Volles Haus beim Derby, zu großer Druck für Rapid? [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 11. Runde]
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Volles Haus beim Derby, zu großer Druck für Rapid? [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 11. Runde]

In Wolfsberg gibt's Oktober-Bier und Weißwürste, in Klagenfurt Freikarten und bei Rapid Wien vor allem wieder Ärger.

++ 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Die 11. Runde war auf den ersten Blick die bisher am besten besuchte Runde der Bundesligasaison. 50.213 Fans waren insgesamt in den Stadien, verteilt auf die sechs Partien ergibt das einen Schnitt von 8.368. Ist das gut? Irgendwie schon, irgendwie nicht - einerseits ist ein volles Stadion beim Wiener Derby die einzig angemessene Kulisse, andererseits wird damit überdeckt, dass einige andere Standorte Probleme damit haben, Fans ins Stadion zu holen - trotz Kulinarik und Freikarten.

 

Luft nach oben beim WAC - Austria-Duell mit Freikarten

Nachdem letzte Woche der TSV Hartberg zum Sorgenkind erklärt wurde, gehört diese Rolle jetzt wieder dem Wolfsberger AC. Immerhin waren gegen die SV Ried wieder knapp 400 Zuschauer:innen mehr dabei als im letzten Heimspiel, für einen Bundesligisten mit Ambitionen in Richtung oberes Playoff sind aber auch 2.935 Fans keine herausragende Zahl. Zumal der Verein ja in den Vorjahren - zumindest in Verbindung mit sportlichem Erfolg - auch immer wieder mehr Leute im Stadion hatte. Man wird es wohl wissen und daran arbeiten - ein angepasstes Kulinarik-Angebot wie gegen Ried (mit Weißwürsten, Oktober-Bier und Sturm) ist ein netter Anfang, wird aber alleine eher nicht reichen.

In der 28 BLACK Arena zu Klagenfurt haben sich am Samstag letztendlich 3.868 Fans für das Heimspiel der Austria Klagenfurt gegen Austria Lustenau eingefunden. Wie viele von ihnen die "1+1-Aktion" des Kärntner Klubs angenommen haben, ist nicht bekannt - laut Vereinshomepage gab es für jedes gekaufte Ticket eine Freikarte dazu. Immerhin waren knapp 1.000 Fans mehr im Stadion als gegen die Wiener Austria im August, damit war es aber trotzdem das am zweitschlechtesten besuchte Spiel der Saison. Mit dem Heimsieg konnte man immerhin Werbung in eigener Sache machen, wie voll das Stadion in Klagenfurt wird, hängt aber scheinbar doch mehr vom Gegner ab, als von Freikarten und Angeboten.

 

Luft raus in Linz? Regenschlacht in Altach

Das Thema Tabellenführung hat sich beim LASK vorerst wieder erledigt, nach einem starken Auftritt gegen Salzburg setzte es gegen Hartberg eine 0:3-Niederlage - damit geht zu Sturm Graz und den "Bullen" doch eine Lücke auf. An mangelnder Unterstützung von den Tribünen dürfte es nicht gelegen haben, auch wenn das Spiel gegen Hartberg mit 4.200 Zuschauer:innen nur ein wenig besser besucht war, als beim bisherigen Tiefstwert zum Saisonauftakt gegen Klagenfurt (4.100). Ins Stadion in Pasching passen aber auch nicht mehr als ungefähr 5.800 Fans hinein, also bewegt man sich immerhin in der Nähe einer 70-prozentigen Auslastung.

Der Meister wäre in Altach fast baden gegangen, am Ende ging sich dann doch noch ein 3:2-Auswärtssieg aus. Die Vorarlberger dürften die eigenen Fans aber immerhin - trotz Starkregen - mit einer kämpferischen Leistung wieder mehr auf ihre Seite geholt haben, überhaupt machen die letzten Auftritte wieder Hoffnung. Die Partie gegen Red Bull Salzburg war schlechter besucht als die gegen andere große Klubs wie Rapid und Austria Wien, das Ländle-Derby mit Lustenau läuft sowieso außer Konkurrenz. Vor einem Jahr waren gegen die "Bullen" fast gleich viele Fans im Stadion wie am Samstag, die 4.689 waren also eigentlich so zu erwarten.

 

In Wien und Graz wird diskutiert

Auch Sturm Graz überrascht nicht wirklich, 8.521 Fans waren beim Heimspiel gegen die WSG Tirol dabei - das ist für den Verein zwar knapp der bisher schlechteste Wert in der Bundesligasaison, dafür aber der beste bei Duellen gegen die Tiroler und um knapp 500 Fans Zuschauer:innen mehr als noch in der Vorsaison. In Graz gab es zwar keine Freikarten-Aktion, dafür aber ein Rahmenprogramm der etwas anderen Art: laut Verein konnte man vor dem Spiel am Stadion-Vorplatz mit dem Vorstand und Präsident Christian Jauk "über jegliche Themen rund um den Verein" diskutieren. 

Diskutieren steht auch bei Rapid wieder auf der Tagesordnung. In den letzten Wochen konnten die Hütteldorfer mit zwei ordentlichen Ergebnissen gegen Salzburg und die WSG rechtzeitig vor dem Wiener Derby für Ruhe sorgen, nur um dann im Heimspiel gegen die Wiener Austria wieder schlecht auszusehen. Das Thema "Druck bei Heimspielen" wurde in den letzten Wochen mehrfach angesprochen, im Gegensatz zu einigen vorangegangenen Partien hatte man die Fans diesmal aber zu Beginn wieder auf der eigenen Seite - die Stimmung war phasenweise schon deutlich negativer. Einige bekannte Gesichter des Vereins, allen voran der ehemalige Präsident Michael Krammer hatten zuletzt angemerkt, dass die Mannschaft im leeren Stadion ihre Leistung vermeintlich konstanter bringen konnte. Immerhin war das Stadion voll, das war aber zumindest in den Derbys schon seit Ewigkeiten nicht mehr anders. Am nähesten dran an der Vollauslastung war in der laufenden Saison das Heimspiel gegen Sturm Graz mit 19.200 Zuschauer:innen, in der Vorsaison konnte man im Frühjahr die 20.000-er Marke noch mehrfach knacken.

Die nächste Runde wird anders

Unterm Strich war die 11. Runde eigentlich echt in Ordnung. Die Regel, dass zwei oder drei gute Spiele den Rest ein bisschen herausreißen, gilt auch diesmal - nur noch ein bisschen mehr als sonst. Der Saisonschnitt steigt jedenfalls leicht an.

Austria Wien (gegen Salzburg) und Sturm Graz (gegen den WAC) werden sich am kommenden Wochenende die ersten beiden Plätze untereinander ausmachen. Der LASK gastiert in Klagenfurt, Hartberg in Altach und die SV Ried empfängt den SK Rapid – Hoffnung auf eine gute Kulisse darf man sich zumindest vorsichtig machen. Die WSG Tirol konnte im letzten Heimspiel einen persönlichen Fan-Saisonrekord aufstellen, vielleicht kommt man wieder in die Nähe davon. Runde 11 war die bisher Zuschauer:innen-Stärkste der Saison, Runde 12 wird sich eher am anderen Ende des Spektrums bewegen.

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