Halbvolle Stadien zum Ligastart [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 1. Runde]
Die Bundesligasaison 2022/23 startet mit nur zum Teil vollen Stadien, trotzdem darf man sich über eine Steigerung freuen.
+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +
Nach dem Startschuss zur Bundesligasaison 2023/24 liegen die ersten Zahlen auf dem Tisch: Verteilt auf die sechs Spiele der ersten Runde waren 43.447 Fans in den Stadien - im Schnitt also 7.241. Damit auch gleich zum Positiven: Gegenüber dem Auftakt vor einem Jahr konnte sich die Liga direkt um 500 Zuschauer:innen steigern. Erstmals geknackt wurde die 7.000er-Grenze am vierten Spieltag der Spielzeit 2022/23, diesmal hat man schneller angeschrieben. Im Ranking der Auftakt-Spieltage seit der Ligareform zur Saison 2018/19 belegt der gerade Absolvierte aber trotzdem nur den vierten von sechs Plätzen.
Voll war keine der sechs Spielstätten, in der Bundesliga bleibt diese "Auszeichnung" meistens den Derbys und einzelnen Partien mit Freikarten-Kontingenten vorbehalten. Beides gab es am ersten Spieltag nicht. Neu im Zuschauer:innencheck dabei ist jetzt auch eine Statistik zur Stadion-Auslastung. Viele Bundesligisten haben in den letzten Jahren Stadion gebaut oder adaptiert, einige Projekte sind derzeit in Planung - die Frage ist: Wie voll werden die neuen Heimstätten überhaupt?
WSG und Hartberg machen den Anfang
Seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga hängt die WSG Tirol im Keller der Zuschauer:innentabelle fest, daran ändert sich auch zum Auftakt der neuen Saison nichts. Sportlich hapert es zum Saisonstart ebenfalls, 1960 Fans sahen die 1:3-Pleite gegen die Austria Klagenfurt im Innsbrucker Tivoli. Gegenüber dem ohnehin ausbaufähigen Schnitt der Vorsaison (2.473) sieht diese Zahl nicht gut aus, zu den Auftaktspielen im Sommer 2022 konnte man immerhin knapp über 2.000 Fans empfangen. Die WSG behält ihren schwierigen Stand in der Tiroler Fußballwelt, die Stadionsituation trägt wesentliches dazu bei. Die Heim-Testspiele wurden im Gernot-Langes-Stadion in Wattens ausgetragen, auch die Saisoneröffnung wurde dort gefeiert – wo die eigentliche Heimat liegt, ist klar. Ein notwendiger Stadionumbau, um die Kriterien der Bundesliga zu erfüllen, ist aber nicht in Sicht.
Auch der vorletzte Platz für den TSV Hartberg überrascht nicht, mit 2.240 Fans gegen die Austria Lustenau liegt man hier aber immerhin ein Stück näher an den Zahlen der Vorsaison. Der Auftakt-Heimsieg 2022 gegen den SCR Altach fand – zum Vergleich – vor 2.064 Zuschauer:innen statt. Bald darauf rasselte diese Zahl, gemeinsam mit den sportlichen Leistungen, abwärts. Auch Hartberg zog in der Vorsaison mehrmals nur rund 1.800 Fans zu Heimspielen. Mit einem besseren Saisonstart nach einer Neuausrichtung unter Markus Schopp könnte man gute Argumente für einen Stadionbesuch vorlegen.
Die Mittelständler aus Kärnten und Vorarlberg
Nach einer Seuchensaison (mit versöhnlichem Ausgang) orientiert sich der WAC wieder nach oben. Mit einem Sieg gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz wurde die erste Hürde erfolgreich genommen, auch die Zuschauer:innenzahl von 3.490 wirkt auf den ersten Blick akzeptabel, immerhin liegt sie anders als bei WSG und Hartberg über dem eigenen 2022/23-er Schnitt von 3.247. Für die neue Saison könnte man sich die Latte aber eine Spur höher legen. Zwischen dem ersten und dem zweiten Heimsieg (September 22 bzw. April 23) verging in der abgelaufenen Spielzeit mehr als ein halbes Jahr. Mit besseren Leistungen sollten auch die Fans wieder leichter zu überzeugen sein. Gemessen an den Stadionplänen von WAC-Boss Riegler, die eine Kapazität von 10.000 Fans anschreiben, sieht man wohl auch beim Verein noch Potenzial.
