Auf in den fünffachen Dreikampf [UEFA-Fünfjahreswertung]
Österreich hat mit Salzburg, Sturm und dem LASK drei Vereine in den internationalen Gruppenphasen. Damit ist man nicht alleine.
+ + 90minuten.at PLUS – Von Georg Sohler und Daniel Sauer + +
Österreich geht in den Gruppenphasen Herbst auf Rang 11. Um die Türkei einzuholen, dürften die drei türkischen Klubs nicht punkten, Österreich müsste sieben Siege und ein Remis mehr erreichen. Nicht gänzlich unmöglich, aber eine harte Nuss, schickte der türkische Verband doch nur vier Klubs ins Rennen. Weil Punkte durch die Anzahl der Teams dividiert wird, zählt ein österreichischer Sieg 0.400 Punkte, einer der Länder mit vier Mannschaften hingegen 0.500. Einfacher einzuholen ist das auf Rang 10 liegende Schottland. Vier Siege und ein Remis beträgt der Vorsprung der Inselkicker. Knapp hinter Österreich – knapp mehr als ein Remis – ist die Schweiz klassiert. Serbien müsste siebenmal öfters gewinnen, um an rot-weiß-rot vorbeizukommen.
Nächstes Jahr, also 2024/25, ist schon in 2022/23 und den vier Saisons davor ausgespielt worden. Österreich ist Zehnter und darf in die dann 36 Teams umfassende Königsklasse den Meister entsenden, der Zweite muss in der zweiten Qualifikationsrunde antreten. Der Cupsieger und der Dritte starten in der auch 36 Klubs umfassenden Europa League; ersterer im wie gewohnt im Playoff, zweiterer in der 2. Qualirunde. In der (dann nur noch) Conference League mit 32 Teams geht es für den Bundesligavierten ebenfalls in Q2 los. Fällt man auf die Ränge 11 oder 12 zurück, müsste der Meister im Playoff starten, der Vizemeister in Q2, der Rest bleibt gleich. Platz 13 und 14 bedeuten in der CL keine Änderung, der Cupsieger wäre dann allerdings in Q3 der EL, die anderen beiden Teams in Q2 der ECL.
Die Ausgangslage
Red Bull Salzburg wusste von Anfang an, dass man in der Champions League-Gruppenphase ist; Gegner sind dort Benfica Lissabon, Inter Mailand und Real Sociedad. Die Bullen haben bewiesen, dass sie grundsätzlich in der Lage sind, eine CL-Gruppe zu überstehen, das haben sie in den letzten vier Spielzeiten immer, einmal ging es sogar ins Achtelfinale. Natürlich sind Benfica und Inter große Namen, natürlich wäre die Gruppe E (Feyenoord, Atlético, Celtic) auf den ersten Blick leichter. Zumindest die ganz Großen wie Barca, ManCity, PSG oder Bayern hat man nicht gezogen. Ob das besser oder schlechter ist, werden die kommenden Monate zeigen.
Von einer machbaren Gruppe für Sturm Graz zu sprechen, wäre wohl zu viel des Guten. Mit Atalanta Bergamo kommt ein oft unterschätztes Team aus Italien auf den Vizemeister zu, das vor einigen Jahren noch in der Champions League für Aufsehen sorgen konnte. Davon war die Truppe von Coach Gian Piero Gasperini zuletzt zwar ein Stück entfernt, in der Europa League sollte das Überstehen der Gruppenphase aber ein realistisches Ziel sein. Favorit auf Platz zwei ist Sporting Lissabon, die Portugiesen kehren nach zwei Jahren Königsklasse zurück - eine Enttäuschung für den Verein. Will Sturm weiterkommen, werden die Spiele gegen das dritte Team, Raków Częstochowa, zur Pflichtaufgabe. Der polnische Meister mühte sich durch die CL-Qualifikation, schied dann aber knapp gegen Kopenhagen aus.
Der LASK kann nur überraschen. Mit dem FC Liverpool haben die Linzer den größten Namen aus Topf eins erwischt, dazu kommt mit Union Saint-Gilloise ein gut organisiertes Team aus Belgien. In der Vorsaison überstand der Verein die EL-Gruppenphase souverän, danach führte der Weg bis ins Viertelfinale. Auch gegen den vierten im Bund - den FC Toulouse - wird es wirklich nicht einfach, der französische Pokalsieger ist aber noch ehesten auf Augenhöhe zu sehen. Der dritte Platz wäre ein realistisches Ziel und wirklich keine Blamage.
