Gähnende Leere
Insgesamt 100 Spiele wurden seit der Ligareform vor Publikum in den Meistergruppen gespielt, das Interesse war oft groß. Die 25. Bundesligarunde liefert jetzt aber einen neuen Ausreißer.
+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +
Großes Stadion, wenige Leute - eine optisch wenig ansprechende Kombination, mit der weder Fans, noch Vereine, noch die Liga zufrieden sein kann. In der Meistergruppe sollte es sie eigentlich nur selten geben. Weil es um viel geht, weil die besten und in der Regel großen Teams von Haus aus viel Unterstützung erfahren. Am 25. Bundesligaspieltag war es aber nicht zu verhindern, der Großteil des Stadions blieb leer - mehr dazu später.
Insgesamt verbuchen aber einige Vereine eine positive Entwicklung gegenüber den letzten Wochen, man hat sich mit der jeweiligen Situation abgefunden und den Kampf um Abstieg, Playoff, oder Meisterschaft angenommen. Dank 53.806 steigt der Saisonschnitt in die Nähe der 8.000, der 25. Spieltag war der siebtbeste der Saison.
Klagenfurt im Tief, Linz wieder draußen
Wenig zufrieden sein kann man beim SK Austria Klagenfurt: Zwar reicht der Punkt aus dem Spiel gegen den TSV Hartberg vorerst für die Verteidigung von Platz fünf, das Wörtherseestadion blieb aber gähnend leer. 3.125 Plätze waren besetzt, es ist - nach Spielen Austria Lustenau, Austria Wien und Hartberg - der zweitschlechteste Wert der Saison. Beim ersten Duell gegen die Steirer waren im Dezember 2023 nur 1.623 Zuschauer:innen dabei, der gesamte Spieltag war aber aufgrund starker Schneefälle und Verschiebungen ein Ausreißer. Von bisher 97 seit der Ligareform - unter Normalbedingungen vor Fans - gespielten Partien in der Meistergruppe waren nur zwei schwächer besucht: 2019 trafen sich SKN St. Pölten und WSG zweimal, einmal vor 2.277 Fans, einmal vor 2.916.
Nach einem Tief gegen Lustenau legt Blau-Weiß Linz wieder um 700 Fans zu und kratzt gegen den WAC zum siebten Mal in der Saison die 5.000. Gemessen daran, dass das erste Heimspiel gegen die Kärntner vor 4.200 Zuschauer:innen und damit dem kleinsten Publikum der Saison stattfand, eine beachtliche Steigerung. Und das, obwohl in Linz am Marathonwochenende genug los war und das Auswärtskontingent der Wolfsberger mit rund 10 Personen eher klein ausfiel.
Altach spendet, die Austria hält Serien
Auch für den SCR Altach geht es in Stück bergauf, die Vorarlberger steigern sich nach durchwachsenen Wochen wieder auf 5.000 Fans beim Spiel gegen die WSG. Bei beiden Heimspielen gegen die Tiroler in der Vorsaison jeweils noch klar unter 4.000 dabei. Erfreulich ist diese Entwicklung auch mit Blick auf eine Spendenaktion: Der Pfand für in Spendenboxen abgegebenen Becher kam am Freitag an “PINA” zugute, das Familien in finanzieller Not schöne Ferienerlebnisse ermöglicht. In der “Best of the rest”-Wertung der Bundesliga-Zuschauer:innentabelle hält Altach mit einem Schnitt von 5.234 knapp vor Blau-Weiß Linz (5.006) weiterhin den Spitzenplatz, die fünf größeren Vereine laufen eigentlich außer Konkurrenz.
Die Wiener Austria bleibt sich auch gegen Austria Lustenau treu und verbucht einerseits 11.242 Zuschauer:innen - damit zum 25. Mal in Folge über 10.000 - andererseits bleibt sie erneut zu Hause ungeschlagen. Sportliche Feuerwerke zünden die Veilchen aktuell aber nicht, bei den kommenden Heim-Gegnern WSG, Altach und WAC könnte deshalb zumindest die erste Serie wackeln. Gegen Lustenau war aber noch einmal eine Verbesserung drinnen, das Duell im November fand vor nur 10.820 Fans statt.
Wenig Raum für Kritik
Leicht überraschend geht es bei Sturm Graz minimal in die falsche Richtung, nach der Euphorie über den Finaleinzug im Cup waren beim folgenden Heimspiel gegen den LASK mit 14.375 Fans weniger dabei, als bei den letzten drei Duellen gegen die Linzer. Trotzdem reicht es für die exakte Mitte in der Saisonstatistik: Sechs Spiele waren besser besucht, sechs schlechter. Zu kritisieren gibt es aber eigentlich nichts, wenn wie am Sonntag vor Anpfiff nur noch Restkarten zu vergeben sind, macht der Verein viel richtig.
Streng genommen war das Publikum für den “Klassiker” am Sonntag zwischen Red Bull Salzburg und SK Rapid so klein, wie zuletzt 2018 - trotz einer Ticketaktion mit verbilligten Karten für Familien. Wegen einiger weniger Fans einen Strick daraus zu drehen, wäre aber übertrieben. Nur soviel: Die Zuschauer:innenzahl von 15.064 verdeutlicht die Salzburger Berg- und Talfahrt der Saison 2023/24. Beim letzten Duell im September des Vorjahres feierte Salzburg den sechsten Sieg im ebensovielten Ligaspiel, mit 17.089 Fans war das Stadion ausverkauft. In den drei vorangegangenen Auflagen gelang das nicht. Emotional ist man bei den “Bullen” jetzt aber an einem anderen Punkt angekommen - die Meisterschaft ist greifbar, der Cupsieg nicht mehr, wirklich zufrieden ist man nicht. Nach einer starken Vorsaison ist auch der Zuschauer:innenschnitt um rund 1.000 auf 11.486 gesunken. In der 25. Runde reicht es aber trotzdem für Platz eins.
"Derby" und Derby
Standesgemäß hat die Meistergruppe in der 26. Runde drei äußerst interessante Spiele zu bieten: Der LASK muss zu Hause ausgerechnet gegen Meister Salzburg auf Punkte hoffen, um in der Tabelle nicht abzurutschen - immerhin dürfen die Linzer vorlegen, das Spiel ist für Freitagabend angesetzt. Am Sonntag steigt dann das Steiermark-interne Duell, für das Sturm Graz zum TSV Hartberg reist. Den Abschluss macht der SK Rapid, der vor eigenem Publikum gegen Austria Klagenfurt einen großen Schritt in Richtung Euroapacup-Qualifikation machen kann.
Auch in der Qualifikationsgruppe geht es rund, vor allem in Vorarlberg. Lustenau empfängt den SCR Altach zum Ländle-Derby, das eine Art Vorentscheidung über den Abstieg bringen könnte. Zwischen WAC und Austria Wien entscheiden sich in Kärnten die Verhältnisse auf der anderen Tabellenseite, die beiden machen sich den Play-Off-Einzug untereinander aus. Außerdem tritt Blau-Weiß Linz auswärts bei der WSG Tirol an.
Alleine in der Meistergruppe ist mit über 35.000 Zuschauer:innen zu rechnen, das Derby in Vorarlberg und das WAC-Spiel gegen die Austria sollten die Chance auf insgesamt 50.000 Fans offen halten.