Zuschauercheck Bundesliga, 12. Runde: Wenig Fans können viel sein und umgekehrt
Red Bull Salzburg meldet zum „Klassiker“ gegen Rapid ein selbstreguliertes "ausverkauft". Die Austria hat noch immer Fans und die Zahlen bei den 'Kleinen' sind unterschiedlich zu bewerten.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Zuschauercheck von Georg Sander
Red Bull Salzburg verknappt national und hat dennoch diese Runde mit Abstand die meisten Fans im Stadion. Bemerkenswert ist die Analyse der Daten bei den kleineren Klubs. St. Pölten, Altach, Wolfsberg und Hartberg vermelden ähnliche Zahlen, die Ausgangslagen sind verschieden und die Besucherzahlen folglich unterschiedlich zu bewerten.
Schlusslichter ziehen an wie Schlusslichter
Am wenigsten Fans fanden sich etwas überraschend beim Spiel SKN St. Pölten gegen den SK Sturm Graz ein. Die sportliche Performance des Heimteams ist gelinde gesagt mehr als ausbaufähig, bei derzeit einem Saisonsieg sowie vier Remis ist hier leistungstechnisch viel Luft nach oben. Isoliert betrachtet ist die Anzahl von 3.404 gar nicht so schlecht. Seit 2016/17 kamen selten mehr. 4.221 ist der Bestwert, es war gleich das erste Bundesligaduell in Runde 5 im Jahr 2016, zum zweiten Spiel in dieser Spielzeit kamen mit 3.700 noch einmal deutlich mehr. Ende September 2017 und im August 2018 kamen ein paar Fans mehr als am Samstag. Insgesamt ist der Wert für eine so große Stadt und diesen durchaus attraktiven Gegner aber schwach.
Auch die Altacher Fans erleben derzeit Woche für Woche Enttäuschungen. Nach vier Niederlagen in Serie besuchten 3.597 Fans die Cashpoint Arena gegen den LASK. Viel zu erwarten war nicht, schließlich konnten die Altacher den LASK zuletzt in der zweiten Leistungsstufe im September 2011 besiegen, seit beide Klubs ab der Saison 2017/18 wieder gleichzeitig erstklassig spielen, reichte es nur zu zwei Remis bei fünf Vorarlberger Niederlagen. Die vier Heimspiele im Ländle waren zum Teil deutlich besser besucht, die Altacher verlieren gegenwärtig einfach Fans.
Nicht viel besser in Wolfs- und Hartberg, aber...
Grundsätzlich hat der WAC im Vergleich zur Vorsaison ein Plus von über zehn Prozent bei den Zuschauern. 2017/18 kamen nur 2.850 im Schnitt, letztes Jahr 3.646, dieses Jahr hält man bei 4.113. 3.788 gegen die Admira sind eigentlich nicht viel. Allerdings helfen einige Vergleiche. So kamen zu dieser Paarung in der Südstadt etwa nur lediglich 1.900 Besucher. 14 Mal trafen die Teams aufeinander, mehr als am vergangenen Wochenende kamen nur sechs Mal, wobei fünf dieser sechs Spiele gleich die ersten fünf Begegnungen in der Bundesliga ab dem Wolfsberger Aufstieg 2012/13 waren.
Platz drei geht in dieser Woche punkto Fans an den TSV Hartberg, der zum Lokalduell mit dem SV Mattersburg lud. 3.817 sind eine ordentliche Anzahl an Fans. Das sind rund 1.000 mehr als im Burgenland beim Erstrundenduell zwischen den zwei Mannschaften. Der SV Mattersburg ist diese Saison überhaupt ein nicht so gesehener Gast. Denn die 3.817 in Hartberg liegen knapp 500 über den Besucherzahlen beim Antreten des SVM in Wolfsberg, es ist das Doppelte des Antretens der Burgenländer in der Südstadt und knapp 400 mehr bei Altach – Mattersburg. Hartberg hat einen positiven Trend, wie die Wolfsberger kommen nun im Vergleich zur Vorsaison mehr als zehn Prozent Fans mehr. Und letztes Jahr kamen mit 2.812 (Grunddurchgang) und 2.312 (Qualifikationsgruppe) sehr deutlich weniger Fans zu diesem Duell in der Prolactal Arena.
Leidgeprüfte Fans und ein würdiger (?) Spitzentanz
Die Fans von Austria Wien müssen 2019/20 viel aushalten. Ein peinliches Europacup-Aus, eine Reihe an Niederlagen in der Liga und ein Cupaus gegen die WSG Tirol, das mit 5:2 mehr als deutlich ausfiel. Zwar errumpelten sich die Veilchen zuletzt eine Handvoll Punkte, aber Gegner Wattens ist nicht unbedingt der Bringer. 8.040 sind da eigentlich gar nicht so wenige Besucher. Zahlenvergleiche sind durchaus schwierig bei diesem Duell. Im Vergleich zum Vorjahr verliert der FAK logischerweise Fans, 17/18 kamen im Schnitt im Happel-Stadion aber nur 6.803. Die über 8000 dürften somit so etwas wie der schwer leidgeprüfte Kern sein und das ist in Österreich keine so schlechte Zahl, für eine Großstadt wie Wien allerdings schon.
Mit 17.218 Fans ausverkauft war das Spitzenspiel am Sonntag zwischen Red Bull Salzburg und Rapid Wien. Die Fans bekamen auch viel geboten: Eine Heimmannschaft, die gefällig Fußball spielte und den Gegner im „Klassiker“ (was auch immer das sein soll) in der ersten Hälfte an die Wand spielten; die Hütteldorfer kämpften sich zurück und so manchem Heimfan wird der Todesstoß in der Nachspielzeit wohl auch mehr gefallen als die sonst so gewohnten Kantersiege in der Red Bull Arena. Letztes Jahr war dieses Spiel, das nur im Grunddurchgang statt fand, nicht ausverkauft, es kamen 'nur' 15.973. In der letzten Saison der Zehnerliga kamen mit 12.249 und 11.981 gar deutlich weniger – so viel zu dem Umstand, man könnte ein Stadion auch leer siegen. Zur Erinnerung: Die Heimniederlage gegen Neapel war die erste nach 72 Pflichtheimspielen oder knapp drei Jahren. Der aktuelle Zuschauerschnitt in Salzburg: 11.015. Allerdings verknappen die Bullen national die Kapazität. International passen 29.520 Fans in die Arena, man spannt Transparente über nicht geöffnete Sektoren.
Weniger ist mehr und umgekehrt
Gerade diese Runde zeigt, dass ein schlichter Blick auf nackte Zahlen nicht viel bringt. Sind dreieinhalbtausend Fans in St. Pölten viel? Nein. In Hartberg? Ja. Sind 17.000 in Österreich viel? Ja. In Salzburg? Auch. Aber es passen nun einmal mehr hinein. Und nächste Woche?
Die beiden traditionell mit vielen Fans bedachten Klubs Rapid und Sturm spielen am kommenden Samstag Heimspiele gegen den WAC bzw. den SKN – hier sind jeweils über 10.000 Fans zu erwarten. Salzburg tritt am selben Tag in Mattersburg an. Der Sonntag ist mit Admira gegen Hartberg und WSG Tirol gegen Altach sowie durch die knappe Kapazität in Pasching bei LASK gegen die Austria wohl dann nicht so der Bringer.