Alles zur UEFA-Fünfjahreswertung 2022/23 aus österreichischer Sicht [Exklusiv]
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Alles zur UEFA-Fünfjahreswertung 2022/23 aus österreichischer Sicht [Exklusiv]

Red Bull Salzburg, Sturm Graz, Austria Wien, Wolfsberger AC und SK Rapid – dieses Quintett will auf die letzte, beste Europacup-Saison der Geschichte eins drauf setzen. 90minuten.at bietet einen Überblick über den Stand der Dinge in der Fünfjahreswertung.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Faktencheck von Georg Sander + +

 

Achtelfinale in der Champions League durch Serienmeister Red Bull Salzburg, selbe Runde durch den LASK in der Europa Conference League, Rapid als „Umsteiger“ von der Europa League in die Zwischenrunde der ECL – 10.400 Punkte standen am Ende der Saison 2021/22 als Abrechnung unter der rot-weiß-roten Europacup-Saison, der besten der Geschichte. In dieser Tonart soll es aus heimischer Sicht weiter gehen. Rapid spielt bereits am Donnerstag gegen Lechia Gdańsk in der ECL, der WAC folgt in Runde drei, in der Königsklasse rittert Sturm (EL-Gruppenphase fix) um die Millionen in der Champions League und die Austria tritt im Europa League-Playoff an. Meister Salzburg ist klarerweise wieder in der höchsten Spielklasse zu finden, macht also drei fixe europäische Gruppenphasen, mit der Möglichkeit auf fünf.

Die Punkte aus der Saison 2022/23 gelten dann schon für 24/25 – Achtung, es kommt zur umstrittenen CL-Reform. Statt 32 Teams in acht Gruppen spielen 36 Mannschaften in einem Ligensystem. Einer der vier zusätzlichen Startplätze geht an den Tabellendritten des Fünfjahreswertungsfünften, einer an einen weiteren zusätzlichen nationalen Meister und die anderen beiden an, wie es auf der UEFA-Homepage heißt, „zwei Vereine mit dem höchsten Klubkoeffizienten der Fünfjahreswertung, die sich nicht automatisch für die Champions-League-Ligaphase qualifiziert haben, allerdings für die Qualifikation der Champions League oder der Europa League / Europa Conference League.“ Sprich: Eigentlich ändert sich für Österreich wenig, außer, dass man schlechter werden kann. Aber darauf ist nicht zu hoffen. (Hinweis: Die Bonuspunkte für fixe Gruppenphasen sind bereits eingepreist)

 

Nach vorne!

Österreich hat durch den Wegfall der 9.750 Punkte aus 2017/18 (Salzburg im EL-Halbfinale) nun Plätze mit Schottland getauscht und um Rang acht wird es 2022/23 auch gehen. Eine Auswirkung auf den Startzeitpunkt in den jeweiligen Gruppenphasen oder Qualirunden hat dieser Platz nicht, es wäre wohl emotional super, nach den Big 5-Nationen inklusive Portugal und den Niederlanden Achter zu sein. Apropos Oranje: Die Eredivisie-Klubs sind enteilt und haben sogar die Iberer geholt. Um die einzuholen, müsste Österreich mehr als 15 Punkte mehr machen, was ziemlich unrealistisch ist.

Die Schotten wiederum sind gemeinsam mit Belgien und wohl auch Serbien (Russische Klubs sind aufgrund des Angriffs auf die Ukraine bekanntlich ausgeschlossen) die direkten Gegner. Zuerst der Blick nach vorne. Die Schotten schicken wie Österreich fünf Klubs ins Rennen, es handelt sich natürlich um Celtic und die Rangers sowie Heart of Midlothian, Motherwell und Dundee.

Celtic tritt in der Gruppenphase der Champions League an und wird dort mit hoher Wahrscheinlichkeit in Topf 4 landen. Die Rangers wiederum treten wie Sturm in der dritten Qualirunde an, haben also die EL-Gruppenphase fix in der Tasche und wären vielleicht sogar in Topf 3 in der CL-Gruppenphase, wenn sie durchkommen. Dafür müssen sie aber Union St.-Gilloise aus Belgien biegen. Die Hearts sind im Playoff zur EL, also fix in der ECL, haben insgesamt eine schlechte Setzung. Motherwell startet gesetzt in der 2. Runde der ECL Dundee ungesetzt in der dritten, wo auch Motherwell ungesetzt wäre, wenn sie die Sligo Rovers in Q2 ausschalten.

