5-Jahreswertung: Es sieht viel besser aus, als es ist
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5-Jahreswertung: Es sieht viel besser aus, als es ist

Österreich ist punktemäßig historisch gut unterwegs, im UEFA-Ranking kommt man trotzdem nicht voran. Die 5-Jahreswertungs-Analyse:

Es dürfte sich kaum mehr vermeiden lassen:

Österreich wird in der aktuellen Saison sehr wahrscheinlich erneut außerhalb der Top-12 der UEFA 5-Jahreswertung landen und damit auch in den Qualisommer 2026 mit einer deutlich unangenehmeren Ausgangsposition gehen als zuletzt gewohnt.

Bereits in der kommenden Qualifikationsphase wird man, anders als noch im vergangenen Sommer, wieder mit einem Europa-League-Quali-Teilnehmer weniger, der stattdessen schon in Runde zwei der Conference-League-Quali einsteigt, leben müssen. Zudem startet der Cup-Sieger bzw. Liga-Dritte nicht mehr erst im Europa-League-Playoff, sondern schon eine Runde früher und hat damit noch keine Ligaphasen-Teilnahme sicher.

Dass sich heuer erneut (voraussichtlich) keine Top-12-Platzierung ausgeht, ist angesichts des Umstands, dass sich Österreich punktemäßig in einer seiner besten Europacup-Saisonen aller Zeiten befindet und bereits jetzt fast so viele Punkte erzielt hat wie in den vergangenen beiden Spielzeiten zusammengerechnet, einerseits bitter, andererseits auch verdient.

Die rot-weiß-roten Eurofighter leisteten sich heuer fast durch die Bank zu viele Aussetzer; der hohe österreichische Punktewert lässt sich vor allem mit der von der radikalen UEFA-Reform herbeigeführten Punkte-Inflation erklären (mehr dazu unten). Die mit Österreich konkurrierenden Nationen nutzten diesen Effekt bisher besser aus.

In der 5-Jahreswertungs-Analyse beleuchtet 90minuten die Auswirkungen der Reform auf Österreichs Positionierung im UEFA-Ranking etwas genauer und zeigt auf, welche Minimalchancen nach oben noch vorhanden sind und wie groß die Gefahr ist, die von unten droht.

Donnerstag: Borac Banja Luka - SK Rapid, ab 21 Uhr im LIVE-Ticker >>>

Platz

Land

20/21

21/22

22/23

23/24

24/25

Gesamt

Teams

1

England

24,357

21,000

23,000

17,375

21,464

107,196

6/7

2

Italien

16,285

15,714

22,357

21,000

18,187

93,543

4/8

3

Spanien

19,500

18,428

16,571

16,062

19,321

89,882

6/7

4

Deutschland

15,214

16,214

17,125

19,357

16,171

84,081

4/8

5

Frankreich

7,916

18,416

12,583

16,250

15,00

70,165

3/7

6

Niederlande

9,200

19,200

13,500

10,000

14,750

66,650

4/6

7

Portugal

9,600

12,916

12,500

11,000

16,050

62,066

2/5

8

Belgien

6,000

6,600

14,200

14,400

15,250

56,450

2/5

9

Tschechien

6,600

6,700

6,750

13,500

10,350

43,900

1/5

10

Türkei

3,100

6,700

11,800

12,000

9,900

43,500

1/5

11

Griechenland

5,100

8,000

2,125

11,400

11,687

38,312

2/4

12

Norwegen

6,500

7,625

5,750

8,000

9,812

37,687

2/4

13

Österreich

6,700

10,400

4,900

4,800

8,550

35,350

1/5

14

Schottland

8,500

7,900

3,500

6,400

8,450

34,750

1/5

15

Dänemark

4,125

7,800

5,900

8,500

7,656

33,981

1/4

16

Schweiz

5,125

7,750

8,500

5,200

6,650

33,225

1/5

17

Polen

4,000

4,625

7,750

6,875

9,750

33,000

2/4

18

Israel

7,000

6,750

6,250

8,750

2,875

31,625

0/4

19

Zypern

4,000

4,125

5,100

3,750

10,062

27,037

1/4

20

Kroatien

5,900

6,000

3,375

5,875

5,125

26,275

0/4

Punkteschlüssel:

Sieg* = 2 Punkte/Anzahl der Teilnehmer zu Saisonbeginn

Remis* = 1 Punkt/Anzahl der Teilnehmer zu Saisonbeginn

*in Qualifikationsphase nur die Hälfte

Alle Infos zu etwaigen Bonuspunkten sind unter diesem Link zu finden>>>

Extreme Punkte-Inflation durch Reform

Bevor wir zur eigentlichen Analyse kommen noch eine Einordnung von Österreichs heuriger Punkteausbeute.

