So stehen die Chancen der Regionalliga-Aufstiegskandidaten
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So stehen die Chancen der Regionalliga-Aufstiegskandidaten

Acht Regionalliga-Vereine haben sich mehr oder weniger um die Zulassung für die 2. Liga bemüht, fünf sind weiterhin im Rennen. Das Warten auf eine endgültige Entscheidung wird noch Wochen dauern, es gibt aber Tendenzen.

 

+ + 90minuten.at PLUS - Von Daniel Sauer + +

 

Am vergangenen Freitag hat die Bundesliga über Lizenzen und Zulassungen für Bundesliga und 2. Liga entschieden, wie in jedem Jahr wurde erneut viel Staub aufgewirbelt. Während bei manchen Vereinen nur Kleinigkeiten zu korrigieren sind, um 2024/25 wieder mitspielen zu können - der LASK wäre ein gutes Beispiel - krankt es bei manchen Vereinen in größerem Ausmaß. Besonders undurchsichtig ist die Lage der insgesamt acht Regionalligisten, die - teilweise zum Test - im Herbst ihre Unterlagen eingereicht haben. Drei haben die Zulassung erhalten, zwei werden Protest einlegen und drei weitere Vereine sind inzwischen ganz aus dem Rennen. 90minuten.at liefert einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge:

Regionalliga Ost

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Sepp-Doll-Stadion

Kremser SC

Aufstieg: Ausgeschlossen

Zulassung: Verweigert

Lange war man sich nicht sicher beim KSC, ob man denn überhaupt in die 2. Liga möchte. Die Anträge bei der Bundesliga habe man vorrangig abgegeben, um die Möglichkeiten auszuloten und sich für die nächsten Jahre besser aufstellen zu können, hieß es vom Verein im Frühherbst. Gemessen am Ausgang des Zulassungsprozesses hat man sich bei den Niederösterreichern an diesen Plan gehalten, die Bundesliga attestiert Mängel im personellen, finanziellen und infrastrukturellen Bereich. Protest hat der Verein nicht eingereicht.

So desolat, wie das Liga-Urteil auf den ersten Blick wirkt, ist die Lage in Krems aber nicht: Das altehrwürdige Sepp-Doll-Stadion wäre mit kleinen Adaptionen zweitligatauglich - es gehört der Stadt, die Bereitschaft für Unterstützung signalisiert hat. Sportlich lief es in der ersten Saison unter Trainer Thomas Flögl lange nach Wunsch, der beinahe-Herbstmeister hat mit Christoph Riegler (SKN St. Pölten, Altach), Florian Sittsam (u.a. Horn, Lafnitz, Mattersburg), Elias Felber (FAC, Rapid II) und Damir Mehmedovic (SKN St. Pölten, Lafnitz, Blau-Weiß Linz) einige Akteure mit Profierfahrung im Kader. Auch Flögl selbst - der mit seiner A-Lizenz die Kriterien der 2. Liga erfüllen würde - stand beim FAC interimistisch schon für neun Partien an der Seitenlinie. Außerdem stellt der Traditionsklub mit Benedikt Martic (21) den zweitjüngsten Spieler in den Top 10 der Torschützenliste, mit seinen neun Treffern in 20 Spielen liegt er gleichauf mit Jovan Živković (17/Rapid II). Inzwischen hinkt man den eigenen Leistungen eher hinterher: Nur neun Punkte aus bisher acht Spielen im Frühjahr hatten das Abrutschen auf Platz vier zur Folge.

Am Meisten aufzuholen gibt es beim Finanziellen: Wie KSC-Obmann Georg Stierschneider gegenüber den 'NÖN' erklärt, muss das Budget von aktuell rund 500.000 Euro annähernd verdoppelt werden. Für eine Zulassung brauche es eher knapp über eine Million, selbst dann wäre man gegenüber der Konkurrenz schlecht aufgestellt. Gesucht wird - für einen möglichen nächsten Versuch 2024/25 - einen potenten Hauptsponsor, auch für einen Deal für den Vereinsnamen wäre man gesprächsbereit.

