Rückstand vergrößert, aber Vorsprung ausgebaut [Update zur Fünfjahreswertung]
Der vierte Spieltag im Europacup bringt den Salzburgern die erste Niederlage, Rapid die dritte, Sturm holt einen hart erkämpften Punkt in Spanien, der LASK sorgt für den einzigen Sieg. Insgesamt verbessert Österreich seine Position.
+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +
Die Sachlage nach Spieltag Nummer vier ist trotz zweier Niederlagen in Wolfsburg und Zagreb sehr positiv. Zwar enteilen die Niederlande den heimischen Klubs – der Rückstand ist von 4.050 auf 5.650 Punkte angewachsen, auf alle anderen Länder konnte der Vorsprung aber vergrößtert werden. Die Schotten sind statt um 1.950 nun 2.150 Punkte hinten, die Russen (2.368 auf 2.768) Ukrainer (3.050 auf 3.450), die stets genauer analysiert werden, verlieren ebenfalls weiter gegenüber Österreich. Aber auch dahinter bauen die vier heimischen Vertreter den Vorsprung aus, die Serben (4.925 auf 5.475), Belgier (5.450 auf 5.650) und auch die Nachbarn aus der Schweiz (6.625 auf 6.925) reißen mehr Rückstand auf.
KO-Phasen-Gedanken: Einer fix, ein Zweiter fast
Dass Red Bull Salzburg irgendwann auch einmal verlieren wird, ist auf Champions League-Niveau klar. Eher bitter ist, dass man nun sogar zur Gänze aus dem Europacup fliegen könnte, umgekehrt ist die Wahrscheinlichkeit auf die KO-Phase der Königsklasse sehr hoch. Mit einem Sieg in Lille wäre man durch, bei einem Remis und einem gleichzeitigen Punktgewinn des VfL Wolfsburg gegen Sevilla zumindest auf Platz drei und somit in der Europa League. Hätte, Täte, Fahrradkette – dass Lille in Spanien gewinnt, davon konnte eigentlich nicht ausgegangen werden. Aller Statistik zum Trotz könnten noch alle drei Teams an den Salzburgern vorbeiziehen.
Der SK Sturm Graz wiederum hat noch Chancen auf einen Umstieg in die Europa Conference League. Der ist aber wiederum eher theoretischer Natur. Entweder man lässt Real Sociedad hinter sich, sprich gewinnt zwei Mal und die Spanier gar nicht, dann wäre man Dritter. Oder man schlägt zunächst den PSV Eindhoven und dann Monaco. Rechnerisch ginge sich Rang drei auch mit einem Sieg in den Niederlanden und einem Remis daheim gegen die Monegassen aus, da müsste aber wiederum Real Sociedad auch am letzten Spieltag siegen und der Sturm-Sieg müsste höher als das Hinspiel ausgehen, welches 1:4 endete. Kurzum: Sturm ist im Normalfall raus.
Anders sieht es beim zweiten Europa League-Vertreter SK Rapid aus. Durch das Remis von West Ham in Genk sind die Belgier einen Punkt vor Rapid. Die Hammers sind durch, selbst wenn man zwei Mal verliert, Genk beide austehenden Spiele gewinnt: Die Londoner haben das direkte Duell gewonnen. Rapid könnte noch Platz zwei schaffen, muss dazu aber entweder die beiden ausstehenden Spiele gewinnen und auf ein Remis bei Dinamo gegen Genk hoffen; oder eine weitere Möglichkeit: unter Umständen, wenn Dinamo beide Spiele verliert und Rapid gegen West Ham remisiert und Genk mit mindestens 2:0 schlägt, reichen auch sieben Zähler - sehr kompliziert also. Rang drei und Umstieg ist einfacher, da müsste man einfach den einen Punkt auf Genk aufholen, sprich auf einen Zagreber Punktgewinn hoffen, um an Spieltag sechs noch das direkte Duell gegen Genk zu gewinnen.
Einfacher ist's beim LASK: Wie Maccabi Tel Aviv hält man bei zehn Punkten, Helsinki hat drei, Alaschkert 0. Zwei weitere Siege wären für die Fünfjahreswertung super, aus Sicht des LASK wäre es gut, das Duell mit Tel Aviv für sich zu entscheiden, denn die Gruppenzweiten spielen gegen die Gruppendritten der Europa League, die jeweiligen Gruppensieger haben ein Freilos in der Zwischenrunde.
Was macht der Rest?
