Keine Euphorie in der Peripherie [Zuschauercheck Bundesliga, 4. Runde]
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Keine Euphorie in der Peripherie [Zuschauercheck Bundesliga, 4. Runde]

Heimspiele von WAC, Admira, Hartberg, der Austria, dem LASK und Altach verheißen keine hohen Zuschauerzahlen. Rundensieger sind die sportlich strauchelnden Veilchen.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Zuschauercheck von Georg Sander + +

 

In den letzten 15 Jahren kamen alle Fußballmeister aus Salzburg (mehrheitlich), Wien (2 Mal violett, einmal grünweiß) und Graz. Immerhin gingen je ein Cuptitel in dieser Zeit an Ried und Pasching, die fußballerischen Zentren sind in den letzten Jahrzehnten eben in den drei größeren Städten zu finden. Innsbruck ist und bleibt ein schwieriges Pflaster, Linz muss erst einmal beweisen, dass der LASK über Jahre bei den vier großen mitspielen kann. Die Prognose ist gut, aber – siehe FC Tirol (mit und ohne Swarovksi)– auch in Innsbruck sah es eine Zeit lang gut aus.

Was hat das mit dem Zuschauercheck zu tun? Ganz einfach: Im seltensten Fall werden Menschen in der Masse Fans eines Vereins ohne großen sportlichen Erfolg. Man kann sich auch selber fragen: Was war der Moment, als ich Fan des Vereins wurde? Bei allem Respekt wird dann doch kaum jemand sagen: "Ja, gut, also wie der SC Weiz in Dellach mit 3:1 im ÖFB-Cup gewonnen hat, da hab ich mich in den SC Weiz verliebt." (Anm.: Diese Partie fand dieses Jahr in der ersten Cuprunde statt.) Und das erklärt dann auch die nachfolgenden Zuschauerzahlen recht gut.

 

Die Austria hatte die meisten Fans...

… und das sagt eben schon fast alles über diese Runde aus und wie wenig begeisterungsfähig lokales Publikum ab und an sein kann. 6.800 Fans wollten diese Partie gegen Austria Klagenfurt sehen, die mehr oder weniger so zuletzt 1988/89 stattfand. Für die Wiener Austria, die seit geraumer Zeit sowohl Anspruch, als auch Stil hinterher hinkt, ein passabler Wert. In der letzten Saison, die durchgehend mit Fans ausgetragen wurde – 2018/19 – fanden sich dank neuem Stadion noch über 10.000 Fans in der Generali Arena ein, 17/18 waren es im Saisonschnitt nur 6.546. Gemessen an der sportlichen Performance kein so schlechter Wert, gegen die WSG Tirol kamen in Runde zwei mit 6.053 deutlich weniger Besucher.

Am zweitmeisten Fans lockte die Partie zwischen dem LASK und Sturm Graz an. 6.001 Fans fanden den Weg nach Pasching. Seit dem Wiederaufstieg der Athletiker 2017 waren bei Spielen in Oberösterreich stets ähnlich viele Fans, mehr gehen auch kaum in die Raiffeisen Arena hinein. Bis es deutlich mehr werden – zum ÖFB-Cup-Viertelfinale im Februar 2019 fanden sich 9.153 Besucher auf der Gugl ein – wird es noch dauern, dazu muss die Gugl erst einmal fertig gebaut werden. Um den Gedanken vom Einstieg aufzugreifen: Das Fußballzentrum Linz muss eben erst fertig gebaut werden.

 

Keine Euphorie in der Peripherie

Schwenk in die fußballerische Peripherie. Der SCR Altach, in den letzten Jahren stets mit großen Zielen in die Saison gestartet, empfing den SK Rapid. Es war das 18. Duell vor Fans im Ländle zwischen den beiden Klubs, dass die hohen Saisonziele regelmäßig enttäuscht wurden, zeigt sich schon. Noch nie in der Bundesliga-Geschichte waren so wenig Fans im Stadion, die 5.000 wurden mit Ausnahme eines Duells im Mai 2007, stets überboten. Inwiefern die geltenden Corona-Maßnahmen mit der niedrigen Zuschauerzahl zu tun haben, kann natürlich nicht erhoben werden. Dass die Bilanz des SCR Altach daheim gegen den Rekordmeister super ist, soll aber auch nicht unter den Tisch gekehrt werden. Seit die Ländle-Kicker 2014 wieder in die Bundesliga zurück gekehrt sind, hat man im heimischen Stadion von 13 Partien nur zwei verloren. Euphorie bei den Rahmenbedingungen sieht eben anders aus.

Selbiges scheint für die Admira zu gelten. Gegen den Serienmeister Red Bull Salzburg sieht man zumeist gut aus, der Klub hat nach schwierigen Jahren mit Flyeralarm-Träumereien mit Andreas Herzog eine Fußballlegende auf der Bank und vielversprechende local heroes im Kader, dennoch kamen nur 3.400 Menschen. Der langfrstige Schnitt seit der Saison 2011/12 in den Duellen zwischen den Klubs, die vor Fans statt gefunden haben, beträgt knapp 3.300. Da liegen die 3.400 eben nur knapp über dem langfristigen Schnitt.

 

Schlusslichter

Der WAC kickte gegen die WSG Tirol vor 2.250 Besuchern. Das ist einfach sehr wenig. Zwar ist der einzige Referenzwert die neunte Runde 2019/20 (3.755 Fans), aber die 2.250 sind eben weit unter dem Durchschnitt. Die schwächste Bundesligasaison hinsichtlich Zuschauer gab es bei WAC 2017/18 mit 3.032 im Schnitt, da liegt dieses Spiel noch weit darunter.

Weiter geht die Reise nach Hartberg, dem Schlusslicht der Runde. 1.703 Fans sahen das Duell mit der SV Ried, in der Theorie Stamminventar der heimischen Bundesliga, bis zu den TSV-Fans hat sich das aber offenbar nicht durchgesprochen. Zum Vergleich: 2017/18 trafen sich die Klubs in der 2. Liga, die Heimspiele in der Steiermark lockten 1.006 bzw. 1.300 Besucher an. Eine Leistungsklasse höher und keine Verdoppelung, das sagt schon viel aus.

Zählt man all die Spiele dieser Runde mit diesen Faktoren zusammen ergibt dies einen Zuschauerschnitt, den man als Liga lieber nicht sehen möchte: 4.165 Fans haben sich durchschnittlich am vergangenen Wochenende in die Stadien "verirrt".

 

Besserung in Sicht?

In der kommenden Runde haben die drei zuschauerstärksten Klubs Heimspiele, Salzburg empfängt Klagenfurt, Rapid die SV Ried und Sturm die Wiener Austria. Da werden wohl wieder die 10.000er geknackt werden können, was hinsichtlich der Zuschauerentwicklung auch bitter notwendig ist. Denn die anderen Begegnungen – WSG – Altach, WAC – Admira, LASK – Hartberg – verheißen wohl keine allzu hohen Besucherzahlen.

Und somit kommen wir wieder zum Eingangsstatement zurück: So lange die Klubs an der Peripherie nicht für große Momente sorgen, werden die Zuschauerzahlen dahin dümpeln. Und vielleicht sollten auch Fußballfans die Latte für Erfolgsmomente nicht allzu hoch legen. Höher als Dellach gegen Weiz, aber vielleicht niedriger als den Meistertitel...

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