Österreich stürzt ab [UEFA-Fünfjahreswertung]
Red Bull Salzburg holt einen Punkt bei Real Sociedad, Sturm Graz verliert überraschend, der LASK wie geplant. Österreich ist nur noch 13. in der Fünfjahreswertung.
+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +
Es ist ein mehr als enges, zum Teil Schnecken-, Rennen, das sich die Länder rund um den begehrten 10. Rang in der UEFA-Fünfjahreswertung liefern. Diesen hält Schottland, mit 2.050 Punkten Vorsprung auf Österreich auf Rang 13. Umgerechnet wären das noch mehr als fünf Siege, der bisherige Arbeitsnachweis von Salzburg, Sturm und dem LASK lässt nicht darauf hoffen, dass es so viele werden.
Zwischen Schottland und Österreich liegen die Tschechische Republik und die Schweiz – Rang elf ist nicht außer Reichweite, 0.200 Punkte sind an einem Spieltag für die rot-weiß-roten Klubs durchaus aufholbar. Dahinter lauern Norwegen und Dänemark, mit etwas Respektabstand.
Es ist natürlich schlecht, dass Österreich ab 2025/26 aus den Top10 draußen ist. 2024/25 hat man noch Rang 10 inne, dieser bringt den Meister direkt in die Champions League, den Zweiten in die 2. Quali-Runde, den Cupsieger ins Playoff zur Europa League und den Dritten in die zweite Qualirunde der Europa League, den vierten in Q2 der Conference League. Das einzige, was sich bei Rang 11 und 12 ändert, ist, dass der Meister ins Königsklassen-Playoff muss, erst ab Rang 13 gibt es dann einen weiteren Conference League-Starter statt zwei Teams in der Europa League. Fünf Starter gibt es übrigens auch noch für den 15.
Wer überwintert da in der Königsklasse
Die Türkei, Österreich ohnehin schon enteilt, könnte sich alleine durch ein Champions League-Achtelfinale noch weiter absetzen. Denn Galatasaray hält nach fünf Spieltagen bei fünf Punkten. Dahinter liegt Manchester United, man hätte die Engländer auf Rang zwei gesehen. Enteilt ist Bayern. Aus Europa verabschiedet hat sich hingegen Celtic. Gegen Atlético Madrid, Lazio Rom und Feyenoord Rotterdam war bislang nur ein Punkt zu holen, selbst mit einem Heimsieg gegen Feyenoord lautet das Endergebnis Platz 4. Tschechische Klubs sucht man in der Königsklasse hingegen vergebens.
Dafür gibt es einen Schweizer Klub. Die Young Boys aus Bern konnten Roter Stern Belgrad nach dem 2:2 im ersten Spiel mit 2:0 schlagen. Die Eidgenossen haben vier, die Serben einen Punkt. Somit geht es für die Berner in der Europa League weiter, egal wie der letzte Spieltag ausgeht.
Salzburg wiederum kann sich sogar eine Heimniederlage gegen Benfica leisten, ein 0:1. Mit einem Punktgewinn ist man fix in der Zwischenrunde der Europa League, bei einer das 2:0 aus dem Heimspiel überflügelnden Niederlage müssen sich die Bullen verabschieden. Ganz von Beginn an hat das auch Norwegen gemacht, es gibt keinen Klub in der Champions League.
Dänemark hat Kopenhagen in der Bayern-Gruppe – und somit Chancen aufs Achtelfinale, hält man doch bei genauso vielen Zählern wie die Istanbuler, hat aber ein besseres Torverhältnis. Am letzten Spieltag reicht im Parken ein Remis – ob es dann der zweite oder dritte Platz wird, entscheidet United. Nämlich ob die Engländer gegen Bayern daheim verlieren oder nicht.
Raus aus der Europa League
Weiter geht’s in der Europa League. Dort hat die Türkei keine Mannschaft. Schottlands Nummer zwei, die Rangers, können die Gruppe C noch gewinnen, Betis Sevilla empfängt die Schotten am letzten Spieltag. Von hinten droht noch Gefahr von Sparta Prag, aber die Rangers können schon zumindest mit der Zwischenrunde der ECL planen. Auch der zweite Prager Verein, Slavia, kann sich mit Europacup im Frühjahr 2024 befassen. Gegenwärtig führt man die Gruppe mit AS Roma an, kann maximal Zweiter werden. Servettte Genf liegt auf Rang 3 und ist fix in der Conference League.
