Zuschauercheck Bundesliga, 16. Runde: Dreitausendsechshunderteinundachtzig
Die 16. Runde bringt in der Tipico-Bundesliga einen erbärmlichen Zuschauerschnitt von 3681 und ist damit mit Abstand die schlechteste Runde der Saison. Die Hoffnung: Es ist nur ein einmaliges Erlebnis.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Zuschauercheck von Georg Sander
Spielpaarungen, Temperaturen und Leistungskurven haben dazu beitragen, dass die Stadien in der 16. Runde schlecht besucht waren. Dennoch ist der schlechte Besuch außergewöhnlich.
Zusperren und Schlüssel wegwerfen in Tirol und St. Pölten?
Das Schlusslicht vom Wochenende ist die WSG Tirol. Zwar war Sturm Graz zu Gast, eigentlich oftmals ein Gewinn für die Kassa des gastgebenden Klubs. Doch die Elf von Thomas Silberberger arbeitet hart daran, tabellarisch Schlusslicht zu sein. Den letzten Ligasieg gab es in Wien-Favoriten, den letzten Ligapunkt in Wolfsberg, am ohnehin nicht heimischen Tivoli konnte zuletzt im August gepunktet werden. Die Konsequenz sind dann aben 2.100 Fans gegen Sturm Graz. Das sind noch einmal weniger als die (offiziell) 2.450 gegen den LASK. Die Zahl ist ohnehin so schlecht, dass man sie gar nicht erst vergleichen muss; macht auch wenig Sinn, da der andere Innsbrucker Verein sein Heimspiel gegen Sturm im August augestragen hatte, es war das erste Spiel nach dem Aufstieg. Bundesliga-Fußball und Tirol inklusive Fans scheint sowieso schwer zusammen zu passen, auch der große Name FC Wacker zog zum Teil sogar weniger Fans an, wie etwa am 15. Dezember vergangenen Jahres, 2.035 gegen den WAC
Auch in St. Pölten klappt es nicht so mit der Fanbindung. Selbst wenn der Gegner nur der SV Mattersburg war. Dabei geben die Herren am Rasen ihr Bestes und das zahlt sich auch aus. Die Schmidt-Elf siegt in Hütteldorf, zerlegt die WSG Tirol und remisiert in Salzburg und dann kommen auch nur 2.226 Besucher. Das ist der Minuswert für die Begegnung, die in der NV Arena seit 2016 zum sechsten Mal stattfand. Am 10. Februar 2018 kamen mit 2.381 ähnlich wenige wie vergangenes Wochenende, im Durchschnitt kamen zu den bisherigen fünf Duellen aber immerhin 2.915 Fans.
Kaum besser in der Südstadt und in Altach
2.537 Besucher kamen in die BSFZ Arena, um letztlich einen Punktgewinn der Admira gegen den Serienmeister zu sehen. In der Vorwoche kamen gegen die Wiener Austria gut 1.000 mehr. Der letzte Heimsieg in der Liga gegen Red Bull Salzburg datiert vom 10.November 2013, da ist generell wenig zu holen. Allerdings sind die über 2.500 mehr als etwa am 8. Dezember 2018 (1.900), 22. Oktober 2017 (2.302). Insofern handelt es sich um ein leichtes Plus, wenn man nur diese Spiele zu ähnlicher Jahreszeit vergleicht oder vergleichen will. Insgesamt bleibt der Zuschauerzuspruch der Panther aber mau.
Die Altacher sind gegenwärtig in der viel zitierten Scheißgasse unterwegs und die Fans haben sich wohl vom Heimspiel gegen die Europa League-Vertreter WAC nicht viel erwartet. Die 3.148 sind Saisonminuswert, die letzte so schlecht besuchte Partie fand vergangene Saison an einem ähnlichen Termin gegen Hartberg statt, das wollten überhaupt nur 2.543 Fans sehen. 2010 trafen die Klubs in der zweiten Leistungsstufe erstmalig aufeinander, in der Bundesliga duelliert man sich seit 2014/15. Bislang betrug der Schnitt dieser neun Partien 4.295, mit einem deutlich ersichtlichen Abwärtstrend. Vier der fünf letzten Partien inklusive dem jüngsten Duell lagen unterhalb dieses Durchschnittswertes. Die Altacher haben bekanntlich zuletzt mehr in die Steine als in die Beine investiert, also in die Infrastruktur, weniger in den Kader. Das ist ein bisschen die Antithese zum WAC, der infrastrukturell im Vergleich zu den Vorarlbergern hinterher hinkt – sportlich aber weiter vorne ist, auch wenn die Altacher letztlich gewinnen konnten.
Gleich viele in Linz und Favoriten
Der LASK schwimmt derzeit auf der Erfolgswelle, ist mit den knapp 6.000 Fans, die auch gegen den SK Rapid Wien kamen, räunlich aber limitiert. Was nach oben hin möglich sein kann, zeigen die internationalen Auftritte, aber in Pasching ist nun einmal nicht mehr Platz. Die Fantumulte inklusive Fisch und Feuerzeug werden noch-nicht-LASK-Fans vielleicht aber auch eher woanders hin tendieren lassen. Es bleibt dann abzuwarten, ob man bei einem etwaigen Titelkampf mit Salzburg nicht dann doch auf der Gugl spielt. Sollte die Zusammensetzung der oberen Sechs so bleiben, wie sie ist, vielleicht noch die Austria Hartberg abfangen, sollte man sich das überlegen oder Verträge eventuell umverhandeln..
Während die Athletiker trotz der 0:4-Klatsche gegen Rapid auf der Welle surfen, sieht es bei Austria Wien anders aus. Schlechte Leistungen, Durchhalteparolen, Fanprobleme, finanzielle Troubles und Co. haben dazu beigetragen, dass sich gegen den TSV Hartberg, den Konkurrenten um Platz sechs, nur noch 6.058 Fans in der Generali Arena eingefunden haben. Vergleichswerte sind schwierig, im März 2019 kamen immerhin noch 8.422 Besucher und selbst in Hartberg betrug diesen August die Besucheranzahl 4.237. Dass in das kleine Städtchen in der Steiermark zwei Drittel der Fans kommen wie in den zehnten Bezirk der Donaumetropole ist nur eines: bedenklich.
Ausnahmeerscheinung
Es wird sicherlich nicht oft eine derartige Konstellation geben, dass ein Verein mit dem Potential für einen Durchschnitt von 10.000-Fans oder mehr so lange so schlecht spielt. Oder dass Auswärtsfahrten wie für die Sturm-Fans eben sehr weit sind und alles auf einmal passiert. Jedenfalls wird diese Runde eine Ausnahme sein.
In der kommenden Runde spielt Salzburg daheim, da sind auch gegen die WSG Tirol wohl rund 9.000 Fans möglich. Zudem spielen die zuletzt siegreichen Blackies zu Hause und über allem steht dann das Wiener Derby in Hütteldorf. Wolfsberg empfängt den LASK, die Wölfe konnten auf den Tribünen zuletzt zulegen, Hartberg kann gegen den SKN einen großen Schritt Richtung Meistergruppe machen und dafür vielleicht sogar viele Fans in die Arena locken und sogar das Spiel Mattersburg gegen die Admira gehört zu den besser besuchten Partien, bei beiden teilnehmenden Vereinen. Also wird der Schnitt nächstes Wochenende mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder steigen.