Österreich ist gegen Nordirland immer zum Siegen verdammt
Wenn Österreich am Freitag daheim auf Nordirland trifft, liegen auf den Tag genau 13 Jahre zwischen dem letzten Duell und dem aktuellen Aufeinandertreffen - und 14 Jahre und ein Tag zwischen dem legendären 3:3, das bekanntlich "gewonnen" wurde. Österreich ist gegen Nordirland aber schon immer zum Siegen verdammt gewesen.
Ein Faktencheck von Georg Sander
"Ich bin gezeichnet von einem Match, das wir 3:3 gewonnen haben. Was da passiert ist, ist extremst nicht in Ordnung. Das ist irreregulär!, sprach ein entnervter Hans Krankl, 2004 Teamchef Österreichs, nach dem bislang vorletzten Duell gegen Nordirland legendär ins Mikrofon. Wenigstens konnte man sich revanchieren. Im Rückspiel der WM-Quali ein Jahr später konnte dank eines Aufhauser-Doppelpacks ein 2:0-Sieg gefeiert werden. Nach Deutschland fuhr man bekanntlich dennoch nicht. Dieses 2:0 war überhaupt erst der zweite Sieg gegen die Nordiren. Dass man damals wie heute gegen die Nordiren gewinnen muss, begleitet dieses Duell.
1982 erstmals gegeneinander
Gergündet wurde der irische Fußballverband bereits 1880, bis 1921 wurde von ihm die gesamte Insel repräsentiert, dann wurde Nordirland formal gegründet. Die FIFA erkannte aber nur den (süd-)Iriischen Verband an, erst 1954 wurde Nordirland teil des Fußballweltverbandes. Aber auch gegen irischen Verband wurde erst 1952 erstmals gekickt, mit England duellierte sich Österreich erstmals 1908, mit Schottland 1931, mit Wales 1954 Es dauerte bis 1982, bis sich Österreich und Nordirland überhaupt einmal gegenüber standen. Das war gleich ein Kracher: In Madrid traf man sich in der Zwischen der WM 1982, nachdem Österreich nach der "Schande von Gijon" aufgestiegen war. Diesen Fehler machten Frankreich und Nordirland wett. Gegen den späteren Weltmeister Frankreich setzte es ein 0:1, gegen die Nordiren ein 2:2. Billy Hamilton hatte sie in Führung geschossen, Bruno Pezzey und Reinhold Hintermair drehten die Partie. Eine Viertelstunde vor Schluss traf wieder Hamilton zum Endstand und machte Österreichs Träume vom Halbfinale endgültig zunichte.
Die nächsten sechs Spiele bis zum 'irre-regulären' 3:3 in Belfast fanden im Rahmen von Europameisterschaftsqualis statt. Österreich hatte für die Quali zur EM 1984 eine schwere Gruppe erwischt. Nur der Gruppenerste stieg auf und Deutschland war neben Nordirland sowie Albanien und der Türkei ein schwerer Gegner. Dabei war Team Austria gut gestartet. Albanien wurde 5:0 vom Platz gefegt, Nordirland durch zwei Schachner-Tore ebenfalls daheim geschlagen. Nach einem 4:0 gegen die Türkei und einem 0:0 gegen Deutschland hätten Hoffnungen aufkeimen können, hatten die Deutschen doch ihr Spiel gegen Nordirland verloren. Der Dämpfer kam dann just gegen die Inselkicker. Auswärts hatte Österreich in Albanbien gewonnen, in Belfast behielten die Hausherren aber mit 3:1 die Oberhand. Auch die Auswärtsspiele gegen Deutschland und die Türkei gingen verloren. Wenn man so will, hatten die Nordiren zuerst Hoffnung auf eine österreichische EM-Quali aufgebaut und sie dann selbst wieder zerstört.
Drei Niederlagen in den 90ern
Vier weitere Spiele im Rahmen von EM-Qualifikationen sollten folgen. Aber die Quali für die Europameisterschaft 1992 in Schweden begann denkbar schlecht - in Landskrona verlor Österreich gegen die Färöer mit 0:1. Als ob die damalige Weltklassemannschaft Jugoslawien nicht schon genug gewesen wäre. Gegen die gab es eine 1:4-Auswärtsniederlage. Ein Heimremis gegen Nordirland machte den Fehlstart perfekt. Der einzige Sieg in dieser Qualifikation gelang dann daheim gegen die Färöer. Dann folgte zwei Niederlagen gegen die späteren Europameister aus Dänemark (die als Gruppenzweite wegen des Ausschlusses des kriegsgebeutelten Jugoslawiens erst hindurften) und ein 1:2 in Belfast. Leo Lainer erzielte den Ehrentreffer. Zum Schluss setzte es übrigens noch eine 0:2-Heimniederlage gegen Jugoslawien.
In der Qualifikation für die Europameisterschaft 1996 gab es erstmals bei einer EM einen möglichen zweiten Startplatz pro Gruppe. Neben Portugal traf Österreich auf Irland, Nordirland, Lettlandund Liechtenstein. Man konnte sich also Hoffnungen machen. Schuld am Nicht-Erreichen von Rang zwei war aber Nordirland. Nach einem standesgemäßen 4:0-Sieg in Liechtenstein verlor Österreich daheim gegen Nordirland. Toni Polster hatte per Elfmeter zwischenzeitlich ausgeglichen, Phil Gray erzielte aber noch vor der Pause das spielentscheidende 2:1. Es folgte die programmierte Niederlage in Portugal, dann vier Siege gegen Lettland (5:0), Liechtenstein (7:0), Irland (1:3) und wieder Lettland (2:3). Nach einem Heimremis gegen Portugal waren die Hoffnungen groß. Am vorletzten Spieltag hatten Irland und Nordirland zwar gewonnen, von Portugal durfte man sich am letzten Termin aber einen Sieg gegen die Iren erwarten. Mit 16 Punkten hatte Österreich zudem nur einen Punktrückstand auf die Iren und drei auf Nordirland. Das Duell in Belfast hatte es dann in sich. Der heutige Trainer Martin O'Neill brachte sein Land in Führung, nach 53 Minuten stand es 3:0. Österreich schöpfte durch ein Schopp-Tor kurz darauf erstmals Hoffnung. Gray, wir erinnern uns, erzielte aber in der 64. Minute das 4:1. Christian Stumpf konnte aber noch das 4:2 erzielen, wieder O'Neill traf zum 5:2. Das dritte österreichische Tor durch Arnold Wetl war nur noch Ergebniskorrektur. Im Entscheidungsspiel um den letzten Platz verloren die Iren dann schließlich gegen die Niederlande.
Wieder unter Zugzwang
Inklusive der zwei eingangs erwähnten Spiele lautet die Bilanz also zwei Siege, drei Remis und vier Niederlagen. Wieder ist es ein Pflichtspiel, wieder ist Österreich unter Zugzwang, nachdem Tabellenführer Bosnien seine bisherigen beiden Spiele gewinnen konnte.