Dorthin möchte auch der SK Sturm, der sich Raków Częstochowa daheim mit 0:1 geschlagen geben musste. Das ist mehrfach bitter. Am letzten Spieltag muss man in Lissabon bei Sporting antreten, die Polen empfangen Atalanta Bergamo. Das direkte Duell um Rang 3 geht gegenwärtig noch an die Blackies, das Torverhältnis ist um einen Zähler besser. Übrigens: Bei einem Heim-0:0 wäre Sturmschon fix in der Conference League gewesen. Bitter. In den Hintern beißen wird sich auch der LASK. Weniger, weil man an der Anfield Road mit 4:0 verloren hat. Sondern viel mehr, dass man selbst gegen Toulouse und Saint-Gilliose zweimal knapp verloren hatte. Die Athletiker stehen nun wie die Blackies vor einem Fernduell. Die Belgier dürfen aus oberösterreichischer Sicht zuhause nicht gegen Liverpool gewinnen, selbst muss daheim Toulouse besiegt werden.
Derartige Sorgen hat Molde nicht. Weil Häcken keinen einzigen Punkt geholt hat, liegt man mit sieben Zählern punktgleich mit Qarabağ Ağdam auf Rang 3, Tabellenführer Bayer Leverkusen ist makellos. Nachdem die Aseris am letzten Spieltag daheim gegen die Schweden spielen, sollten die Norweger wohl eher mit der ECL planen.
„Leichte Punkte“
In der Europa Conference Leaue ist alles leichter – möchte man meinen. Beşiktaş Istanbul hat keine Chancen mehr auf ein Weiterkommen, Fenerbahçe muss in Trnava einen Punkt holen, wenn Ludogorez das letzte Spiel verliert oder siegen und hoffen, dass die Bulgaren das nicht tun. Das direkte Duell hat Fener verloren. Aberdeen muss sich auf derartige Rechnereien nicht einlassen. PAOK Thessaloniki und Eintracht Frankfurt sind schon durch. Makellos ist bislang Viktoria Pilsen – fünf Spiele, fünf Siege, Gruppensieger. Weniger erfolgreich ist Lugano, zwar ist man Dritter, aber schon fix raus. Österreicher sind bekanntlich keine in der ECL.
Bodø/Glimt liegt in der Gruppe mit Lugano und Beşiktaş auf Rang zwei, ein Sieg gegen Brügge, höher als 1:0, könnte noch den Gruppensieg bringen. Um diesen bangen muss Nordsjælland noch. Zwar führt man die Gruppe vor Rasgrad, Fener und Tranava an, aber kann mit aktuell zehn Punkten noch von den beiden Verfolgern (je neun) überholt werden.
Vorzeitiger Abschied?
Österreich droht eine sehr bescheidende Europacup-Saison. Schon die letzte war mit 4.900 unterdurchschnittlich, mit aktuell 3.800 droht man diesen Wert noch einmal zu unterbieten. Zwar können alle drei Vereine noch weiter kommen, aber auch allesamt ausscheiden. Die Leistungsdichte in den beiden Bewerben Champions- und Europa League ist eben hoch, es ist nach wie vor schade, dass es weder Rapid noch Austria in die Conference League geschafft haben. Rapid hätte Topf3-Teams wie Astana, Helsinki, Trnava oder Ljubljana wohl Punkte abgeknöpft, Topf4 sowieso.
Mag sein, dass der LASK zu spät in Fahrt gekommen ist, es bei Sturm derzeit spielerisch nicht so gut läuft und Salzburg viele Verletzte hat: Mehr als Zittern und Bangen, überhaupt einen Verein in die KO-Phase zu bekommen, wäre allenfalls drinnen gewesen. So bleibt es knapp. Auch wenn der Sprung auf Rang elf ein kleiner ist, sollte man nicht vergessen, dass ein Rückstand ein Rückstand bleibt. Selbst wenn Österreich am Ende der Saison nur wegen 0.200 Punkten 13. statt Elfter ist, ist man eben hinten.