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Dennis Kaygin

SK Rapid II

Aufstieg: Wahrscheinlich

Zulassung: Erteilt

Nach einem holprigen Saisonstart mit zwei Niederlagen zum Auftakt hat die zweite Mannschaft der Grün-Weißen die Liga fest im Griff. Seit Runde 16 lacht Rapid II von der Tabellenspitze, wurde Herbstmeister. Zuviel Druck wollte man sich selbst lange augenscheinlich nicht machen, Sportgeschäftsführer Markus Katzer sah den Aufstieg im Jänner bei 'Laola1' als kein Muss, es sei für den Verein auf lange Strecke aber vernünftiger, in der 2. Liga zu spielen. Inzwischen klingt er überzeugter, erwartet sich laut 'Kurier'-Journalist Alexander Huber den Meistertitel und wird den Kader für die 2. Liga ausrichten. Nachdem Trainer Stefan Kulovits im Dezember zu den Profis abgezogen wurde, unter seinem Nachfolger Jürgen Kerber hat das zweitjüngste Team der Liga erst eines von acht Spielen verloren - das, obwohl mit Jovan Živković, Ismaïl Seydi und Furkan Dursun mehrere Talente in die erste Mannschaft übersiedelt sind. Der 38-Jährige verfügt über eine Pro-Lizenz, auch dieses Kriterium ist also erfüllt. Weder an Infrastruktur, noch am Finanziellen scheitert es bei Rapid scheitern, die Zulassung konnte man sich folgerichtig problemlos abholen. Wenn der sportliche Kurs gehalten werden kann, steht einer Zweitliga-Rückkehr nichts im Weg.

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Young Violets (Austria Wien)

Aufstieg: Ausgeschlossen

Zulassung: Rückzug

Auch die Situation der Young Violets ist einigermaßen klar - sollte man zumindest meinen. In der Tabelle liegen die "Veilchen" 15 Punkte hinter Rapid auf dem sechsten Platz, damit sollte ein Aufstieg eigentlich abgehakt sein. Diese wollte man nach Angaben des Kurzzeit-Cheftrainers Emanuel Pogatetz gegenüber 90minuten.at sowieso nicht: "Die Young Violets sind ganz klar als Entwicklungsteam eingeplant. Es ist nicht das Ziel aufzusteigen, dafür gibt es die Mannschaft in Stripfing [Anm. d. Red.: SV Stripfing, Kooperationspartner der Wiener Austria]. Damit ist die Austria in den ersten drei Ligen vertreten, das ist ein sehr gutes Modell", hieß es im Jänner. Trotzdem wurde ein Antrag auf Zulassung für die 2. Liga abgegeben, laut Verein, weil es angesichts des umfassenden Lizenzantrages für die erste Mannschaft keinen großen Unterschied gemacht hätte. Tatsächlich dürfte man sich angesichts der zuletzt wackeligen Situation beim SV Stripfing, dessen Zweitliga-Zukunft nicht gesichert war, eine Hintertür offen gelassen haben. Diese wäre jetzt alleine aufgrund der sportlichen Situation zu: Unter dem dritten Trainer der Saison - nach Max Uhlig, Emanuel Pogatetz und jetzt Stephan Helm - gelangen im Frühjahr ein Sieg, vier Unentschieden und drei Niederlagen. Laut Aussendung der Bundesliga wurde der Zulassungsantrag aber ohnehin zurückgezogen, man muss auf einen positiven Ausgang in Stripfing hoffen. 

Regionalliga Mitte

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Trainer David Preiß

ASK Voitsberg

Aufstieg: Wahrscheinlich

Zulassung: Erteilt

Was der ASK Voitsberg bisher in der Regionalliga Mitte gezeigt hat, ist eigentlich sensationell: Die Steirer dominieren den Bewerb seit der ersten Runde, haben elf Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger und eine eindrucksvolle Tordifferenz von 63:19. Dem Verein gelang erst im Vorjahr der Aufstieg aus der Landesliga, ein Durchmarsch wird sich wohl ausgehen. Ex-GAK-Trainer David Preiß amtiert seit Sommer 2022 in Voitsberg, sein Team kommt weitgehend ohne nennenswerte Profierfahrung aus. Andreas Pfingstner (Sturm Graz, Wr. Neustadt), Martin Krienzer (Sturm Graz, Lafnitz, Admira) und Topscorer Philipp Zuna zählen zu den wichtigsten Stützen - für 2024/25 hat sich außerdem Jakob Jantscher angeboten. Nach der erfolgreichen Herbstsaison wurde auch das Stadion auf die 2. Liga vorbereitet: Eine neue Beleuchtung, ein neuer Rasen und ein Fernsehturm wurden installiert, dazu kommen ein verlängertes Spielfeld und größere Trainerbänke. 