Die Gegner vor Österreich
Wie sieht es nun bei den anderen Ländern aus? Galatasaray hat mit Bayern, Manchester United zwei sehr große Teams erwischt, mit Kopenhagen ein unangenehmes. Demirspor verlor das Playoff zur ECL, Fenerbahçe trifft in diesem Bewerb auf Ludogorets Razgrad, Spartak Trnava, FC Nordsjælland. Von einem Weiterkommen ist hier eigentlich auszugehen, es hätte deutlich schlimmer kommen können. Und auch Beşiktaş spielt Conference League, in einer Gruppe mit Club Brugge, FK Bodø/Glimt und dem FC Lugano. Hier ist es schlimmer gekommen. Auch wenn die Europa League in der Vorsaison eine Nummer zu groß war: Bodø/Glimt aus Norwegen war eines der Überraschungsteams in der ECL-Saison 2021/22 und sollte zumindest für spektakuläre Duelle gut sein. Club Brugge überstand in der Vorsaison die CL-Gruppenhase und wird Platz eins ins Visier nehmen, Lugano war das mitunter stärkste Team aus Topf vier.
Schottland hat in der Königsklasse vergleichsweise Losglück, wie immer gilt: Auf dem Papier. Feyenoord, Atlético und Lazio sind harte Nüsse für Celtic, es hätte härtere gegeben. Stadtrivale Rangers verlor das CL-PO und trifft in der Europa League auf Real Betis, Sparta Prag und Aris Limassol. Aberdeen verlor seinerseits das EL-PO, aus Topf 4 kommend erwischte man HJK Helsinki, PAOK und Eintracht Frankfurt. Bis zu zwei schottische Klubs in den KO-Runden sind denkbar, das wäre aber bereits nahe am Best-Case-Szenario.
Die Verfolger hinter rot-weiß-rot
Die Schweiz hat mit den Young Boys Bern einen Verein in die Königsklasse gebracht. Dort wird man sich mit Roter Stern um Rang 3 raufen, Manchester City und RB Leipzig sollten im Normalfall nicht zu knacken sein. Die anderen verbliebenen zwei Klubs wurden jeweils aus Topf vier in Europa bzw. Conference League gezogen. Servette Genf wusste schon nach dem verlorenen Drittrundenspiel in der CL-Quali, dass es die Europa League wird. Die dortigen Gegner: Sheriff Tiraspol, Slavia Prag und AS Rom. Lugano wiederum spielt in der ECL, die Gruppe wurde ja zuvor schon erwähnt. Wenn es für die Nachbarn gut läuft, sehen wir zwei Schweizer Vereine in den K.O.-Runden der Europa League.
Bliebe noch Serbien, das Österreich aber eher nicht gefährlich sein wird. In der CL kam Roter Stern Belgrad man aus Topf 3, aber mit den Young Boys hat man hinter City und den Bullen eben auch viceversa eine harte Nuss. FK TSC spielt Europa League gegen Freiburg, West Ham und Olympiacos. FK Čukarički in der ECL gegen Genk, die Fiorentina und Ferencváros. Gut möglich, dass für alle drei serbischen Vertreter schon die Gruppenphase zur Endstation wird.
Platz 10 in Reichweite
Alle hier erwähnten Länder haben noch drei Klubs in den Gruppenphasen. Aufgrund der mangelnden Erfahrung der EL/ECL-Teams der Schweiz und von Serbien droht auf dem Papier keine unmittelbare Gefahr, dass beide vorbeiziehen und Österreich aus den Top12 fällt. Der Pulk dahinter, der derzeit auf den Plätzen 14 bis 18 liegt, (Dänemark, Norwegen, Israel, Ukraine) hat je nur zwei Teams in den Bewerben und zwischen 3.050 (Dänemark, umgerechnet mehr als sechs Siege) und 4.400 (Ukraine, neun Siege) Punkte Rückstand.
Nach vorne bräuchte es schon eine Zaubersaison, um an die Türkei heranzukommen, Schottland scheint in Reichweite zu sein. Es wird ein spannender Fünfkampf mit je drei Teams.