VAR-Check: Warum die Rote Karte für Kongolo richtig war [Exklusiv]
Für Aufregung und mediale Diskussionen sorgte am Sonntag beim Spiel Rapid vs Wolfsberger AC die Rote Karte für Rapids Terence Kongolo. Diese wurde aber zurecht ausgesprochen.
Der einzige Grund, warum Kijas vom Videoschiedsrichter zur Seite geholt wurde, lag in der Überprüfung, ob Kongolo in dem Zweikampf mit Boakye noch eine Chance auf den Ball hatte.
Es ging einzig und allein darum, ob eine „offensichtliche Torchance“ durch das Eingreifen verhindert wurde – und dies stand in dieser Szene (siehe Standbild) nicht zur Diskussion.
++ 90minuten.at exklusiv von Michael Fiala ++
So unspektakulär das Match zwischen Rapid und dem Wolfsberger AC die ersten 30 Minuten begann, so turbulent wurde es dann in der zweiten Hälfte. Nach der 2:0 Führung der Hütteldorfer und einer nahezu 100%igen Chance durch Marco Grüll kippte die Partie in der 65. Minute, als Schiedsrichter Alan Kijas nach einem Angriff der Kärntner nicht nur auf Elfmeter entschied, sondern auch Rapids Neuzugang Terence Kongolo die rote Karte zeigte.
Was war passiert? Nach einem leichtfertigen Ballverlust im Mittelfeld stürmt Augustine Boakye auf das Rapid-Tor zu, umspielt Torhüter Niklas Hedl und wird danach von Kongolo – vermutlich unabsichtlich – zu Fall gebracht. Schiedsrichter Kijas zögerte keine Sekunde, entschied sich für einen Elfmeter und schloss Kongolo aus.
Kurz darauf meldete sich der VAR Andreas Heiß zu Wort und empfahl Kijas ein „On Field Review“. Auf Twitter hieß es vom offiziellen Account des VAR dazu: „Der VAR bestätigte den Elfmeter, empfahl aber OFR für die Rote Karte. Es handelte sich nicht um eine Überprüfung des Strafstoßes, sondern um eine Überprüfung der Roten Karte.“ Kijas ging zur Seite und sah sich die Szene einige Male an und bestätigte danach seine Entscheidung: Rote Karte für Kongolo.
Richtige Entscheidung
Die Szene sorgte naturgemäß noch während und vor allem nach dem Match für hitzige Diskussionen. Dabei wurden von verschiedenen Seiten zwei Aspekte ins Spiel gebracht, die man unterschiedlich bewerten muss.
Aspekt 1: Chance auf den Ball?
Der einzige Grund, warum Kijas vom Videoschiedsrichter zur Seite geholt wurde, lag in der Überprüfung, ob Kongolo in dem Zweikampf mit Boakye noch eine Chance auf den Ball hatte. Die Regel besagt sinngemäß: Wenn der foulende Spieler im Moment des Fouls die Chance auf den Ball gehabt hätte, wäre der Rapid-Spieler mit einer gelben Karten zu bestrafen gewesen. Nach dem Studium der Videosequenz kam Kijas wohl zurecht zu dem Schluss, dass das Foul von hinten – auch wenn unabsichtlich – so erfolgte, dass der Rapid-Verteidiger keine Chance dabei hatte, den Ball zu spielen.
Aspekt 2: Aber Kongolo war doch nicht der letzte Mann?
In einer Agenturmeldung der APA wurde noch ein zweiter Aspekt ins Spiel gebracht. Im Spielbericht dazu heißt es: „Für einen abrupten Stimmungswechsel sorgte in der 65. Minute Schiedsrichter Alan Kijas, der nach einem Foul von Kongolo an Boakye auf Elfmeter für den WAC entschied und dem Rapid-Abwehrmann auch noch die Rote Karte zeigte. Obwohl dieser nicht der letzte Rapidler im Strafraum war.“
Diese Interpretation ist falsch. Zwar war mit Querfeld noch ein Rapid-Spieler in der Nähe der Torlinie und hätte den Angriff bzw. einen möglichen Torschuss eventuell noch blockieren können. Da aber Torhüter Niklas Hedl bereits überspielt war, konnte die Regelung für den Torraub nicht angewendet werden, weil es nicht relevant ist, ob ein Torhüter oder ein Feldspieler der letzte Mann ist. Es ging einzig und allein darum, ob eine „offensichtliche Torchance“ durch das Eingreifen verhindert wurde – und dies stand in dieser Szene (siehe Standbild) nicht zur Diskussion.
Insofern war die Rote Karte für Kongolo allen grün-weißen Ärgernissen zum Trotz korrekt. Das Spiel endete schlussendlich 3:3, nach dem der WAC in sprichwörtlich letzter Sekunde gegen die dezimierten Hütteldorfer noch für den Ausgleich sorgte.