/19 heran, damals wurde der WAC Ligadritter.

WSG Tirol: 2.250

Die WSG Tirol und das Innsbrucker Tivoli Stadion - das wird nichts mehr. Mit im Schnitt 1.806 Zuschauer:innen bewegt sich der Verein nahe am Zweitliganiveau, obwohl es sportlich - trotz geringer Mittel -  immer wieder gelingt, die Klasse zu halten. Eine Rückkehr in die eigentliche Heimat Wattens und ein damit verbundene Umbau des Gernot-Langes-Stadions sollte das Ziel sein. Vorgesehen wären dann 4.500 Plätze, diese im Schnitt zur Hälfte zu füllen ist nicht zu viel verlangt.

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Auf dem Platz war der TSV Hartberg zuletzt vorne dabei. Abseits davon gibt es Probleme.

Hartberg: 3.500 Fans pro Partie

Die Steirer haben weiterhin keine Lösung für ein neues Stadion gefunden - die Profertil Arena verliert mit Saisonende ihre Bundesligazulassung. Zuletzt erfreuliche Zuschauer:innenzahlen stehen damit auf einem wackeligen Fundament. 3.260 Fans waren 2023/24 im Schnitt dabei, der beste Wert seit der Aufstiegssaison. Wenn alles gut läuft, sollte eine weitere Steigerung grundsätzlich möglich sein - schon deshalb, weil in einem neuen Stadion mehr Auswärtsfans Platz finden würden.

Kein einfacher Weg

Mit diesen Zahlen käme die Bundesliga auf einen Zuschauer:innen-Schnitt von rund 8.900. Dass auf Ebenbauers Vision trotz optimistischer Einschätzung noch einiges fehlt, zeigt, wie schwierig es wird, sie auch wirklich umzusetzen. Eine immer wieder thematisierte Ligaaufstockung würde sie fast verunmöglichen.

Das zeigt auch der Vergleich mit der Rekordsaison 2007/08: Mit Austria, Rapid, LASK, Sturm, Salzburg und Wacker Innsbruck waren alle großen Vereine vertreten, durch das 10er-Liga-Format standen sie sich zudem oft gegenüber. Trotzdem war ein Überschreiten der 9.000er-Marke erst in Kombination mit dem SV Mattersburg und der SV Ried - die beide einigermaßen nahe dem eigenen Vereinsrekord anschreiben konnten - und der Ausnahmeerscheinung Austria Kärnten samt vieler Freikarten für das neue Wörtherseestadion möglich.

Damit die Bundesliga tatsächlich mit einem historischen Zuschauer:innenschnitt werben darf - wie sie es mit Sicherheit gerne würde - braucht es aber nicht nur die Verkettung glücklicher Umstände, sondern vor allem auch noch viel Zeit.

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