Die Niederlande machen viel und das richtig. Ajax Amsterdam hat in einer durchschnittlich schwierigen Gruppe bislang alle vier Spiele gegen Dortmund, Sporting und Besiktas gewonnen. PSV Eindhoven hat in der Sturm-Gruppe in der Europa League mit fünf Punkten nur einen Zähler Rückstand auf Platz zwei. Sogar der Gruppensieg und damit das Vermeiden der Zwischenrunde ginge sich aus. Alkmaar ist mit 10 Punkten aus vier Spielen in der Conference League bereits fix weiter, verliert man gegen Jablonec im nächsten Spiel nicht, ist nach fünf Spieltagen auch schon das Achtelfinale sicher. Ähnlich sieht es für Feyenoord Rotterdam aus. Slavia Prag hat zwar mit sechs Punkten einen mehr als die erwähnten Tschechen, aber am nächsten Spieltag kann Rotterdam das Achtelfinalticket buchen, sonst heißt es eben Zwischenrunde. Eng wird es für den fünften Vertreter. Vitesse Arnheim hat mit sechs Punkten nur einen Rückstand auf Tottenham und kann sogar Rennes (10 Punkte) noch abfangen, aber nachdem Tottenham am nächsten Spieltag gegen das punktlose NS Mura spielt, wird es schon einen Sieg in Frankreich brauchen.
Die beiden schottischen Vertreter spielen in der Europa League, Die Rangers konnten sich mit einem 1:1 in Schweden Bröndby vom Hals halten und ist mit vier Punkten so erfolgreich wie Sparta und hat zwei Zähler Vorsprung auf die Schweden. Die müssen beim makellosen Lyon ran, die Rangers haben die Chance auf Rang zwei, wenn sie daheim Sparta schlagen. Der Stadtrivale Celtic hat die Pflicht erfüllt und Ferencvaros zwei Mal geschlagen. Am nächsten Spieltag kickt Betis gegen Budapest, die Schotten treten in Leverkusen an. Zumindest Rang drei ist sicher, selbst wenn die Stöger-Elf Betis und Bayer schlagen sollte, hätte man das direkte Duell gewonnen.
Zenit St. Petersburg hat Rang drei in der Champions League-Gruppe fast sicher. Das Hinspiel gegen Malmö und damit die bislang einzigen drei Punkte endete 4:0. Die Schweden müssten schon gewinnen und am letzten Spieltag in Turin punkten und Chelsea die Daumen drücken. Aber sogar Platz zwei wäre für Zenit mit Schützenhilfe aus Turin noch möglich, dafür müsste nach Malmö auch Chelsea höher als 1:0 geschlagen werden. Spartak Moskau wiederum hat trotz Platz vier noch Chancen, sogar auf den Gruppensieg: Napoli (7 Punkte), Legia Warschau (6) und Leicester (5) liegen vor den Hauptstädtern, es ist alles drinnen. Anders sieht es für Lokomotiva aus. Galatasaray führt die Europa League-Gruppe mit acht Zählern an, Lazio (5) und Marseille (4) liegen vor den Moskauern (2).
Bleibt noch die Ukraine. Schachtar Donezk steht in der Gruppe vor dem Aus, obwohl Sheriff Tiraspol mit dabei ist. Die Moldauer halten bei sechs, Donezk bei einem Punkt. Gewinnen die Ukrainer in Mailand nicht, war's das mit Europa für sie. Dynamo Kiew wiederum hat auch nur einen Punkt, trifft aber auf die makellosen Bayern. Theoretisch ginge sich Platz zwei noch aus, wenn man die Münchner und Benfica schlägt, Barcelona beide Spiele verliert. Rang drei wäre bei einer Niederlage daheim gegen die Deutschen möglich, wenn Benfica gegen Barcelona verliert. Punkten die Portugiesen, muss Kiew auch gegen die Bayern etwas holen, mindestens so viele Zähler wie Benfica gegen Barca. Bleibt noch ECL-Teilnehmer Zorya Luhansk. Nach dem 2:0 gegen Sofia hat man sechs Punkte, die Roma hat sieben, Bodö/Glimt führt die Gruppe mit acht Zählern an. Von Platz eins bis rechnerisch sogar vier ist alles möglich.
Zwei weiter bringen
Der Vorsprung auf die Nationen hinter Österreich sollte groß genug sein, um auf Platz acht zu bleiben. Die Schotten sind mehr als vier Gruppenphasensiege hinter Österreich, Russland mehr als sechs. Die Top10 sind zwar nicht einzementiert, aber aufgrund der Lage müsste schon sehr viel schief gehen. Wichtig wird sein, dass sich Salzburg am fünften Spieltag das KO-Phasen-Ticket endgültig bucht.
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