Mit aktuell 8,550 Punkten ist die aktuelle die viertbeste Europacup-Saison aller Zeiten nach 2021/22 (10,400), 2017/18 (9,750) und 2009/10 (9,375). Für eine neue Rekordsaison müsste der SK Rapid mit ausschließlich Siegen bis ins Semifinale der Conference League vorstoßen und dort auch noch zumindest einmal remisieren.

Wer die rot-weiß-roten Europacup-Abenteuer der letzten Monate verfolgt hat, wird allerdings nicht zwingend das Gefühl haben, dass Österreichs Klubfußball momentan historisch gut aufgestellt ist.

Tatsächlich hat die gute rot-weiß-rote Punkteausbeute sehr viel mehr mit der UEFA-Reform als mit guten eigenen Leistungen zu tun. Durch die Reform wurde es Nationen wie Österreich heuer zum einen einfacher gemacht, viele Teams in Hauptbewerben unterzubringen, zum anderen werden nun deutlich mehr Bonuspunkte ausgeschüttet. Und die beiden Champions-League-Vertreter, FC Salzburg und SK Sturm, hätten durch die beiden zusätzlichen Spieltage in der Ligaphase zumindest in der Theorie noch mehr Spiele gehabt, um zu punkten.

Um diesen Inflations-Effekt zu quantifizieren, hat 90minuten die durchschnittliche Punkteausbeute der zehn Nationen auf den Rängen 10 bis 19 der 5-Jahreswertung, also jenem Bereich, in dem Österreich im Normalfall aufzufinden sein sollte, der Reform-Zyklen 2018-2021 (Gruppenphasen, ohne Conference League), 2021-24 (Gruppenphasen, mit Conference League) und der bisherigen Saison 2024/25 (Ligaphasen, mit Conference League) berechnet.

Das Ergebnis:

2018-2021: 5,830

2021-2024: 6,884

2024/25: 8,539

Obwohl die K.o.-Phasen gerade erst begonnen haben, haben die Nationen auf den Rängen 10 bis 19 in der aktuellen Saison im Durchschnitt bereits jetzt 31,72 Prozent mehr Punkte als ihre Konterparts der Jahre 2018 bis 2021 und 19,38 Prozent mehr als jene der Jahre 2021 bis 2024 gesammelt.

Dass Österreichs aktuelle Punkteausbeute beinahe haargenau mit dem berechneten Durchschnittswert übereinstimmt, ist bezeichnend: Die rot-weiß-rote Europacupsaison 2024/25 lässt sich als durchschnittlich bezeichnen. Nicht mehr, nicht weniger. Auch Platz 15 in der "Einjahreswertung" spricht dafür.

12. Norwegen (37,687)

Europa League, Achtelfinale:

FK Bodö/Glimt gegen Olympiakos Piräus (GRE)

Conference League, Achtelfinale:

Molde FK gegen Legia Warschau (POL)

ausgeschieden:

Brann Bergen, Tromsö

Rechnerisch könnte Österreich auch noch das elftplatzierte Griechenland überholen, dafür müsste der SK Rapid allerdings das Finale der Conference League mit ausschließlich Siegen erreichen und dort nach 120 Minuten zumindest unentschieden spielen, während Olympiakos Piräus (Europa League) und Panathinaikos (Conference League) aus ihren jeweiligen Achtelfinalis mit ausschließlich Niederlagen ausscheiden müssten.

Deshalb beginnt unsere Analyse bei den Norwegern - die allerdings auch nur mehr theoretisch zu erwischen sind.

