Rapid auf Austrias Finanzspuren

Im Zuge der Hauptversammlung im November hat der SK Rapid aufgrund des großen Drucks der Mitglieder-Basis einen finanziellen Striptease hingelegt. Die aktuellen Zahlen zeigen: Ohne internationale Teilnahme kann Rapid derzeit nicht positiv bilanzieren. Zum

 

Der Blick auf das Geschäftsjahr 2012/13 zeigt: Trozt Teilnahme an der Europa League (inkl. einem Geisterspiel) hat Rapid mit einem Plus von rund 338.000 Euro nur knapp positiv bilanziert. Im Jahr zuvor, als Grün-Weiß den internationalen Sprung verpasste, wurde deutlich, wie sehr Rapid derzeit die internationalen Einnahmen braucht: Ein Minus von 3,3 Mio. Euro ließ die Hütteldorfer Gemeinde ziemlich nervös werden. Die Entwicklung ist bekannt: Die letzten beiden Jahre in der Amtszeit von Rapid-Präsident Rudi Edlinger waren kein Honigschlecken.

 

Fünfjahresplus aufgrund prominenter Transfers

Nimmt man als mittelfristigen Zeitraum die letzten drei Geschäftsjahre her, hat Rapid zwar zwei Mal positiv bilanziert und nur einmal negativ. Das Minus von 3,3 Mio. Euro hat die Gewinne der anderen beiden Jahre jedoch aufgefressen. Betrachtet man die vergangenen fünf Geschäftsjahre, kann Rapid einen kumulierten Gewinn von 2,92 Mio. Euro vorweisen. Ein Fünf-Jahresplus, das vor allem auf die Transfers (z.B. Jelavic, Kavlak oder Hoffer) in diesem Zeitraum zurückzuführen ist.

 

Die Zahlen der vergangenen Jahre im Detail:



 

Rapid-Präsident Krammer hat daher nach seiner Wahl angekündigt, sowohl kurz- als auch langfristig Rapid auf finanziell gesunde Beine stellen zu wollen. Kurzfristiges Ziel der Vereinsführung ist es, den Umsatz von 17,8 (2012/13) auf 20,2 Millionen Euro zu steigern. "Das wird nicht einfach, ist aber machbar", war Krammer optimistisch. Das nötige Geld soll über Ticketing (+400.000 Euro), Sponsoring (800.000), Merchandising (500.000) und sonstige Erlöse (700.000) hereinkommen, berichtete der Kurier. Ins Detail ging Krammer damals jedoch noch nicht.

 

Langfristig will Rapid das erreichen, was die Austria vergangenes Jahr (siehe 32 Mio. Euro: Austria erwartet Rekordumsatz) geschafft hat: Ein Jahr ohne Europa League soll zumindest ein ausgeglichenes Budget ermöglichen, was im - übrigens vorbildlichen - Geschäftsbericht des Klubs im Herbst 2013 (und somit vor der Ära Krammer) noch ein bisschen anders gesehen wurde: "Ohne Teilnahme am Europäischen Wettbewerb und positiven Transfersaldo ist ein ausgeglichenes Ergebnis nur über Reduktionen der Aufwende für den Profikader möglich". Krammer möchte einen anderen Weg einschlagen: Um ein ausgeglichenes Budget im nationalen Wettbewerb zu erreichen, muss der Umsatz Schritt für Schritt auf 30 Millionen Euro erhöht werden, zudem soll nach dem Abbau des negativen Eigenkapitals (per 30. Juni 2013 1,5 Mio. Euro) eigenes Vereinskapital aufgebaut werden.

 

Der Basel- und DFL-Vergleich

Immer wieder als Benchmark "herhalten" muss der FC Basel. Der Vergleich mit einem ähnlichen Markt zeigt, wohin die Reise gehen muss: Rapid braucht eine neue Infrastruktur, um wirtschaftlich und auch in weiterer Folge sportlich konkurrenzfähig zu bleiben. Basel hat etwa den Zuschauerschnitt mit dem neuen Stadion von 10.000 auf 27-30.000 erhöht. Die Business Bereiche fassen 1.700 Personen und sind seit zehn Jahren ausverkauft:

vergleich rapid basel

Grafik 1 (Quelle: Geschäftsbericht SK Rapid, Herbst 2013)

 