Spannend ist das Projekt Voitsberg jedenfalls: Neuzugänge müssen unter 25 Jahre alt sein (Jantscher wäre wohl eine Ausnahme), für Trainer und Sportchef Preiß gab es von Präsident Michael Münzer gegenüber 'Meinbezirk.at' eine Jobgarantie. Sollten die Leistungen unerwartet doch noch einbrechen, gäbe es mit der SPG Wels zwar einen aufstiegswilligen Konkurrenten - im Gegensatz zu Voitsberg muss dieser aber noch um die Zulassung zittern.

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Huber Arena Wels

SPG Wels

Aufstieg: Unwahrscheinlich

Zulassung: Verweigert

Mit zwölf Punkten Rückstand liegt man außerhalb dessen, was man als Schlagdistanz sehen könnte. Ganz aufgeben wird man die Saison bei der Spielgemeinschaft aus Wels aber nicht. Mit Ausnahme einer Unserie von vier Niederlagen zwischen von Runde 14 bis Runde 17 und einer Pleite am 12. April spielen die Oberösterreicher auch großteils erfolgreich Fußball und stellt die drittbeste Defensive der Liga. Eigentlich hätte die sportliche Situation bei den Oberösterreichern die einzige Hürde sein sollen, die Zulassung wurde von der Bundesliga ja eigentlich schon im Vorjahr erteilt. Laut Vereinswebsite ist die Welser Huber-Arena die "wohl derzeit modernste Fußballinfrastruktur in Oberösterreich" und ein "Sport-Prunkstück", außerdem hat der Verein vom ÖFB die Lizenz für ein Nachwuchszentrum erhalten. Bei der Infrastruktur gibt es also nichts zu kritisieren - oder doch? Zum Verhängnis werden könnte Wels eine Passage in der Bauordnung des eigenen Sportparks, laut dem Lautsprecherdurchsagen nur bis 21:30 erlaubt sind und damit eineinhalb Stunden zu kurz. Eine Lösung ist in Arbeit, Behördenwege könnten aber womöglich zu lange für einen erfolgreichen Protest dauern. Eingereicht hat man diesen trotzdem, auch um den Sachverhalt für die nächsten Jahre zu klären.

Wahrscheinlicher ist also ein neuer Versuch in der kommenden Saison, dann aber unter neuer sportlicher Führung: Sportdirektor Harun Sulimani verlässt den Verein im Sommer, sein Bruder Emin Sulimani bleibt als Trainer vorerst im Amt. Man möchte sich neu aufstellen, hieß es in einer Stellungnahme des Vereins. 

Egal ob Aufstieg oder nicht, sehen wir ab der kommenden Saison übrigens nicht mehr die "SPG Wels", sondern den "FC Hertha Wels". Die Fusion aus FC Wels und WSC Hertha hat sich zum Jahresbeginn 2024 auf einen neuen Namen festgelegt, bei der Präsentation wurde der Sprung nach oben erneut als "kurzfristiges Ziel" ausgegeben. Das direkte Duell mit Voitsberg steht erst in der letzten Runde am 7. Juni auf dem Plan, bis dahin hat Wels einiges aufzuholen.

 

LASK Amateure OÖ

Aufstieg: Unwahrscheinlich

Zulassung: Erteilt

Im Vorjahr hätte es für die zweite Mannschaft des LASK fast für den Aufstieg gereicht, drei Punkte haben am Ende auf den DSV Leoben gefehlt. Trainer Patrick Enengl zog es daraufhin zum SKU Amstetten, er wurde von U18-Coach Luka Pavlovic ersetzt. 2023/24 läuft es sportlich zwar nicht schlecht, auf Leader Voitsberg fehlen aber schon jetzt 18 Punkte - bei noch 21 zu vergebenden Punkten geht sich der Meistertitel realistisch nicht mehr aus. Dass man in Linz grundsätzlich nach oben will, hat Sportgeschäftsführer Radovan Vujanović schon 2023 gegenüber 90minuten.at betont: "Es wäre hilfreicher, um junge Spieler noch besser an die Profis heranzuführen". Dafür wird man sich aber noch ein weiteres Jahr gedulden müssen. Immerhin gab es für die LASK Amateure mit kurzer Verzögerung doch eine Zulassung, diese war zunächst an der Verweigerung für die Profis gescheitert.

