Auch für VIPs kein Platz mehr [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 14. Runde]
Auf dem Papier war die 14. Bundesligarunde die zweitschlechteste der Saison, damit wäre die Geschichte aber nicht richtig zu Ende erzählt. Vielmehr sind einige Vereine über sich hinausgewachsen, es gibt Grund zur Freude.
+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +
Es darf auch solche Runden geben, eigentlich soll es das auch. Dank der großen Stadien in Wien, Linz, Graz und Salzburg ist die Bundesliga als Ganzes inzwischen verwöhnt: In der Regel kommen jede Woche über 40.000 Fußballinteressierte zu den sechs Spielen, damit findet man sich eigentlich auf einem unaufhaltbaren Rekordkurs. Ihre Stadien füllen können aber nicht nur die "Großen", am 14. Spieltag waren auch einige andere Vereine so gut unterwegs, wie schon lange nicht mehr.
Ordentliche Zahlen in Tirol und ein Lustenauer Abschied
Die treuen Stadiongeher:innen bei der WSG Tirol – so klein diese Gruppe auch sein mag – haben es aktuell nicht leicht. Vom eigenen Trainer wurde bekannt gegeben, dass Ticketeinnahmen in den internen Budgetplänen keine Rolle spielen. Von Ex-Spieler Roland Kirchler gab es eine weitere Breitseite: „Die WSG hat keine Fankultur“, so der aktuelle Sportdirektor des SCR Altach vor dem Gastspiel am Wochenende. Mit 1.950 gemeldeten Zuschauer:innen war das Tivoli bei weitem nicht voll, der Schnitt der letzten drei Wochen ist aber zumindest besser, als der davor. Mit Blick zurück ist es sogar der drittbeste Wert, seit es das Duell in der Bundesliga gibt. Zahlenmäßig stark vertreten waren vor allem die Altacher, sechs mit Fans gefüllte Busse waren mit in Innsbruck.
Das Duell mit dem WAC war das letzte Heimspiel der Austria Lustenau im alten Reichshofstadion. Die angekündigte „große Abschiedsfeier“ fiel angesichts der sportlichen Schieflage eher klein aus, ein glücklicher Boden war das eigene Stadion schon länger nicht mehr. 3.848 Fans waren am Samstag mit dabei, im Vergleich mit Gästeteams wie WSG Tirol und Hartberg sticht der WAC damit nicht besonders heraus – dass auf Topspiele gegen Altach, Rapid und Salzburg einige fehlen, ist nachvollziehbar. Den Fans in Lustenau ist aber jedenfalls ein Kompliment zu zollen: Obwohl der Verein zu Hause noch keinen Punkt gesammelt hat, wurden die guten Zahlen aus dem Vorjahr teils übertroffen und der Schnitt gehalten. Ihnen wäre zu wünschen, dass es in Bregenz besser läuft. Den Umzug nicht mehr mitmachen wird Trainer Markus Mader, der vom Verein beurlaubt wurde. Rückblickend war es ein Abschied in doppelter Hinsicht.
Fußballfeste in Hartberg und Linz
Volles Haus in Hartberg, das gab es schon länger nicht mehr. 5.024 Zuschauer:innen – wie am Sonntag – wurden in der Oststeiermark zuletzt im August 2019 gezählt, damals war Sturm Graz zu Gast. Diesmal war es der SK Rapid, der einen neuen Saisonrekord und drei Punkte liefern durfte. Damit entwickelt sich auch der Schnitt der Hartberger in die richtige Richtung: Bleibt bis zum Saisonende bei den knapp 2.900 Fans, wäre es der zweitbeste seit der ersten Bundesligasaison 2018/19. Auch damals war das Heimspiel gegen Rapid ausverkauft.
In Linz – genauer gesagt im neuen Donauparkstadion von Blau-Weiß – blieb ebenso kein Platz frei, beim Stadtderby gegen den LASK auch kaum eine Überraschung. Mit 5.595 Fans war die Kapazität voll ausgeschöpft. Sportdirektor Christoph Schößwendter erklärte gegenüber 90minuten.at, dass vielen Anfragen im Vorfeld – auch von einigen hochrangigen Personen, die gerne noch gekommen wären – nicht mehr entsprochen werden konnte. Blau-Weiß ist mit einem Schnitt von 4.941 Zuschauer:innen pro Partie auf einem guten Kurs – es wäre der beste Wert für einen Aufsteiger seit dem LASK im Jahr 2017/18 (5.142).
Aufschwung auch in Klagenfurt und Wien-Favoriten
Sportlich lief es beim SK Austria Klagenfurt im November schlecht, bisher gelang weder ein Sieg noch ein Tor. Bei der 0:3-Heimniederlage gegen Sturm Graz gab es aber immerhin einen Grund für kleine Freude: Der Vizemeister hat zahlende Kundschaft mitgebracht. Mit 6.474 Zuschauer:innen war das Stadion so voll, wie erst einmal in dieser Saison: Beim Kärntner Derby im Sommer wurden aber auch Freikarten an Einsatzkräfte verteilt, die an der Hochwasserbekämpfung beteiligt waren. Hinter dem WAC und Rapid ist Sturm der drittliebste Gegner der Klagenfurter Fans.
Das Topspiel der Runde fand bei der Wiener Austria statt, zu Gast war Meister Salzburg. Standesgemäß war die Partie mit 13.153 Fans gut besucht, nur das Wiener Derby und - dank Freikarten - das Duell gegen Austria Klagenfurt fanden vor größerem Publikum statt. Bei den Fans der "Veilchen" liegen Spiele gegen die "Bullen" aktuell höher im Kurs, als selten zuvor: Die letzte Austragung im Juni brachte das größte Publikum seit 1992 ins Stadion, am Sonntag lag man erneut nur knapp darunter.
Kontrastprogramm
Der Spielplan sieht für die 15. Runde gleich vier potenzielle Heimspiele mit über 10.000 Fans vor - volle Dröhnung also und möglicherweise ein neuer Saisonrekord. Vor allem der Samstag hat es in sich: Am 25. November empfängt Meister Salzburg das Überraschungsteam aus Hartberg, zeitgleich reist die WSG Tirol zum LASK. Außerdem muss die Austria Lustenau mit ihrem Interims-Trainerduo zu Sturm Graz. Das Topspiel am Sonntag richtet der SK Rapid in Hütteldorf aus, zu Gast ist der FC Blau-Weiß Linz. In Wolfsberg trifft die Wiener Austria auf ihren Ex-Trainer Manfred Schmid, während für Altach ein Heimduell gegen Austria Klagenfurt ansteht. Ein Gesamtergebnis nahe der 60.000 Fans ist realistisch, auch Luft nach oben gäbe es noch.