Der Vergleich mit den Klubs der zweiten deutschen Bundesliga zeigt (siehe 2. Grafik), dass die Hütteldorfer bei den Einnahmen eigentlich "nur" im Bereich der TV-Rechte hinterherhinken. Genau hier will Rapid-Präsident Krammer auch künftig ansetzen, um weitere Erlöse zu akquirieren. Im 90minuten.at-Interview vor wenigen Wochen sagte er dazu: "Wenn jemand gegen Rapid spielt, ist das wie ein Lotto-Sechser für den anderen Verein, weil er damit weiß, er hat viel mehr Quote, dadurch profitiert er eh schon durch Rapid. Warum muss dieser Verein dann bei den TV-Geldern auch noch im gleichen Ausmaß profitieren wie Rapid? Wenn ein Verein, der 1.500 Zuschauerschnitt hat, im Sonntagsspiel gegen Rapid spielt und dann plötzlich 400.000 TV-Zuseher bekommt, dann ist das schon ein solidarischer Akt von Rapid."

vergleich rapid zweite liga dfl

Grafik 2 (Quelle: Geschäftsbericht SK Rapid, Herbst 2013)

 

Sponsoring: Gut unterwegs - gut genug?

Im Geschäftsbericht des SK Rapid heißt es zum Thema Sponsoring im Vergleich zu den Kenndaten der 2. Deutschen Bundesliga: "Im Sponsoring sind wir nach dem Benchmarking-Vergleich gut unterwegs". Klar ist aber auch, dass Rapid - bei aller Wertschätzung der 2. Deutschen Bundesliga - eine größere Strahlkraft hat als viele Vereine dieser Liga und auch in einer Millionenstadt beheimatet ist, was außer dem 1. FC Köln kein deutscher Zweitligaklub von sich behaupten kann. Rapid-Präsident Krammer ist sicherlich bewusst, dass auch hier die Schraube gedreht werden muss. Den Beteiligten in Hütteldorf ist aber auch klar, dass die öffentliche Darstellung des Klubs wie in den vergangenen zwei Jahren nicht gerade förderlich war, um neue Sponsoren zu akquirieren bzw. vorhandene  Sponsoren zu halten.

 

Neue Struktur, neues Potenzial

Rapid arbeitet derzeit eifrig daran, eine neue Struktur zu entwickeln. Als Vorbild dient hier auch der Lokalrivale aus Favoriten. Krammer gegenüber 90minuten.at: "Der Lokalrivale ist per se nicht unser Vorbild, aber diesen Bereich hat er ganz gut gemacht. Es wird eine nicht notierende AG werden, weil hier gewisse Transparenz-Kriterien vorgeschrieben sind. Bei einer GmbH ist doch sehr viel durch Eigentümereinflussnahme möglich und gibt es keine vergleichbare Verpflichtung zur Transparenz. (...) Das Ziel ist, dass wir die Struktur im zweiten Quartal 2014 fertig haben und dann die Personalauswahl starten können." Der Zeitpunkt für die Umwandlung in die AG hängt dann schlussendlich auch mit der Stadionfrage zusammen: "Denn die Umwandlung in eine AG hat viele bilanztechnische und steuerrechtliche Aspekte. Zum Beispiel fällt die Umsatzsteuerbefreiung weg, wir zahlen plötzlich Umsatzsteuer für die Tickets. Da brauchen wir irgendwas anderes, wo wir die Umsatzsteuer gegenrechnen können, zum Beispiel Stadionbau."

 

Entscheidung zum neuen Stadion "im Optimalfall noch 2014"

Parallel zur neuen Struktur wird auch laufend an der Stadionfrage gearbeitet. Letztstand laut Krammer: "Im Optimalfall können wir 2014 noch die offizielle Entscheidung treffen und auch zu bauen beginnen. Das ist aber wirklich der Optimalfall. Da muss sich recht rasch ein Stadionsponsor finden, da muss Klarheit bzgl. Finanzierung herrschen, der Gemeinderatsbeschluss muss durch sein, der Dialog mit den Anrainern muss passen. Es gibt viele Meilensteine, die wir da erreichen müssen, dann können wir das schaffen." Krammer ist bewusst, dass alle ehrgeizigen Pläne, die in den vergangenen Wochen und Monaten geschmiedet wurden, nur dann umsetzbar sind, wenn auch das neue Stadion auf Schiene gebracht wird, wie auch Präsidenten-Vorgänger Rudi Edlinger am Ende seiner Amtszeit treffen bemerkte (siehe auch Rapid: Neues Stadion wird zur Existenzfrage). Denn auf lukrative Transfers sollte sich der Klubs auf lange Sicht nicht mehr verlassen (müssen).

>>> Zum Thema: Michael Krammer: 'So wie ich die Situation einschätze, bauen wir zu 80% ein neues Stadion'