Vor zwei Wochen sah das noch ein wenig anders aus. Sowohl der FK Bodö/Glimt (in der Europa League gegen Twente Enschede) als auch Molde FK (in der Conference League gegen die Shamrock Rovers) verloren ihr Zwischenrunden-Hinspiel, beide konnten die jeweilige Begegnung im Rückspiel aber noch drehen und den norwegischen Vorsprung auf Österreich dadurch auf 2,337 Punkte ausbauen.

Rapid würde diesen Rückstand mit einem Erreichen des Conference-League-Finales wohl wettmachen, wenn Bodö/Glimt und Molde ab jetzt nur mehr verlieren würden - was angesichts der durchaus schwierigen Achtelfinal-Gegner der beiden Norweger zwar nicht völlig unrealistisch, aber auch nicht sehr wahrscheinlich wäre.

Prognose:

Die Norweger sind weg, und das hat sich Österreich einzig und allein selbst zuzuschreiben.

Zwar haben die Skandinavier selber eine bisher alles andere als perfekte Europacup-Saison gespielt, wussten die Kombination aus Viererdivisor und neu eingeführten Bonuspunkten aber bisher gut auszunutzen und hielten Österreich damit von Saisonbeginn an ständig hinter sich.

Norwegen hat damit einen beispiellosen Aufstieg von Rang 29 am Ende der Saison 2017/18 bis auf wohl Rang 12 oder womöglich sogar noch Rang 11 hingelegt. Dieser Sprung wurde auch durch den Viererdivisor, den die Norweger bis jetzt immer hatten und der die starken Einzelleistungen von Bodö/Glimt umso mehr pushte, ermöglicht.

Es wird spannend zu sehen sein, wie es den Norwegern nächste Saison ergeht, wenn sie die Punkte erstmals durch fünf teilen müssen. Dass Molde in der bereits geschlagenen Ganzjahresmeisterschaft den Europacup verpasste, könnte den Norwegern in dieser Hinsicht durchaus Probleme bereiten.

Das bringt Platz 12 (Saison 2026/27):

  • Meister im Champions-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa League)

  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League

  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) im Europa-League-Playoff (=Fixplatz in der Conference League)

  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Europa League

  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Conference League


13. Österreich (35,350)

Conference League, Achtelfinale:

SK Rapid gegen Borac Banja Luka (BIH)

ausgeschieden:

Austria Wien, LASK, FC Salzburg, SK Sturm

Über Österreichs Versäumnisse in dieser Europacup-Saison wurde - auch in diesem Artikel - schon genug geschrieben. Konzentrieren wir uns auf das, was punktetechnisch noch möglich ist.

Und das ist einiges. Der SK Rapid hat einen denkbar machbaren Weg in ein internationales Halbfinale zugelost bekommen. Zuerst sind die Hütteldorfer klarer Favorit im Conference-League-Achtelfinale gegen Bosniens Meister Borac Banja Luka, in einem etwaigen Viertelfinale gegen den zyprischen Tabellenführer Pafos FC oder den schwedischen LASK-Gegner Djurgardens IF würde die Rollenverteilung wohl ähnlich aussehen.

Setzen die Grün-Weißen ihr aus dem Europacup-Herbst bekanntes Gesicht und nicht jenes biedere vom Bundesliga-Frühjahrsauftakt auf, steht einem Semifinale und einem möglichen Duell mit dem FC Chelsea wenig im Weg.

Prognose:

Österreich wird die Saison auf Rang 13 und damit sehr komfortabel in den Top-15 beenden.

Der SK Rapid wird mit dem einen oder anderen K.o.-Phasen-Aufstieg nämlich dafür sorgen, dass die verfolgende Konkurrenz nicht mehr an uns rankommen wird. Dazu muss gesagt werden, dass ein Abrutschen auf Rang 16, also der Worst Case, selbst dann als so gut wie ausgeschlossen betrachtet werden kann, wenn die Hütteldorfer an Banja Luka scheitern würden.

Es wäre aber auch deshalb wichtig, wenn Rapid noch einige Punkte sammeln könnte, weil Österreich die Saison 2025/26 nach momentanem Stand auf Platz 15 und damit gewissermaßen auf dem "Schleudersitz" beginnt.