Der Rückstand auf Schottland beträgt derzeit 3.800 Punkte, ein ziemliches Brett. Zu erklären ist das mit der guten 17/18er-Saison Österreichs und der schlechten von Schottland (4.000), die rausfallen. Für einen Sieg in der Quali gibt es 0,2 Punkte, für ein Unentschieden 0,1 (bzw. 1 bzw 0,5, dividiert durch die Anzahl der Starter). In der Gruppenphase wird das verdoppelt. Österreich muss sich also anstrengen, um die Schotten zu überholen. Der Einfachheit halber: Bei 0,4 Punkten in einer Gruppenphase und aktuell 3,8 Zählern Rückstand, muss Team Austria zehn Siege mehr einfahren.

 

Nach hinten

Die Absicherung nach hinten ist eher schlecht. Der Unterschied zwischen Rang neun und Rang zehn beläuft sich zwar nur auf das Antreten des Vizemeisters (Q2 statt Q3), aber es gilt aufzupassen. Hinter Österreich lauert Belgien, mit 1.100 Punkten Rückstand. Da darf nicht viel schiefgehen. Club Brügge spielt fix in der Champions League, das Überraschungsteam der letzten Saison, Union St.-Gilliose, tritt wie Sturm in Q3 des Ligaweges an und trifft, für Österreich gut, auf die Rangers. Gent ist (mit sehr guten Koeffizienten) im Playoff zur EL, Royal Antwerpen muss ab Runde 2 um die ECL kämpfen, Anderlecht ab Runde drei.

Serbien wiederum hat 2.900 Punkte Rückstand. Die Siege sind aber „teurer“, da die Serben nur vier Teams in den Bewerb schicken, ein Gruppenphasensieg zählt also 0,25 Punkte, nicht nur 0,2. Dafür hat man keinen CL-Teilnehmer. Roter Stern Belgrad spielt ab Runde 3 im Meisterweg um die Champions League und ist dort gegen Pjunik Jerewan oder Düdelingen Favorit. Partizan Belgrad wiederum muss in der dritten Runde der Europa League-Quali antreten und trifft auf den Verlierer der Partie Fenerbahce gegen Dynamo Kiew. Radnički Niš spielt gegen Gizra United und träfe dann auf den WAC. Cukaricki Belgrad muss in Q2 nun erst einmal RFC Union Luxemburg biegen.

 

Die heimischen Klubs

Wie sieht es nun in Österreich aus? Red Bull Salzburg ist fix in der Gruppenphase der Champions League. Die Bullen werden aus Topf 3 gezogen, nachdem sich in den letzten Jahren Kracher in Topf 4 getummelt haben, scheint Marseille der größte Name zu sein, die Franzosen hätten aber einen schlechteren Koeffizienten als die Rangers, Dinamo Zagreb oder Roter Stern. Platz 3 scheint Pflicht, in Topf 1 und 2 sind die schwächsten Teams nebst dem Who is Who des europäischen Klubfußballs Ajax, Porto und EL-Sieger Eintracht Frankfurt. Sturm würde übrigens definitiv in Topf 4 sein, sollte man den Sieger aus Fenerbahce/Kiew schlagen und dann noch das Playoff überstehen, mit mögliche Gegner wie Benfica oder den Rangers. In der Europa League-Gruppenphase würde man vermutlich, wie übrigens auch die Wiener Austria, so sie das Playoff übersteht, eher nicht im ersten Topf sein, eher vier als drei. Die Veilchen werden als Priorität 1-Kub nicht gegen Gent, Hearts, Omonia Nikosia, Sivaspor, Dnipro oder Silkeborg spielen. Möglich wäre aber beispielsweise Dinamo Zagreb. Das wird nicht leicht.

Der WAC trifft wie erwähnt auf den Sieger von Radnički Niš gegen Gizra United. Im Playoff wäre man dann ungesetzt. Rapid wird nach hoffentlich gelungenen Auftritten gegen Gdansk gegen Aris Limassol oder Neftci Baku spielen, eine Setzung im Playoff könnte sich ausgehen. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert: Gesetzte Klubs (also auch mögliche WAC-Gegner im PO) sind etwa Villarreal, AZ oder West Ham. Ungesetzt könnten Kaliber wie Köln, Nizza oder Anderlecht sein.

Es bedarf also großer Anstrengungen, um sich den Platz 8 zu sichern und gewissermaßen best-of-the-rest zu sein.

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