Geld schießt Tore – oder doch nicht?

Sind Klubs mit höheren Jahresbudgets erfolgreicher als jene, die mit weniger Geld auskommen müssen? Darauf lässt sich mit Blick auf die österreichische Liga keine eindeutige Antwort geben.

Ein Faktencheck und eine Zahlenspielerei von Michael Fiala

 

Es ist einer der beliebtesten Gründe, die von Sportdirektoren, Trainern und Klub-Chefs genannt werden, wenn diese auf die aktuell (schwache) Tabellensituation angesprochen werden. Sinngemäß heißt es dann: „Da wir mit den Budgets des Mitkonkurrenten nicht mithalten können, kann man auch nicht erwarten, dass wir sportlich diesem immer Paroli bieten.“

Oft wird dieses Argument aber nur in die eine Richtung verwendet: Und war im Vergleich zu Klubs, die viel mehr Budget haben als man es selbst hat. Rapid ist dafür ein Paradebeispiel und hat den finanziellen Vergleich zu Salzburg in den vergangenen Jahren immer wieder als Grund genannt, warum man nicht um den Titel mitspielen kann. Im gleichen Atemzug wird aber immer darauf vergessen, dass Klubs mit deutlich weniger Budget immer wieder (und derzeit sogar mehrere) vor den Hütteldorfern liegen. Wenn also Rapid die Bullen aufgrund der finanziellen Verhältnisse sportlich nicht fordern kann, dann dürften im Umkehrschluss aber auch nicht Vereine wie St. Pölten, Wolfsberger oder auch Hartberg vor den Wienern liegen.

 

Geld schießt nicht immer Tore

Der Blick auf die aktuelle Tabelle der Bundesliga macht diese argumentative Schieflage deutlich: Mit Salzburg liegt zwar der Klub mit dem Abstand höchstem Budget eindeutig und eindrucksvoll an der Spitze. Dahinter scheint die „Geld schießt Tore“-Regel aber aktuell nicht mehr zu gelten. So hat Rapid etwa vier Mal so viel finanzielle Mittel wie der LASK zur Verfügung oder gar acht Mal so viel wie Hartberg. In der „sportlichen Unerreichbarkeit“ spiegelt sich dies jedoch nicht wider. Ähnlich ist die Situation bei der Austria und bei Sturm Graz (siehe Tabelle).

Budget pro Punkt

Eine kleine Spielerei ist auch die zweite Kennzahl in der Tabelle: Anhand der aktuell erzielten Punkte in der Bundesliga haben wir das Budget pro Punkt ausgerechnet. Hier fällt auf den ersten  Blick auf, dass die Vereine mit viel Budget in Relation zu den erspielten Punkten deutlich mehr finanzielle Ressourcen aufwenden müssen. Aktuell setzen St. Pölten und Hartberg dieser Berechnung zufolge ihre Finanzen am effizientesten ein. Diese Werte werden sich noch im Laufe der Saison durch die erhöhte Punkteanzahl ein wenig nivellieren. Auffällig ist aber, dass nach aktuellem Punktestand Rapid pro Punkt fast so viel finanzielle  Ressourcen aufwenden muss wie Red Bull Salzburg. 

Hinweis: Als Grundlage für die Berechnung wurden die aktuellsten, verfügbaren Budgetzahlen (aus der Saison 2016/17) genommen, lediglich bei den Klubs LASK, Wacker Innsbruck und Hartberg sind die Zahlen aus der aktuellen Saison (Angaben der Klubs bzw. Schätzung) verwendet worden, weil diese in der Saison 2016/17 noch nicht in der obersten  Spielklasse gespielt und daher über kein vergleichbares Budget verfügt haben.

 

Rapids Sportchef im Faktencheck