Abhängig vom Ausgang der diesmal sehr ausgeglichen wirkenden Bundesliga-Meistergruppe könnte es passieren, dass die eine oder andere Mannschaft mit einem niedrigen Klub-Koeffizienten schon früh in einer Qualifikation einsteigen muss und dementsprechend einen äußerst schwierigen Weg in eine Hauptrunde haben wird.

Von vier Ligaphasen-Teilnehmern, wie in der aktuellen Saison, darf man 2025/26 angesichts nur eines Fixplatzes für den Meister momentan nur träumen.

Das bringt Platz 13 (Saison 2026/27):

  • Meister im Champions-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa League)

  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League

  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) in Quali-Runde 3 der Europa League

  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Conference League

  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Conference League


14. Schottland (34,750)

Europea League, Achtelfinale

Rangers gegen Fenerbahce Istanbul (TUR)

ausgeschieden:

Kilmarnock, St. Mirren, Heart of Midlothian, Celtic

Die Schotten dürften die Saison wider Erwarten in den Top-15 beenden und sind die momentan einzige Nation, die Österreich noch ernsthaft gefährlich werden kann.

Neben Celtic, das als einziger Klub aus einer Nicht-Top-8-Liga Europas die Zwischenrunde der Champions League erreichte, punkteten auch die Rangers in der Europa League sehr brav und konnten als Achter der Ligaphase das Fixticket fürs Achtelfinale buchen.

In diesem wartet für die momentan etwas außer Form agierenden Glasgower mit Fenerbahce eine nicht unüberwindbare Hürde. Im Achtelfinale würde es gegen entweder die AS Roma oder Athletic Bilbao schon etwas schwieriger werden.

Prognose:

Die Rangers müssten einen Sieg und ein Unentschieden mehr als das in der Conference League mit einer deutlich einfacheren Auslosung gesegnete Rapid erzielen, um Schottland vor Österreich zu befördern. Das wird sich nicht ausgehen.

Grundsätzlich lässt sich nach dem bisher in dieser Saison Gesehenen festhalten, dass der schottische Höhenflug, der sie zwischenzeitlich auf Rang neun brachte, zwar vorbei ist, die beiden Glasgower Großklubs aber alleine so gut sind, dass Schottland auch in Zukunft ein direkter Konkurrent Österreichs sein wird.

Das bringt Platz 14 (Saison 2026/27):

  • Meister im Champions-League-Playoff (=Fixplatz in der Europa League)

  • Vizemeister in Quali-Runde 2 der Champions League

  • Cup-Sieger (oder Liga-Dritter) in Quali-Runde 3 der Europa League

  • Liga-Dritter bzw. -Vierter in Quali-Runde 2 der Conference League

  • Liga-Vierter bzw. -Fünfter in Quali-Runde 2 der Conference League


Zu 99,7 Prozent in den Top-15

Bei aller Kritik ist auch einmal Durchatmen angesagt.

Österreich hat sehr wahrscheinlich einmal mehr den Worst Case, die Top-15 zu verpassen und damit nur mehr vier internationale Startplätze zu besitzen, abgewendet. Laut einer Kalkulation des Opta-Analysten Nils Mackay auf "X" wird Österreich zu 99,7 Prozent unter den ersten 15 bleiben, zu 69,4 Prozent wird sich Platz 13 ausgehen.

Dänemark als 15. weist zwar nur 1,369 Punkte Rückstand auf, hat aber nur mehr den FC Kopenhagen im Rennen, der im Conference-League-Achtelfinale gegen den FC Chelsea bestehen muss.

Der 16., die Schweiz, ist schon 2,125 Punkte hinten. Die Eidgenossen haben ebenfalls noch einen Conference-League-Teilnehmer im Rennen. Der FC Lugano trifft im Achtelfinale auf den NK Celje und müsste in einem etwaigen Viertelfinale gegen entweder die Fiorentina oder Panathinaikos ran.

Am ehesten könnte uns noch der 17. aus Polen mit 2,325 Punkten Rückstand gefährlich werden. Die mit einem Viererteiler ausgestatteten Polen haben nämlich noch zwei Conference-League-Vertreter im Köcher. Jagiellonia Bialystok trifft im Achtelfinale auf Ferdinand Feldhofers Cercle Brügge, Legia Warschau hat Molde gezogen.

VIDEO: Das ist Rapids Achtelfinal-Gegner Borac Banja Luka


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