„Fanansturm“ in Tirol [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 2. Runde]
Die WSG Tirol berichtet von über 2.000 Fans, was für die Wattener am Tivoli ein sensationeller Wert ist. Überhaupt müssen die „Kleinen“ nachziehen.
+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Zuschauer:innencheck von Georg Sander + +
Während die ganz großen Ligen erst langsam in die Gänge kommen, kickt Österreich schon. Die 2. Runde der Bundesliga bringt auf den Tribünen eher ernüchternde Erkenntnisse, die Zweitrundenspiele fanden im Schnitt vor nur 6.309 Fans statt. Gefordert sind die „Kleinen“. Denn was nützt es, wenn, wie in Runde eins, zwei Spiele fünfstellig sind, der Rest aber vor mehr als ausbaufähiger Kulisse stattfindet?
WSG mit Fanansturm, Ried mit okayer Anzahl
Die Heimbilanz der WSG Tirol lag vergangene Saison weit unter 2.000, in der Qualifikationsgruppe bei fünf Heimspielen bei 1.560. Der Ausreißer nach oben war das letzte Heimspiel gegen Hartberg, gekommen waren offiziell 2.750. Für einen Saisonkehraus eigentlich keine gute Zahl. Nun schauten zum normalen Kick gegen den TSV 2.130 vorbei. Das ist, gemessen am sonstigen Besuch am Tivoli, recht viel. Vielleicht können die Wattener ja vom Absturz des ehemaligen 2. Liga-Klubs Wacker Innsbruck profitieren und den einen oder anderen Fan, der oder die gerne möglichst hochklassigen Fußball sehen wollen, für sich gewinnen.
Erstklassig, das ist die SV Ried in den vergangenen Jahrzehnten öfters als zweitklassig. Leidensfähigkeit brauchen die Fans aber bekanntlich auf jeden Fall, wenn sie die Wikinger unterstützen wollen und sie tun es irgendwo recht brav. Dennoch sind 3.664 gegen Aufsteiger Austria Lustenau alles andere als das Gelbe vom Ei. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in der gemeinsamen 2. Liga-Zeit zwischen 2017 und 2020 im Schnitt rund 3.100 Fans ins Innviertel kamen. Hier ist also ebenfalls noch einiges an Potential vorhanden.
Klose-Schauen und Klagenfurter Überlegungen
Der SCR Altach entkam der Zweitklassigkeit in quasi letzter Minute und wird wohl auch dieses Jahr nicht unbedingt um den Europacup mitspielen. Den Kick gegen den WAC, das Bundesliga-Heimdebüt von Weltstar und Trainer Miroslav Klose, wollten dann 3.832 Besucher:innen sehen. Was Fanzuspruch betrifft, sind beide Vereine eher Mittelklasse, sportlich sind die Lavanttaler den Vorarlbergern enteilt. Die Gesamtbilanz der beiden Teams von 2010 weg in Bundesliga- und 2. Liga lautet 3.257 und das ist ungefähr die Zahl, die man sich vorstellt, wenn man ins Blaue reinraten würde, wie viele Fans im Schnitt zu diesen Begegnungen kommen. Wie auch für die bereits erwähnten Vereine gilt es auch für Altach: Das vorhandene Potential muss besser genutzt werden, auch wenn es nicht gegen die Großen oder den Nachbarn geht.
Austria Klagenfurt wiederum hätte wohl mehr Potenzial als die hier bereits genannten Heimteams, gegen den großen SK Rapid kamen aber nur 5.877 Fans in die neuerdings 28 Black Arena genannte Heimstätte. Im Oktober letzten Jahres kamen noch 7.493 Zuschauer:innen, zum Meistergruppenduell im Frühjahr schließlich 5.709. Auch wenn die Klagenfurter die vierthöchste Zahl vermelden, braucht es offenbar dennoch mehr als einen altehrwürdigen Namen, sportlichen Erfolg und ein modernes Stadion...
Austria und Sturm fünfstellig
Das Duell Austria gegen den LASK war aufgrund bekannter Umstände bereits vor Anpfiff mit Spannung geladen. Die knapp über 10.000 Fans sind über die langsame Gesundung der Veilchen hinaus eigentlich ein super Wert. Im Herbst 2018 kamen mit 10.076 einmal mehr Besucher:innen, exakt derer 45. Bemerkenswert ist: Das Duell wird auf höchster Ebene seit 1950 ausgetragen und 1971 kamen immer weniger Fans als bei den zwei erwähnten Partien. Sprich: Es tut sich wieder einiges in Wien-Favoriten, es darf und soll durchaus mehr werden.
Eine klare Angelegenheit schon in der Vorschau war, dass Sturm gegen Salzburg nicht nur am Rasen das Topspiel werden würde. Diese Paarung ist ohnehin ein verlässlicher Gassenfeger an der Mur. In den letzten zehn, 15 Jahren gab es verlässlich fünfstellige Zahlen zu vermelden, mit ein paar negativen Ausreißern Mitt der Zehnerjahre. Detailkritik am Rande: Ausverkauft war Graz-Liebenau zuletzt 2011 bei dieser Paarung.
Wenig Besserung
Die kommende Runde wird wohl eher keinen Rekord bringen. Sturm spielt in Ried, der LASK in Wolfsberg, Salzburg in Hartberg. Dazu kommt der Auftritt der Austria in Altach, die WSG Tirol empfängt Klagenfurt. Gut möglich, dass bei Rapid gegen Lustenau fast so viele Fans in Wien-Hütteldorf sein werden wie in allen fünf anderen Stadien. Man lässt sich aber gern vom Gegenteil überzeugen.