Als beinahe-Absteiger wies der SCR Altach 2022/23 immer noch den sechstbesten Zuschauer:innen-Schnitt der Liga aus (4.953), Platz 1 hinter den fünf "Großen". Vom LASK wurden die Vorarlberger erst nach der Eröffnung des neuen Stadions überholt. Und auch der Saisonstart ist in dieser Hinsicht geglückt, trotz einer Niederlage gegen Meister RB Salzburg. 5.874 Fans sind ein starkes Zeichen für auch in Zukunft verlässlichen Rückhalt, den Altach mit einem Auftaktprogramm von "Bullen" und Rapid dringend brauchen wird. Gegenüber dem Salzburg-Spiel im vergangenen Oktober waren diesmal über 1.000 Fans mehr dabei, überhaupt zogen in der Vorsaison nur die Ländle-Derbys und das Sturm-Heimspiel vor der WM/Winterpause mehr Zuschauer:innen an, als die Partie am Samstag.
Vier Topklubs unter sich
Auch die Wiener Austria startet erfreulich in die neue Bundesligasaison, wenn auch nicht sportlich. 13.093 Fans zum Auftakt gegen Sturm Graz sind eine klare Steigerung für das erste Heimspiel der Vorsaison gegen den LASK (10.031). Die beiden Duelle mit dem Vizemeister brachten 2022/23 einmal 13.011 Zuschauerinnen und einmal 14.300 – bei letzterem Spiel gab es aber auch Freikarten für Vereinsmitglieder. Als einziger Bundesligist absolvierte die Austria am Sonntag bereits das zweite Pflichtspiel im eigenen Stadion, die Conference-League-Quali gegen Banja Luka ging vor 9.717 Zuschauer:innen über die Bühne. Ob sich die Bemühungen der Austria, neue Mitglieder oder zumindest Sympathisant:innen zu gewinnen, nachhaltig auf die Fan-Zahlen auswirken, zeigt sich aber vermutlich erst beim nächsten Heimspiel gegen den WAC Mitte August.
Das neue Stadion sichert dem LASK gleich zu Beginn der Saison Platz 1 im Zuschauer:innencheck. 16.790 Fans waren beim Auftaktspiel der Saison am Freitag vor Ort und mit Rapid Wien auch gleich jener Verein zu Gast, mit dem man sich in Zukunft um die besten Zahlen matchen wird. Vergleiche mit den vergangenen Spielzeiten machen bei den Linzern kaum Sinn, eine relevante Zahl gibt es aber - nämlich 17.650. So viele Fans waren beim Duell mit Rapid im April dabei, es bleibt der bisher zweitbeste Wert bei Ligaspielen in der Raiffeisen-Arena.
Kärntner Derby und Topspiel in Graz
Die Austria Klagenfurt hat im ersten Heimspiel direkt den WAC vor der Nase, das "Kärntner Derby" war für Fans zuletzt immer eines der interessanteren Duelle im Kalender. Heimspiele von Rapid Wien (gegen den SCR Altach) und RB Salzburg (gegen die WSG Tirol) sollten die 10.000-er Marke knacken können, gleiches gilt für das Topspiel der Runde: Sturm Graz hat den LASK zu Gast.
Außerdem empfängt Austria Lustenau die Wiener Austria. Aufsteiger Blau-Weiß Linz misst sich im ersten Heim-Pflichtspiel im neuen Donaupark-Stadion mit dem TSV Hartberg.