Regionalliga West

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Trainer Christian Schaider

SV Austria Salzburg

Aufstieg: Wahrscheinlich

Zulassung: Verweigert

Einigermaßen knapp geht es im Westen zu, Austria Salzburg macht sich aber schon berechtigte Hoffnungen auf eine "Rückkehr" in den Profifußball. Begonnen hat die Saison mit einer Siegesserie von sechs Spielen, insgesamt wurden erst drei verloren. Als Tabellenführer hat die Austria sechs Punkte Vorsprung auf die ersten beiden Verfolger, sportlich hat die relativ junge Truppe von Trainer Christian Schaider alles im Griff. Das Team kommt ohne große Namen aus, einige Spieler haben Red-Bull-Vergangenheit. Offensivspieler Yannic Fötschl (21), dem in 20 Spielen bisher 10 Tore gelangen, konnte vor kurzem schon ein Probetraining bei Schwarz-Weiß Bregenz absolvieren. 

Die großen Hürden bei den Salzburgern waren zuletzt bekanntlich das Stadion und die Finanzen. "Wir sind sehr gut, aber noch nicht so breit aufgestellt, wie wir uns das wünschen würden und können daher derzeit schlicht nur abwarten, ob die Verhandlungen unter Federführung unseres Präsidenten Claus Salzmann die finanziellen Mittel in der benötigten Höhe bringen – oder nicht", schrieb der Verein dazu selbst vor zwei Wochen.

Eine Zulassung für die 2. Liga gab es in erster Instanz nicht, der Aufstieg soll jetzt über einen Protest erreicht werden. Hinter den Kulissen wurde zuletzt eine Lärmschutzwand bewilligt, die großteils von der Stadt finanziert wird und eine Zukunft in der eigenen Heimstätte sichern soll. Laut dem Vereinspodcast 'Laola.Viola' wurde zudem mit Hauptsponsor Max Aicher und weiteren Geldgebern über mehrjährige Partnerschaften gesprochen. Auch wenn laut Aussendung noch kein großes Sponsoring vereinbart werden konnte, werden einige Partner ihre Unterstützung ausweiten. Aufgegeben hat man in Salzburg jedenfalls noch nicht. 

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Velly Arena Imst

SC Imst 1933

Aufstieg: Möglich

Zulassung: Erteilt

Beim SC Imst hat man eine Chance gewittert und könnte - wenn alles gut läuft - überraschend den Sprung in die 2. Liga schaffen. Im Gegensatz zu Austria Salzburg hat man bei den Tirolern die Zulassung bereits in der Tasche, weitere Konkurrenten gibt es nicht, weil in Hohenems ein Stadionneubau die Aufstiegspläne vorerst auf Eis gelegt hat. Dem Stadion wurde Zweitligatauglichkeit attestiert, finanziell dürfte die Zusammenarbeit mit einer großen Friseurkette und mehreren lokalen Betrieben, sowie der Sparkasse für ein solides Fundament reichen. Alleine mit dem Erhalt der Zulassung sieht man beim Verein einen "zukunftsweisenden Meilenstein" gesetzt.

Um auch wirklich nach oben zu dürfen, braucht es über die restliche Saison entsprechende sportliche Resultate. Sollte der SV Austria Salzburg mit seinem Protest leer ausgehen, reicht der zweite Tabellenplatz für den Aufstieg. Den belegt aktuell der VfB Hohenems, Imst fehlen von Platz fünf noch fübf Punkte. Die Frühjahresform macht jedenfalls Hoffnung, von sechs Spielen wurden vier gewonnen, noch keines verloren. Bekannte Namen sucht man im Kader der Tiroler fast vergeblich, mit Thomas Kofler (Wacker Innsbruck, Hartberg), Florian Jamnig (Wacker, LASK, Altach) und Armin Hamzic (Rapid-Jugend, Wacker) haben nur drei Spieler nennenswerte Erfahrung als Profis. Dem 39-jährigen Trainer Bernhard Lampl fehlt die Erfahrung auf höherem Niveau ebenfalls, mit seiner A-Lizenz erfüllt er aber jedenfalls die Anforderungen der Liga. Dass man es in Imst ernst meint, hat Klubmanager Martin Schneebauer gegenüber den 'Oberösterreichischen Nachrichten' schon im Herbst angedeutet: "Sobald wir sportlich die Chance haben, wären wir bereit". Chancen hat man jedenfalls noch, viel hängt jetzt von Salzburg ab.

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